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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schließlich hält Pike an und macht den Motor aus. Eine Minute lang ist außer unseren Atemgeräuschen und dem Knacken des maroden Gebäudes nichts zu hören. Das Ding sieht aus, als könnte der nächste einigermaßen kräftige Windstoß es umpusten.
    »Okay«, sagt Ash. »Wenn wir das tun müssen, dann tun wir’s eben.«
    Pike nickt. Sieht ziemlich lachhaft aus mit seiner Nachtbrille. »Okay, Jungs und Mädels. Los geht’s, Waffen im Anschlag.«
    Ich mache die Wagentür auf und steige aus. Der Wind, der vom See herüberweht, macht mir nicht das Geringste aus, Ash dagegen zieht den Reißverschluss ihrer Jacke sofort bis zum Kinn hoch.
    Sie lässt den Strahl ihrer Taschenlampe durch die Finsternis umherwandern. Meine Nachtsicht ist super, aber sie muss ohne Licht so gut wie blind sein. Sie und Pike checken ihre Waffen noch ein letztes Mal, also tue ich so, als würde ich das auch machen. Dabei weiß ich kaum, wie man das Ding überhaupt abfeuert.
    »Schön dicht bei mir bleiben, Bruderherz«, sagt Pike zu Howie. »Wohin jetzt?«
    Howie zeigt an der Fabrik vorbei dorthin, wo die Felsen als schroffe Buckel aufragen. Pike geht voran, Howie dicht hinter ihm, so stapfen wir knirschend durch den flachen Schnee.
    Nachdem er ein paar Mal fast auf die Schnauze gefallen ist, schiebt sich Pike das Nachtsichtgerät auf die Stirn hoch. »Den Boden kann man damit nicht besonders gut sehen.«

    Wir erreichen die erste Felsnase. Vier Stockwerke hoch ragt sie über den See hinaus.
    »Nach rechts«, sagt Howie. »Da müsste ein Durchgang sein.«
    Wir entdecken eine Kluft, einen tiefen Einschnitt, als hätte sich ein riesiges Beil in die Felsen hineingehackt. Wir klettern zwischen zwei hohen Steinformationen hindurch und stehen plötzlich auf einer kleinen Lichtung.
    »Sackgasse.« Ash lässt den Strahl ihrer Taschenlampe über die Felswände ringsum wandern.
    »Nein«, flüstert Howie. »Hier ist es. Mach das Licht aus.«
    Ash knipst die Taschenlampe aus und wir versinken in Dunkelheit.
    Die zwei Felsformationen beschatten diesen Fleck wie steinerne Hände, die sich schützend darüber wölben. Auf der anderen Seite öffnet sich die Lichtung zum See hin. Hinter uns stoßen die Felswände aneinander. Hübsches kleines Versteck.
    »Hier ist doch nichts außer Felsen, Howie«, sagt Ash. »Vielleicht war dein Traum wirklich nur ein Traum.«
    Howie tastet die Felswände ringsum mit den Augen ab. Ich hoffe so sehr, dass er sich irrt. Diese Bestie möchte unentdeckt bleiben? Aber gerne doch.
    Howie erschauert. »Wir gehen besser in Deckung!«
    Wir spähen in die Dunkelheit, halten Ausschau nach Schatten.
    »Sofort!«, raunt Howie.
    Ein elektrisches Prickeln rast mir die Wirbelsäule hoch. »Tut, was er sagt!«
    Pike findet einen Felsbrocken im hinteren Teil der Lichtung,
der groß genug ist, um uns erst mal als Versteck zu dienen. Wir kauern uns auf den Boden und warten. Pike setzt seine Nachtsichtbrille wieder auf. Eine Minute lang ist außer dem Rauschen des Windes nichts zu hören.
    »Da!«, flüstert Pike plötzlich.
    An der linken Felswand scheint sich ein Schatten zu bewegen. Ich kneife angestrengt die Augen zu. Sekunden später quetscht sich eine bleiche Gestalt aus dem Gestein heraus und reckt sich zu voller Größe empor.
    Der Atem gefriert mir in der Lunge. Ash erstarrt neben mir. Howie lehnt sich zitternd an mich. Die Bestie schiebt sich von den Felsen weg und hebt den Kopf, um den Himmel zu mustern.
    Howie keucht auf - nur ein Hauch von Luft, aber in der Stille laut genug, dass das Monster den Blick sofort vom Himmel löst. Es wirbelt zur Lichtung herum, beäugt die kahlen Bäume und Büsche, die schroffen Felswände.
    Wir ducken uns tiefer in unser steinernes Versteck. Was uns rettet, ist die Tatsache, dass der Wind vom See kommt und die Bestie demnach nicht unsere Witterung aufnehmen kann. Die riesigen, in der Dunkelheit schimmernden Augen gleiten langsam über unser Versteck hinweg. Mir scheint dennoch, dass der Blick zu lang auf unserem Felsen ruht. Meine Kopfhaut prickelt eisig, meine Beinmuskeln sind zum Zerreißen gespannt, und ich verspüre den irren Drang, aufzustehen und mich zu zeigen. Meine Waden sirren von der Anstrengung, mich vom Aufrichten abzuhalten. Die Angst verknotet meine Eingeweide. Es ist, als würden die Steinwände sich um uns herum verengen. Das Ganze hier ist eine einzige Falle.

    Dann gleitet der Blick der Bestie weiter.
    Der Druckabfall in meinem Körper ist so groß, dass ich beinahe

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