Knochenpfade
gerade erzählt hatte.
“Ich mache uns Frühstück.”
“Eier und Speck?”
“Tunkeier.” So nannten sie sie, weil er gern seinen Toast ins Eigelb tunkte. Als er nichts weiter sagte, fügte sie hinzu: “Das Eigelb obenauf, richtig? Oder magst du’s jetzt anders?”
“Nein, nein, das ist perfekt.” Er blieb dort stehen und sah ihr zu. “Du kannst kochen?”
“Dad, ich lebe jetzt seit acht Jahren allein. Was glaubst du denn, was ich mache? Jeden Tag ins Restaurant gehen?”
“Trish sagt immer, du würdest nicht kochen.”
“Ja, darauf könnte ich wetten.”
“Was hat Trish denn dazu gesagt?”
“Wozu?”
“Na, dass Scott betrunken ist.”
“Ich hab’s ihr nicht erzählt.”
“Sie war gar nicht bei ihm?”
“Äh, nein!? Meinst du, er würde sich so einen kippen, wenn Trish dabei ist?”
“Das ist schon ein komischer Kauz. Mit mir wollte er nicht mal ein Bier trinken.”
Walter schüttelte den Kopf. Er ging zum Kühlschrank, holte Orangensaft heraus und goss ihnen beiden ein Glas ein. Was er als Nächstes tat, überraschte Liz dermaßen, dass ihr fast der Pfannenheber aus der Hand fiel. Er begann den Tisch zu decken: Teller, Kaffeetassen, Zuckerdose und Sahnekännchen, Besteck, sogar Servietten und Platzdecken. Sie verkniff sich jeden Kommentar. Trish hätte sicher kontrolliert, ob er auch alles richtig machte, hätte womöglich die Gabel auf die andere Seite des Tellers gelegt oder ihn daran erinnert, die Serviette zu falten. Liz schwieg nur und schob das Brot in den Toaster.
“Ich habe bis heute Mittag frei”, sagte sie. “Kann ich dir irgendwie helfen?”
“Mit dem Imbiss?”
“Nein, Dad. Hier im Haus. Für den Hurrikan hast du alles bekommen, was du brauchst? Ich bin sicher, dass die Regale inzwischen überall abgeräumt sind.”
“Beim Apple Market gab es heute Tiefkühlkost zum Sonderpreis. Rinderhack für fünfundzwanzig Cent das Pfund.”
“Sind deine Kühltruhen nicht schon voll?”
“Vielleicht werde ich den Grill mitnehmen und noch zusätzlich zu den Hotdogs ein paar Burger machen.”
“Du willst heute wirklich mit dem Imbiss an den Strand?”
“Ich dachte, so für ein paar Stunden um die Mittagszeit.”
“Alle werden damit beschäftigt sein, zusammenzupacken und ihre Geschäfte zu schließen.”
“Genau. Und die Leute müssen trotzdem irgendwo was essen.”
Sie richtete das Frühstück an und hielt sich erneut mit einem Kommentar zurück. Der Imbiss hatte ihm das Leben gerettet. Liz war das vollkommen klar, während Trish kein Verständnis dafür fand. So hatte er eine Beschäftigung, nachdem ihre Mom gestorben war. Das Geld brauchte er nicht. Sein Haus war abbezahlt, und die Rente als ehemaliger Marinekommandeur war für ihn mehr als genug. Aber er brauchte die Routine, die sein Coney Island Imbiss mit sich brachte. Was noch wichtiger war, er hatte mit Menschen zu tun. Alle am Strand kannten den Hotdog-Mann. Für die, die ihn besser kannten, war er Mr. B.
“Was musst du denn heute machen?”, erkundigte er sich, während er eine Ecke seines Toasts ins Eigelb tunkte.
“Ich denke, ein bisschen von allem. Wasserpatrouille, Segler warnen, zumindest bevor der Sturm außer Kontrolle gerät. Dann werden wir wahrscheinlich bei der Evakuierung der Leute helfen.”
“Kennst du Danny? Der bei der Strandreinigungstruppe mitarbeitet? Kleiner Kerl. Leidenschaftlicher Surfer.”
Liz beobachtete ihren Vater aus dem Augenwinkel. Er verschlang ihr Frühstück förmlich, und sie musste ein Grinsen unterdrücken. Es war vermutlich das größte Kompliment, das Walter Bailey ihr machen konnte.
“Ich habe ihn ab und zu gesehen.”
“Er lebt in seinem Auto. Ein alter hellroter Chevy Impala.”
“Er lebt in diesem Auto?”
“Bitte sieh zu, dass er sich evakuieren lässt, ja? Er kommt aus Kansas, wo sie versuchen, den Tornados davonzulaufen. Ich will nur sichergehen, dass er nicht glaubt, er könnte bei einem Hurrikan dasselbe machen.”
“Klar, ich werde nach ihm Ausschau halten.”
“Sag mal, was ist eigentlich mit diesem Fischkühler geschehen?”
Bevor Liz antworten konnte, klopfte jemand an die Vordertür. Ein Schlüssel wurde umgedreht, und die Tür öffnete sich. “Hallo, hallo!”
Trish stampfte in die Küche. Sie schien gar nicht zu bemerken, dass sie mitten ins Frühstück platzte. Stattdessen legte sie sofort los: “Ich werde ihn umbringen, meinen verdammten Ehemann!”
34. KAPITEL
Gerichtsmedizinisches Institut Pensacola
Maggie starrte den
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