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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hochgereckter Faust in der Luft, verschwitzt und mit zugeschwollenem Auge. Es ist der faszinierendste Anblick, den ich je erlebt habe.
    Ein Knockout.

neun
    Nach dem Kampf fährt ein ganzer Konvoi zum Stützpunkt rüber, um zu feiern. Zwei der drei Bälger, die heute gekämpft haben, haben gewonnen. Das dritte hat nach Punkten verloren, was beinahe zu einer Schlägerei im Publikum geführt hätte.
    Ich fahre bei Ash und ihrem Dad mit, die Jungs kommen mit Pikes Klapperkiste hinterher.
    »Wie geht’s dem Auge?«, fragt Nick und fährt vom Highway die Abfahrt runter, die zum Borden führt. »Hat dich ganz schön mit dem Daumen erwischt, was?«
    »Geht langsam wieder. Ist nur noch ein bisschen verschwommen.«
    »Kannst du nur mit dem linken das Nummernschild da vorne lesen?«
    Ich beuge mich auf dem Rücksitz nach vorn, um zu sehen, wie sie zu fokussieren versucht. Sie liest das Nummernschild des Autos vor uns ziemlich gut ab, nur das B verwechselt sie mit einer 8.
    »Fast. Das wird wieder«, sagt Nick und tätschelt ihr das Knie. »Na, was sagst du zu meinem Mädchen?« Er wirft mir im Rückspiegel einen Blick zu.
    Ich öffne den Mund ein paarmal und schließe ihn wieder,
wie ein Goldfisch, der sein Mittagessen verspeist. Wie soll ich auf so was antworten? In Anwesenheit ihres Vaters?
    »Ja, genau.« Ash dreht sich nach hinten um und fixiert mich mit ihrem blutunterlaufenen Auge. »Was sagst du jetzt?«
    »Ich... ich kann nur sagen... ich... äh. Sie war klasse. Du warst klasse. Ich meine... äh... du weißt schon.«
    Ash grinst. Sie genießt es sichtlich, mich zu quälen.
    »Vor Süßholzrasplern sollte man sich immer in Acht nehmen.« Nick hält auf das Tor des Army-Stützpunkts zu, wir werden durchgewunken.
    Wir parken vor der Legion Hall. Hier muss man normalerweise achtzehn und bei der Army sein, um reinzudürfen. Aber heute haben sie die Regeln wegen der Bälger gelockert.
    Der Wind scheucht uns über den Parkplatz. Als ich das Gebäude betrete, schlucke ich gleich einen Atemzug voller Bierdunst und Pommesfett.
    »Ich bin halb verhungert.« Ash beugt sich zu mir, damit ich sie über das laute Gewummer der hochfrisierten Jukebox hören kann, die irgendeinen Countrysong schmettert. »Hab heute das Mittagessen ausfallen lassen, um weniger auf die Waage zu bringen. Jetzt wird erst mal reingehauen!«
    Wir zwängen uns durch die Menge, wobei Ash ständig mit Glückwünschen und Schulterklopfarien beregnet wird. »Hey, Champ!«- und »Das war irre!«-Rufe begleiten uns zur letzten freien Nische.
    »Was wollen wir essen?«, schreit Nick.
    »Alles!«, schreit Ash zurück.
    Er nickt und verschwindet in der Menschenmasse, um das Festmahl zu bestellen.

    Neben dem blutunterlaufenen Auge mit dem geschwollenen Lid hat Ash noch eine aufgequollene Unterlippe von einem Schlag, der irgendwie an ihrem Kopfschutz vorbeigerutscht sein muss. Aber keine neue Narbe als Gesellschaft für die blasse Linie, die ihre Unterlippe durchzieht.
    Sie lächelt mir mit diesen Lippen zu.
    »Und, was denkst du wirklich? Ist ja das erste Mal, dass du mich kämpfen gesehen hast. Wenn man mal von der einen Minute absieht, in der ich dich auf die Matte geschickt hab.«
    Ich zucke leicht mit den Schultern. Ich will nicht zu viel sagen - bloß nicht den Brustkorb öffnen, die Rippen spreizen und das Herz herzeigen.
    »Unglaublich. Die hatte keine Chance, dir beizukommen. Du hast jeden Schlag einfach weggesteckt und bist weiter vorwärtsgestürmt. Und du hast... umwerfend ausgesehen.« Ich breche ab. Nicht zu viel rauslassen. »Ich meine, mit dem Mantel und so. Wo hast du den her?«
    »Meine Tante hat ihn mir gemacht. Sie lebt im Reservat oben in Grassy Narrows. Ich dachte erst, ich seh damit doch zu indianisch aus und kassier von überall blöde Sprüche. Aber wie sagt Dad immer? Blöde Sprüche kriegt man für umsonst. Wenn man schon Indianer ist, dann auch richtig.«
    »Bedeutet der Vogel auf dem Mantel irgendwas?«
    »Mein Nachname, Animkee, bedeutet ›Donner‹. Also hat mir meine Tante einen Donnervogel draufgemacht. Bringt mir Glück. Hey, bisher bin ich ungeschlagen. Der Donnervogel bringt den Sturm, indem er mit den Flügeln Donner erzeugt und aus den Augen Blitze schießt.«
    Ash reißt die Augen weit auf und starrt mich in Grund und
Boden. Dann bricht ihr Gesicht zu einem beinahe schüchternen Lächeln auf. Schüchtern sieht bei Ash allerdings immer noch ziemlich rotzfrech aus.
    Die Jungs stürmen auf uns zu. Pike schubst mich in die Nische

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