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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zusammenbreche. Ich kralle mich an einem Felsspalt fest, um ruhig zu bleiben. Howie sackt an meiner Seite zusammen, und ich lege ihm meine freie Hand auf den Rücken, um ihn zu stützen.
    Die Bestie wendet sich von uns ab und lässt sich auf alle viere nieder. Mit beschleunigtem Schritt schiebt sie sich durch den Spalt auf den vereisten See hinaus und verschwindet in der Nacht.
    Ich lasse den Atem entströmen, den ich die ganze Zeit angehalten habe, und lehne mich an den Felsen. Eine Minute lang herrscht Totenstille.
    »Das war... extrem«, murmelt Ash.
    Pike schiebt sich die Brille auf die Stirn und steht auf. »Das war ja vielleicht eine riesige, potthässliche Killermaschine.«
    Wir richten uns alle auf. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Howie stützt sich am Stein ab, um nicht zusammenzuklappen. Noch verstörender, als diese Bestie wiederzusehen, war mein Drang, aufzustehen und mich ihr zu zeigen. So langsam beginne ich zu verstehen, warum diese verschwundenen Kids einfach so in die Nacht hinausspaziert sind.
    »Wo ist es eigentlich rausgekommen?«, fragt Pike.
    Er setzt sich in Bewegung, eine Hand auf dem Lauf der Schrotflinte, die andere am Abzugbügel. Er hält sich bereit für den Fall, dass die Bestie wiederkommen sollte.
    Wir folgen ihm. Ich teile meine Aufmerksamkeit zwischen dem Felsvorsprung und dem Durchgang zum See auf. Pike bleibt vor einem dunklen Schatten stehen, der sich in einen
Felsen schneidet. Eine Höhle. Gut zwei Meter hoch und anderthalb breit. Groß genug für uns, aber ziemlich klein für das Monster.
    »Was meint ihr?«, fragt Pike und späht durch das Nachtsichtgerät in die dunkle Öffnung. »Wollen wir mal einen Blick reinwerfen?«
    Keiner beeilt sich, Ja zu rufen.
    »Na kommt schon«, drängelt er. »Wir sind bewaffnet und gefährlich, oder nicht?«
    »Ich komme mit«, sagt Howie zur allgemeinen - und wahrscheinlich auch eigenen - Überraschung. »Ich muss das sehen«, fügt er hinzu. »Ich will wissen, mit wem wir es hier zu tun haben.«
    »Was, wenn das Vieh zurückkommt, während ihr da drin seid?«, fragt Ash.
    Howie schüttelt den Kopf. »Das kommt so schnell nicht zurück.«
    »Woher weißt du das?«, fragt sie.
    »Ich weiß es einfach«, murmelt Howie. »Heute Nacht will es sich austoben.«
    In dem langen Schweigen ruhen alle Blicke auf Howie. Er hat uns hierhergeführt, zum Hauseingang des Monsters. Vielleicht bekommt er auch immer mehr Einblick in dessen Kopf, je mehr sich diese Bestie ihrerseits in Howies Kopf bohrt. Aber es gefällt mir nicht, wie er sich verhält. Als stünde er im Bann des Monsters, als hätte er komplett vergessen, dass er von Natur aus ein Feigling ist.
    »Ich geh als Erste«, beschließt Ash. »Ich hab die Taschenlampe.«

    »Bleib ganz dicht hinter mir«, sagt Pike zu Howie.
    Ich gehe hinter Ash in Position. Dann machen wir den ersten Schritt in die Höhle hinein. Bestimmt ist das eine der zehn schlechtesten Ideen, die in der Geschichte der Menschheit je aufgeblitzt sind. Aber genau wie Howie spüre ich, wie der Ort mich hineinlockt. Ich muss herausfinden, was hier los ist.
    Die Höhle ist eigentlich gar keine - eher ein Tunnel, der leicht bergab führt.
    Er ist hoch genug, dass wir uns nicht bücken müssen. Der Lichtstrahl aus Ashs Lampe gleitet über eine Eisschicht, die die Felswände bedeckt. Unsere Schritte hallen in der Stille wider.
    Minutenlang steigen wir hinab. Wie tief führt dieses Loch denn noch hinunter? Der eisbedeckte Boden wird immer rutschiger, ich muss mich an den Wänden abstützen. Die Steinoberflächen sind ziemlich glatt, der Boden relativ eben, als wäre der Tunnel von Menschenhand gegraben worden. Oder von Monsterhand. Und als wäre er so alt wie die Welt.
    »Seht ihr das?« Ashs Stimme hallt von den Wänden wider.
    »Was?« Mein Herz setzt einen Schlag aus, und ich pralle gegen Ash, die plötzlich stehen geblieben ist.
    »Da vorne macht der Tunnel einen Knick«, sagt sie. »Und ein Stück weiter ist so ein blaues Licht zu sehen.«
    Jetzt sehe ich es auch, einen schwachen Schein, der vorne um die Ecke dringt.
    »Lasst mich vorausgehen«, sagt Pike und drängt sich an Ash vorbei. Ganz surreal sieht er aus, wie er da der Biegung folgt, mit der Schrotflinte im Anschlag und dem Nachtsichtgerät, in dessen Linsen sich das blaue Licht widerspiegelt. Pike denkt
wohl, er wäre mitten in einem Actionfilm. Der Typ genießt das hier richtig.
    Ich könnte nicht sagen, wie weit wir schon gegangen sind. Wir könnten längst

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