Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Fach betrachtete ich die schimmernden Kugeln - weiße, schwarze, graue, grünliche, bläuliche, goldene. Nirgendwo waren Preisangaben.
In einer Vitrine in der Mitte sah ich einen Anhänger, der der Zwilling von Alma Reynolds’ sündigem Vergnügen hätte sein können.
Die Verkäuferin, um die vierzig, eisblond und mit schmalem Gesicht, trug ein mit Lycraspitze besetztes Kostüm, das dem Betrachter von ihren Torturen im Fitnessstudio kündete. Sie ließ mir eine Weile Zeit, um mich umzusehen, bevor sie mir in den Weg schwebte und auf den Anhänger deutete. »Die ist wunderschön, nicht wahr?«
»Wunderschön und riesig«, sagte ich.
»Das bekommt man nur bei einer Südseeperle - Größe und Qualität. Diese hier misst volle siebzehn Millimeter. Sie können bis zu zwanzig groß werden, aber man sieht selten Siebzehner, die so ausgezeichnet sind, was Glanz, Form und Nacre angeht - das ist die Stärke der äußeren Perlmuttschicht. Die hier misst einen ganzen Millimeter. Die Perle ist gut geformt und glatt. Es ist unsere letzte.«
»Sie hatten mehrere?«
»Wir hatten zwei. Sie kommen aus Australien. Die andere ging vor ein paar Tagen weg. Glauben Sie mir, die hier wird auch bald verkauft sein. Bei Qualitätsware ist das immer so.«
»Die Glückliche«, sagte ich. »Ein Geburtstagsgeschenk oder zur Beruhigung des schlechten Gewissens?«
Sie lächelte. »Was ist denn bei Ihnen der Anlass?«
»Geburtstag. Aber wenn Sie mir genügend Zeit lassen, kommt bestimmt auch ein schlechtes Gewissen dazu.«
Sie kicherte. »Da haben Sie sicher recht. Nein, die Frau hat sie für sich gekauft. Sie sagte, ihre Mutter habe immer Perlen getragen, und es sei an der Zeit, dass sie sich auch etwas Schönes gönne.«
»Die hier ist mehr als schön. Darf ich sie mir ansehen?«
»Oh, natürlich.« Während sie die Vitrine aufschloss, hielt sie mir einen kurzen Vortrag über Perlenkunde und -zucht. »Welche Hautfarbe hat Ihre Frau - es handelt sich doch um Ihre Frau?«
Warum kleinlich sein. »So ist es. Sie hat spanisches und italienisches Blut. Der Teint ist leicht rosig, aber hauptsächlich bräunlich.«
»Ich merke, dass Sie sie lieben«, sagte sie. »Wenn ein Mann eine Frau so mühelos beschreiben kann, empfindet er sehr viel für sie. Rosig mit überwiegendem Braunton heißt, dass diese hier perfekt zu ihr passen würde. Die rosa Perlen sind noch wertvoller als die cremefarbenen. Vor ein paar Monaten hatten wir so eine, eine Sechzehner. Ging noch am gleichen Tag weg, an dem wir sie bekamen. Aber Rosa passt nicht zu jedem. Frauen mit dunklem Teint sind mit cremefarbenen besser beraten. Ich bin mir sicher, dass sie begeistert sein wird.«
»Wie viel?«
Sie drehte einen kleinen Anhänger um und studierte einen Code. »Sie haben Glück, wir haben günstig eingekauft, also sechstausendvierhundert, inklusive der Kette, die übrigens aus achtzehnkarätigem Gold ist. Eine italienische Handarbeit. Sehen Sie diese wunderbaren kleinen Diamantsplitter
in genau dem richtigen Abstand? Ich rate Ihnen unbedingt, die Perle an der Kette zu lassen - sie passen perfekt zusammen, darauf achten wir.«
»Die Leute nehmen sie ab?«, fragte ich. »Was macht man denn mit einer einzelnen Perle?«
»Genau, aber die Leute kommen auf seltsame Ideen. Die Frau, die die andere gekauft hat, wollte zum Beispiel nur die Perle. Sie sagte, sie hätte eine Kette. Ich dachte, sie meinte irgendein altes Stück, vielleicht von ihrer Mutter. Aber dann holte sie ein billiges, vergoldetes Ding heraus, richtigen Plunder.« Sie streckte die Zunge heraus. »Nur um ein paar Dollar zu sparen. Es tut mir fast körperlich weh, wenn ich mir ansehen muss, dass diese Perle so unwürdig zur Schau gestellt wird. Na ja, die Leute können schon sonderbar sein. Sie war es mit Sicherheit.«
»Das klingt, als hatte sie ihre eigenen Vorstellungen.«
»Sie sah nicht aus wie der Typ Frau, bei dem man annimmt, sie würde etwas von dieser Qualität zu schätzen wissen.« Die Verkäuferin berührte die Kette. »Ihre Frau soll also außer sich vor Glück sein, bevor Sie etwas Unanständiges tun?«
»Lässt sich bei dem Preis noch was machen?«
»Hmm«, sagte sie. »Ich könnte zehn Prozent nachlassen.«
»Geben Sie mir zwanzig, dann ist sie gekauft.«
»Tut mir leid«, sagte sie. »Ich kann allenfalls um fünfzehn runtergehen. Wenn Sie bedenken, was ein großer Diamant kostet, ist das ein unglaubliches Schnäppchen.«
»Ich verstehe wirklich nicht viel von Perlen …«
»Aber ich,
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