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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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lebend gesehen?«
    »Nicht nach den Zeugenaussagen.« Er deutete auf einen Stapel Ordner. »Die Akten sind da.«
    »Zuerst möchte ich mir die Kleidungsstücke ansehen«, sagte ich.
    Galiano folgte mir zu dem Tisch, sah zu, wie ich die Beweismittelsäcke auf den Boden legte, eine Plastikplane aus meinem Rucksack zog und sie auf dem Tisch ausbreitete.
    »Ich brauche Wasser«, sagte ich und hob den ersten Sack auf.
    Galiano sah mich fragend an.
    »Um Etiketten zu säubern.«
    Er sprach mit einem der Detectives.
    Ich zog Gummihandschuhe an, knotete den Sack auf und holte die schmutzige Kleidung heraus. Gestank füllte den Raum, als ich die Stücke entwirrte und ausbreitete.
    Detective Pomade brachte Wasser.
    »O Mann, das stinkt ja wie Kloakenschlamm.«
    »Raten Sie mal, warum?«, sagte ich, während er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
    Jeans. Bluse. Mintgrüner BH. Mintgrüner Slip mit winzigen roten Rosen. Marineblaue Socken. Penny Loafers.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. Meine Schwester und ich bekamen Penny Loafers in dem Herbst, als ich in die fünfte Klasse kam.
    Langsam nahm eine Vogelscheuche Gestalt an, ohne Kopf, ohne Hände, flach und feucht. Als die Säcke leer waren, fing ich mit einer gründlichen Untersuchung jedes Stücks an.
    Die Jeans waren marineblau und hatten kein Markenzeichen. Obwohl der Stoff in gutem Zustand war, zerfiel die Hose in ihre Einzelteile.
    Ich durchsuchte die Taschen. Leer, wie erwartet. Ich tauchte das Etikett in Wasser, rieb vorsichtig. Die Schrift war ausgebleicht und unlesbar. Die Hosenbeine waren aufgerollt, aber ich schätzte die Größe etwa auf die meiner Jeans, eine weibliche 36 oder 38. Galiano notierte sich alles auf seinen Spiralblock.
    Die Bluse hatte kein Etikett. Für den Augenblick ließ ich sie zugeknöpft.
    »Stichwunden?«, fragte Galiano, als ich eine von mehreren Beschädigungen im Gewebe untersuchte.
    »Unregelmäßige Formen, zackige Ränder«, sagte ich. »Das sind nur Risse.«
    Der BH war Größe 75B, der Slip Größe 36. Auf beiden war kein Markenname zu erkennen.
    »Komisch, dass die Jeans zerfallen, aber alles andere in fast perfektem Zustand ist.«
    »Naturfasern. Heute da, morgen verschwunden.«
    Er wartete, dass ich weitersprach.
    »Die Jeans waren wahrscheinlich mit Baumwollfaden zusammengenäht. Aber die Dame hatte eine eindeutige Vorliebe für Synthetik.«
    »Prinzessin Polyester.«
    »Preise für das Outfit des Abends gewinnt man damit zwar nicht, aber Polyester- und Acrylgewebe zersetzen sich kaum.«
    »Länger haltbar durch Chemie.«
    Schlamm quoll auf die Plastikplane, als ich das rechte Jeansbein aufrollte. Außer toten Kakerlaken nichts zu entdecken.
    Ich rollte das linke Bein auf.
    »Luma Lite?«, fragte ich.
    Was man uns nur widerwillig ausgeliehen hatte, war eine spezielle Lichtquelle, die Fingerabdrücke, Haare, Gewebe, Sperma und Spuren von Drogen zum Fluoreszieren brachte.
    Galiano holte einen schwarzen Kasten und zwei Schutzbrillen mit gefärbten Gläsern aus dem Koffer, den Hernández gebracht hatte. Während er eine Steckdose suchte und das Deckenlicht ausschaltete, setzte ich die Brille auf. Dann legte ich den Schalter um und fuhr mit dem Luma Lite über die Kleidung. Der Strahl erfasste nichts, bis ich zum entrollten Saum des linken Hosenbeins kam. Fädchen blitzten auf wie Wunderkerzen am Vierten Juli.
    »Was zur Hölle ist das?« Ich spürte Galianos Atem auf meinem Arm.
    Ich hielt den Strahl über das Röhrenende und trat einen Schritt zurück.
    »¡Puchia!« Mann!
    Er starrte die Jeans eine ganze Minute lang an und richtete sich dann auf.
    »Haare?«
    »Möglicherweise.«
    »Menschlich oder tierisch?«
    »Das müssen Ihre Jungs von der Spurensicherung herausfinden. Aber ich würde mich schon mal nach Haustieren in den Familien erkundigen.«
    »O Mann.«
    Ich holte eine Hand voll Glasröhrchen aus meinem Rucksack, beschriftete eins, hob die Fäden mit der Pinzette ab und steckte sie hinein. Dann untersuchte ich noch einmal jeden Zentimeter der Kleidung. Keine Feuerwerke mehr.
    »Licht?«
    Galiano nahm seine Schutzbrille ab und schaltete die Deckenbeleuchtung wieder ein.
    Nachdem ich die restlichen Röhrchen mit Datum, Uhrzeit und Ort beschriftet hatte, kratzte ich Schlamm in jedes, stöpselte sie zu, versiegelte sie mit Klebeband und setzte mein Kürzel auf das Etikett. Rechte Socke, Außenseite. Rechte Socke, Innenseite. Linke Socke. Rechter Hosensaum. Linker Hosensaum. Rechter Schuh, Innen. Rechter

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