Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
Menschen stammen, aber wir müssen abwarten. Matthew ist mein treuer Assistent. Er darf all die spaßigen Aufgaben übernehmen.”
    “Genau. Die spaßigen Aufgaben”, sagte der junge Mann grinsend, als wäre das ein Insiderscherz zwischen ihnen beiden. Es schien ihm offensichtlich nichts auszumachen, dass er so undankbare Aufgaben wie das Knochenkochen übernehmen musste. Die meisten Assistenten, die Maggie bisher kennengelernt hatte, waren genauso erfahren im Sezieren wie ihre Chefs.
    Matthew verließ den Raum wieder, und Dr. Tomich zog seine Schutzbrille herunter. Er griff nach der elektrischen Knochensäge, bereit, loszulegen. Maggie sah, wie dem Sheriff das Blut aus dem Gesicht wich.
    “Also dann, ich muss unbedingt noch ein paar Anrufe erledigen”, sagte er und deutete mit dem Daumen zur Tür. Er schaffte es bemerkenswert gut, sich seine Panik nicht anmerken zu lassen.
    Dr. Tomich sah ihm nach. Er wartete, bis die Tür sich wieder geschlossen hatte, und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu. Ohne Maggie anzusehen, schüttelte er den Kopf und murmelte: “Politiker. Ich sollte ihnen verbieten, an meinen Autopsien teilzunehmen.” Dann blickte er plötzlich hoch zu ihr. “Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich weitermache?”
    “Überhaupt nicht. Bitte, fahren Sie fort.”
    Er schaltete die Säge ein und hatte innerhalb von Sekunden den Brustkorb geöffnet. Dann legte er das Gerät beiseite. Mit seinen langen behandschuhten Fingern spreizte er die Rippen auseinander, sodass Herz und Lunge sichtbar wurden. Sofort bemerkte er etwas und begann, das Innere abzutasten.
    “Was ist los?”, fragte Maggie.
    “Ich glaube, wir haben Glück. Es sollte nicht schwierig sein, Ihnen genau zu sagen, um wen es sich hier bei unserem Opfer handelt.” Er nahm sich eine Pinzette und ein Skalpell und begann zu schneiden.

35. KAPITEL
    Pensacola
    Scott arbeitete sich durch die Gelben Seiten. Wieso gab es nicht einen einzigen Generator mehr in dieser Stadt? Er hatte sich schon bis Mobile und Tallahassee durchtelefoniert. Bei seinem letzten Gespräch hatte ihn der Geschäftsführer von Home Depot einfach nur ausgelacht. Dieses Arschloch konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Scott legte schließlich einfach auf.
    Seine Angestellten würden erst nach dem Mittag ins Institut kommen. Er hatte mit den Vorbereitungen für die Bestattung noch nicht einmal angefangen. Am Nachmittag würden die Leute wirklich etwas für ihr Geld tun müssen. Gott sei Dank musste er den Toten nicht einbalsamieren. Die Familie hatte sich für einen geschlossenen Sarg entschieden. Sie würden noch nicht einmal merken, dass der liebe Onkel Mel gar nicht drin lag. Schuld war der Sturm, nicht er. Wenn der Strom ausfiel und er keinen Generator für den begehbaren Gefrierschrank hatte, konnte er schlecht diese ganzen Leichenteile mit nach Hause nehmen.
    Er stellte sich vor, wie er sagte: “Ach, übrigens, Trish, ich hab da so ein paar Sachen, die ich in unserer Gefriertruhe unterbringen muss.” Nicht dass sie den Platz dafür hätten. Er hatte nicht noch zwei zusätzliche Gefriertruhen in der Garage wie sein Schwiegervater.
    Der besaß außerdem mehr als einen Generator. Da war er sich ganz sicher. Scott legte das Telefon weg. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte Walter sich bei der letzten Hurrikanwarnung gebrüstet, dass er zwei oder drei Generatoren hätte. Warum war Scott das nicht eher eingefallen? Er brauchte sich doch nur einen zu leihen. Nein, Walter würde ihm niemals so was Wertvolles anvertrauen. Oder doch? Nein. Wenn es um sein Eigentum ging, war er ziemlich eigen. Was auch seine Tochter einschloss.
    Die einzige Alternative wäre, alles aus dem begehbaren Kühlschrank in die alten Kühler im Hauptgebäude zu schaffen.
    Der Summer an der Hintertür ließ ihn aufschrecken. Diesmal war es FedEx.
    Der Typ hatte bereits zwei Kisten abgeladen und war gerade dabei, die dritte obendrauf zu stellen. Dann reichte er Scott den Scanner für seine elektronische Unterschrift.
    “Auf dem Packzettel steht aber nichts von irgendwelchen Flüssigkeiten”, sagte der Mann zu Scott. “Was immer das da auch ist.” Er zeigte auf das letzte Paket, wo es aus der Seitenkante blassrot heraussuppte und ein Rinnsal sich langsam seinen Weg nach unten bahnte. “Das verstößt bestimmt gegen die Vorschriften.”
    “Ich hab’s nicht verschickt.” Scott hob abwehrend die Hände.
    Der Mann sagte nichts mehr, er warf ihm nur einen vorwurfsvollen Blick zu. Kaum hatte er sich

Weitere Kostenlose Bücher