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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht. Er hat mich nur drei-, viermal mitgenommen, immer nachts. Wir haben eine Decke ausgebreitet, uns die Sterne angeguckt, und er hat gesagt: ›Das ist ein unbezahlbarer Anblick, wenn das jemand wüsste.‹ Aber das war nur so dahingesagt. Wer zahlt denn fünfzehntausend für einen Picknickplatz? Und warum sollte Sil deswegen in Gefahr geraten?« Sie schüttelte den Kopf. »Sie jagen einer Schimäre nach.«
    »Trotzdem danke.«
    »Weil ich meinen Gedanken freien Lauf gelassen habe?«

    »So was nennt man Kreativität«, sagte ich. »Wir könnten weiß Gott mehr davon gebrauchen.«

35
    Ich raste zur Marsch und suchte nach dem geheimen Zugang.
    An der Westgrenze des Schutzgebietes wucherte ein Dickicht aus Eukalyptus und Weiden, gut fünf Meter tief und mit anderthalb Meter hohen Eisenstangen eingezäunt, die wie Holz aussahen. Erst beim dritten Versuch entdeckte ich eine Lücke zwischen den Bäumen. Ich kämpfte mich mehrere Meter hindurch und bekam ständig Äste ins Gesicht, bevor der zweite Zaun in Sicht kam.
    Zedernholzstaketen, mit einem Vorhängeschloss - genau wie Alma gesagt hatte. Aber nur knapp einen Meter hoch, so dass es nicht weiter schwer war drüberzuklettern. Kaum war ich auf der anderen Seite, musste ich mich wieder durchs Gestrüpp schlagen und mühevoll einen Ast nach dem anderen wegbiegen, während ich über den unebenen, mit Laub übersäten Boden lief.
    Ich kam nur langsam voran, weil ich Ausschau nach Spuren menschlicher Eindringlinge hielt.
    Nach zehn Metern fand ich welche: Fußabdrücke, größtenteils verwischt, aber einer war ganz deutlich - der Größe nach von einem Männerschuh mit Ringprofil.
    Laub raschelte über dem stehenden Wasser, Rohrkolben wogten, als sich ein großer Blaureiher mit Schlangenhals und dem starren Blick eines Pterodaktylus’ auf Beutesuche unbeholfen emporschwang und in Richtung Ozean davonflog. Als er verschwand, segelte er bereits elegant durch die Luft.

    Etliche Sekunden lang herrschte Stille, dann huschte irgendwas davon.
    Ich kniete mich hin und nahm mir die Abdrücke aus der Nähe vor. Die Ringe wirkten ungewöhnlich. Aber ich war kein Experte. Ich schoss mit meinem Handy mehrere Bilder und überlegte, was ich als Nächstes machen sollte.
    Vor mir konnte ich lediglich weiteres Grün sehen: Bäume, die so hoch waren, dass sie den Himmel verdeckten und den Boden in schwarze Schatten tauchten.
    Vielleicht war dieses Gelände nicht mehr als ein geheimer Garten.
    Ein verborgener Picknickplatz, der fünfzehntausend Dollar wert war?
    Gar nicht so abwegig, wie es klang. In Städten wie L.A. und New York schürt nichts das Verlangen so sehr wie die Gefahr, abgewiesen zu werden. Deshalb werden die Hersteller von Samtkordeln nie über mangelnde Geschäfte klagen müssen. Deswegen stehen kostümierte Narren frühmorgens stundenlang am Gehsteig an, schmeicheln sich bei Türstehern ein und sind bereit, sich demütigen zu lassen wie Schuljungen, nur um an überteuerte Getränke zu kommen und sich von der Tanzmusik einen Hirnschaden zu holen.
    In Städten wie L.A. haben manche Leute zwei Listen auf ihrem Blackberry - und in ihrem Kopf: Orte, zu denen ich gehe, und Orte, die ich meide.
    Den Teil der Marsch meide ich, weil dort jeder hingeht und er so was von gestern ist.
    Aber es gibt eine besondere Stelle, mein Schatz, weitaus fantastischer …
    Chance Brandt kannte den blonden Mann, der Sil Duboff geschmiert hatte, von einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Von einer Party, auf der sich Leute tummelten, die sich für den Schutz des Ozeans einsetzten oder zumindest so taten.

    Es gab keinen Grund, Mr. Bondos Absichten infrage zu stellen; vielleicht steckte in dem Umschlag nur das Kleingeld, mit dem sich ein reicher Mann exklusive Liebesnächte unter dem Sternenhimmel erkaufte.
    Aber warum war Duboff dann in den Tod gelockt worden?
    Warum war er aufgeschlitzt und einfach liegen gelassen worden - im öffentlich zugänglichen Teil?
    Ich stand da und war mir nicht ganz sicher, ob dieser Ort nicht doch eher heimtückisch als herrlich war.
    Ich wollte die Schuhspuren ausdrucken und Milo mailen. Mal sehen, was dabei rauskam.
     
     
    Am nächsten Morgen begrüßte mich seine schläfrige Stimme auf dem Anrufbeantworter.
    »Reed konnte Wallenburg verfolgen, aber es hat zu nichts geführt. Wir essen morgen Mittag zusammen, das Übliche. Wenn du unverhoffte Erkenntnisse hast, halte ich dir einen Platz fürs Dessert frei.«
    »Hast du die Fotos bekommen?«
    »Schuhe«, sagte er.

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