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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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sollte dich einschlafen lassen.”
    Sie schloss die Augen. Er hatte ja keine Ahnung. Und wenn doch, dann konnte er es deutlich besser verbergen als sie.
    “Du hast meine Frage nicht beantwortet”, sagte sie und fragte sich, ob sie so atemlos klang, wie sie sich fühlte. Er hatte recht. Es fiel ihr zusehends schwerer, sich zu konzentrieren. Aber nicht, weil sie müde wurde.
    “Warum die Körperteile eingewickelt wurden?” Platt sprach, ohne die Massage zu unterbrechen. “Vielleicht erweitert er damit eine Sammlung?”
    “Der Fischkühler ist ziemlich groß.” Mit seinen Fingern bearbeitete er ihre Haut in einer Mischung aus Massage und Liebkosung. “Wo kauft man denn so was?”
    “In Sportzubehörgeschäften? Oder bei Firmen, wo man auch Boote bekommt?”
    “Ein Boot. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Er muss ein Boot besitzen.”
    “Deshalb kannst du wahrscheinlich nicht schlafen”, sagte Benjamin. “Du schaltest einfach nie ab. Ständig versuchst du irgendwelche Rätsel zu lösen.”
    “Das Unterbewusstsein arbeitet immer, und dann findet man …” Ben presste die Daumen in die Mitte ihres Rückens, und plötzlich blieb ihr die Luft weg.
    “So ist es besser”, sagte er.
    “Du versuchst also absichtlich … mich zum … Schweigen zu bringen.”
    “Genau. Nur für ein paar Minuten, in Ordnung?”
    “Dann rede du.”
    “Warum? Kannst du die Stille nicht ertragen?”
    Sie nickte oder versuchte es zumindest.
    “Na gut. Wenn du dich dadurch dann besser entspannen kannst.”
    Er begann von einem Ort zu erzählen, an dem er als kleiner Junge mit seiner Familie die Ferien verbracht hatte. Ein Cottage an der Küste von North Carolina. Vom Küchenfenster aus konnte man den Strand überblicken. Mit hellgelben Gardinen und einer dazu passenden Tischdecke. Wenn seine Mutter nachmittags beim Backen war, blieb er zu Hause. Sie sagte ihm, er solle zum Spielen an den Strand gehen, aber er wollte drinnen bleiben und auf keinen Fall den Moment verpassen, wenn die Zimtschnecken oder Erdnussbutterkekse frisch aus dem Ofen kamen. Also erlaubte sie ihm, ihr zu helfen. Er maß Zutaten ab und rührte um, während sie über die Bücher sprachen, die er zum Lesen mit in den Urlaub genommen hatte. Sie hatten über die Kräfte von Zauberern geredet, die Entdeckung der Titanic und ob Seeungeheuer tatsächlich existierten.
    Irgendwann hörte Maggie das Rauschen der Wellen. Sie roch das Salzwasser, und für einen Moment hatte sie sogar den Duft von Zimtschnecken in der Nase. Ein leichtes Gefühl breitete sich in ihr aus, als würde sie auf dem Wasser treiben. In Gedanken sah sie Wellen mit weißen Schaumkronen vor sich. Glaubte zu spüren, wie die Gischt auf ihr Gesicht sprühte. Um sie herum war nichts als Wasser. Nur das sanfte Auf und Ab der Wellen.

45. KAPITEL
    Pensacola Beach
    Liz saß in ihrem Auto am Strand. Scott hatte sie vor fast einer halben Stunde hier abgesetzt. Eigentlich hätte sie nach Hause fahren müssen, duschen und ein bisschen schlafen. Morgen wartete ein langer, anstrengender Tag auf sie. Trotzdem saß sie immer noch hier herum und starrte auf die Wellen hinaus, während es in ihrem Kopf arbeitete. Bevor sie am Institut losgefahren waren, hatte sie ihn auf den Fischkühler angesprochen. Im lockersten und nebensächlichsten Ton, der ihr gelingen wollte.
    “Den hat ein Freund hier abgestellt. Nur für ein oder zwei Tage”, hatte er ihr erklärt.
    “Ein Geschäftsfreund?”
    “Ja, warum fragst du?”
    “Weiß nicht, ich …”, hatte sie gestammelt, in Gedanken immer noch die Körperteile in ihrer Plastikfolie vor Augen. “Ich habe bloß noch nie einen Kühler gesehen, der im Deckel so eine Messprägung hat.”
    “Ach das. Ist mir gar nicht aufgefallen.” Er sah sich den Kühler noch einmal genauer an. “Ich könnte wetten, Joe hat das auch noch nicht gesehen. Er benutzt die Kiste ja nicht gerade zum Fischen.”
    “Nicht? Was macht er denn dann damit?”
    Das war wohl der Augenblick, in dem sie zu weit gegangen war. Sie sah förmlich, wie er zumachte. In seinen Gesichtszügen zeigte sich Misstrauen, nachdem er so charmant und auskunftsfreudig gewesen war. Schließlich zuckte er mit den Schultern, als wäre das alles keine große Sache.
    “Keine Ahnung. Wofür man so eine große Kühlbox halt ab und zu benutzt.”
    Dann hatte er den Schuppen verlassen und sie einfach dort stehenlassen.
    Liz hatte von ihrem Mobiltelefon aus bereits bei Sheriff Clayton angerufen. Ein Deputy rief zurück, nur

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