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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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anschaut. Immer wieder vergaß sie, wie ich hieß. Ihr Gehirn hatte einen Kurzschluss nach dem anderen, und dann fing sie an zu fluchen und zu kreischen und mir lauter üble Sachen an den Kopf zu schmeißen - Wörter, die ich aus ihrem Mund noch nie gehört hatte. Wir waren dabei, sie zu verlieren. Und sie war dabei, sich selbst zu verlieren.
    Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, aber in Wirklichkeit war der Krebs schnell. Wie aus dem Nichts stürzte er sich auf sie und nahm sie uns weg.
    Ich erzähle Ash die ganze Geschichte. Ich kann nicht aufhören zu reden, bis nicht alles raus ist.
    Irgendwann, als nichts mehr drin ist, bleibe ich stehen. Das Straßenpflaster unter unseren Füßen hat sich in Kies verwandelt. Wir sind von einem Ende Barries zum anderen gewandert und ich habe während der ganzen Zeit ohne Punkt und Komma geredet.
    »Tut mir leid«, sage ich. »Dafür dass ich eigentlich nicht darüber reden will, hab ich dich jetzt ganz schön zugequatscht.«
    Ich spüre den Wind überhaupt nicht, aber Ash kauert sich vor Kälte zusammen und reibt die behandschuhten Hände aneinander. Seit ich sie kenne, ist das das erste Mal, dass ich sie sprachlos erlebe. Kann’s ihr nicht verdenken. Dann schlingt
sie einen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. »Komm her und wärm mich ein bisschen.«
    Wir drehen um und gehen zurück in die Stadt.
     
    Wir holen uns eine Pizza und jetzt übernimmt Ash das Reden. Nichts von wegen Herzschmerz oder Gefühlstrauma. Nur pure körperliche Sachen. Boxverletzungen, gebrochene Knochen, genähte Wunden, Narben und so.
    Sie beschreibt die verschiedenen Grade einer Gehirnerschütterung, vom ersten bis zum dritten. »Beim dritten Grad wird das Gehirn dann schon ernsthaft durchgerüttelt«, sagt sie. »Ich hab mir mal einen richtig üblen Aufwärtshaken eingefangen. Hat man mir zumindest gesagt. Ein paar Tage war ich nämlich komplett weggetreten.«
    Ein kleines bisschen Gedächtnisverlust wäre mir jetzt gar nicht so unrecht.
    Nach der Pizza streifen wir durch die Einkaufspassage und lassen uns die Trommelfelle vom Weihnachtsgedudel lahmlegen. Ich rufe Dad an. Er hatte wissen wollen, wie es Howie geht. Dann machen wir uns wieder auf den Weg zum Krankenhaus.
    Bevor Howie schließlich aufgegeben hatte und eingeschlafen war, hatten er und ich beschlossen, jemandem zu erzählen, was da vor sich ging. Was wir gesehen hatten, was uns passiert war. Aber wem? Den Bullen jedenfalls nicht. Die würden uns sonst gleich in die Klapsmühle verfrachten. Also hatte ich vorgeschlagen, die Geschichte erst mal ein paar Verbündeten zu erzählen. Pike und Ash. Einfach mal gucken, wie sie es aufnahmen.

    Während wir auf dem Weg zum Krankenhaus über Schneematschpfützen springen, beschreibt Ash, wie es ist, mit einer gebrochenen Rippe zu atmen.
    »Gibt’s eigentlich irgendeinen Körperteil an dir, der noch nicht gebrochen oder verrenkt war?«, frage ich.
    »Meine Nase ist noch ganz. Und meine besten Stücke sind auch unversehrt. Zeig ich dir irgendwann.«
    Bevor ich sie darauf hinweisen kann, dass ich darauf zurückkommen werde, schiebt sie die Krankenhaustüren auf. Ich stolpere hinter ihr her. Die Frau schlägt mich nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Worten jedes Mal k. o..
    Wir fahren mit dem Aufzug zum dritten Stock hoch und treffen Howies Mom im Flur an. Sie sieht müde aus.
    »Hallo, ihr zwei. Ich wollte gerade auf eine Zigarette raus. Howie ist vorhin aufgewacht. Er hat wieder ein bisschen Farbe im Gesicht. Aber überanstrengt ihn nicht, okay?«
    »Nein, machen wir nicht«, sagt Ash.
    An Howies Bett brennt Licht, und er sitzt aufrecht da, ein Essenstablett auf dem Schoß.
    »Hey, Howie«, sagt Ash. »Zurück im Land der Lebenden?«
    »So halbwegs.« Er schenkt ihr ein schwaches Lächeln.
    Pike fläzt sich auf seinem Stuhl und blinzelt uns mit blutunterlaufenen Augen an.
    »Na, wieder aufgetaut?« Ash packt einen zweiten Stuhl und zerrt ihn zum Bett rüber. »Du siehst scheiße aus. Und das Essen da auch. Was ist das braune Zeug eigentlich?«
    Howie pikt mit einer Plastikgabel vorsichtig rein, als könnte das Zeug zurückpiksen. »Entweder Schlamm oder Bratensoße. Ich tippe auf Schlamm.«

    »Hier.« Ich werfe ihm den Schokoriegel zu, den ich für unseren kleinen Zuckerjunkie besorgt habe.
    Ein kleiner Lebensfunken erwacht in Howies Augen. »Echtes Essen. Pike, kannst du die Pampe hier mal ins Klo spülen? Der Geruch lässt mich noch kotzen.«
    Pike nimmt das Tablett und fängt an zu

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