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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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anzusehen. Ganz war im Stress. Er musste nicht nur Antworten finden, bevor der nächste Soldat zusammenbrach, sondern er lief auch mit dem Hurrikan um die Wette. Platt hätte ihm am liebsten geraten, sich zu beruhigen. Er sollte ihm sagen, dass solche Untersuchungen manchmal Wochen dauerten, Monate sogar. Aber genau deshalb hatte Ganz ausgerechnet ihn hergerufen. Der Captain setzte alle Hoffnung darauf, dass Platt einen versteckten Virus entdeckte oder ein neues tödliches Bakterium. Er erwartete ein Wunder. Und von dem, was Platt bisher in der kurzen Zeit seit seiner Ankunft gesehen hatte, wusste er, dass es keine sofortige Lösung geben würde – es sei denn, dieses Wunder geschah.
    Ihm ging immer wieder der junge Soldat durch den Kopf, der in der vergangenen Nacht gestorben war. Sie hatten ihm erzählt, er hätte grüne Flüssigkeit erbrochen, bevor er ins Koma gefallen war. Als Platt ihn dann sah, wirkte er bemerkenswert friedlich. Lediglich ein dumpfes Stöhnen entwich seinen Lippen, während sein Körper verzweifelt um Sauerstoff kämpfte. Die Wundränder waren nicht geschwollen. Er hatte auch kein Fieber, obgleich aufgrund der nassen Bettlaken offensichtlich war, dass er in den Stunden zuvor stark geschwitzt hatte. Seine Pupillen waren nicht erweitert und auch die Blutgefäße nicht geplatzt. Erst in der letzten Stunde verlangsamte sich sein Herzschlag, während der Blutdruck stark abfiel. Er hatte das Bewusstsein nicht mehr wiedererlangt. Was auch immer es war, an dem diese jungen Soldaten zugrunde gingen: Es handelte sich um einen hinterlistigen, gewieften und tödlichen Erreger.

12. KAPITEL
    Montgomery, Alabama
    Benzin schwappte über den Rand des Kanisters und spritzte auf Maggies Schuhe, bevor sie die Pumpe abstellen konnte.
    “Verdammt noch mal, Wurth. Kannst du mir mal sagen, warum der stellvertretende Chef des Heimatschutzministeriums Benzinkanister füllt und in seinen SUV verfrachtet? Solltest du nicht lieber dafür sorgen, dass Lkws oder besser Karawanen von Lkws lebensnotwendige Güter zu den Hurrikanopfern transportieren?”
    “Welchen Opfern? Das hier ist mein persönlicher Vorrat. Stell einfach den letzten Kanister neben den Stapel Wasserflaschen.”
    Maggie zog die Schuhe aus und warf sie nach hinten zu den Vorräten. Auf dem Weg zur Beifahrertür des Geländewagens brannte der Asphalt an ihren Fußsohlen. Trotz der brütenden Hitze öffnete sie ihr Fenster. Sie bekam jetzt schon Kopfschmerzen von den Dämpfen, und ihren Berechnungen nach wären sie noch drei Stunden unterwegs.
    Wurth schlüpfte hinter das Lenkrad und reichte Maggie eine eiskalte Pepsi Light – seine Vorstellung eines Friedensangebots. Sie nahm an.
    “Du wirst mir dankbar sein, dass ich ein ganzes eisgekühltes Sixpack für dich da hinten habe. Wenn wir in Pensacola ankommen, werden die Ladenregale alle leergeräumt sein. Vor den Tankstellen stehen garantiert lange Schlangen, wenn die überhaupt noch was zu verkaufen haben. Und es gibt wirklich nichts Schlimmeres, als in einem Hurrikangebiet festzusitzen, weil man nicht genug Benzin zum Wegfahren hat.”
    “Ich wusste nicht, dass du vorhattest, abzuhauen. Ich dachte, du wärst die Kavallerie?”
    Charlie Wurth lachte und schüttelte den Kopf.
    “Woher hast du bloß solche komischen Vorstellungen, O’Dell?”
    “Du hast mir noch nicht verraten, warum du zum Florida Panhandle geschickt wurdest, wo du doch in New Orleans zu Hause bist? Befindet sich New Orleans nicht auch auf der Strecke des Hurrikans?”
    “In New Orleans sind jedenfalls alle Medienvertreter.” Er lenkte den Geländewagen wieder auf die Interstate zurück und fädelte sich in den Verkehr ein.
    Als Maggie klar wurde, dass er es bei dieser Erklärung belassen wollte, bohrte sie nach. “Na gut, da sind also alle Medienvertreter. Und …?”
    “Du weißt doch besser als ich, wie das funktioniert. Schließlich steckst du schon länger in dieser Bundesbürokratie. Die Medien versammeln sich in der ‘großen Unbeschwerten’, und dorthin geht der Chef. Nicht sein Stellvertreter.”
    Natürlich. Kaum zu fassen, dass sie darauf nicht selbst gekommen war.
    “Was mich daran erinnert …” Wurth warf ihr einen Seitenblick zu. “Vielleicht ist das ein guter Zeitpunkt, um mir zu berichten, wie du’s gestern fertiggebracht hast, direkt in die Schusslinie zu geraten.”
    “Das hast du gehört?”
    “Das wurde mir erzählt.”
    Sie sollte nicht überrascht sein, dass Kunze ihr an diesem Vorfall die Schuld

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