Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
nicht wundern, wenn in einem strategisch günstigen Moment seine Leiche auftauchen würde - offenkundig Selbstmord, dazu ein sauberes handschriftliches Geständnis und ein Hinweis darauf, wo die Vanders
verscharrt wurden. Damit wäre eine ganze Reihe von Fällen auf einen Schlag abgeschlossen, und Simone ist eines der reichsten Mädchen von L.A.«
Milo rieb sich das Gesicht. »Wenn Huck wirklich die Biege gemacht hat, müssen Weir und Simone ausflippen.«
»Vielleicht hat Simone das Bild deshalb zerfetzt«, sagte ich.
»Niedrige Frustrationstoleranzschwelle«, sagte Milo.
»Wenn das der Fall ist, arbeiten sie und Weir derzeit an Plan B. Sämtliche Spuren beseitigen, die sie belasten könnten, und weitere Verdachtsmomente gegen Huck frisieren.« Ich hatte das Gefühl, als ob mir der Schädel eingeschnürt wurde. » Deshalb musste Duboff sterben. Er hätte Weir mit der Marsch in Verbindung bringen können.«
»Oh Mann«, rief Reed. »Diese Leute kommen von einem anderen Planeten.«
»Wir vergessen eine Sache«, wandte Milo ein. »Wenn Huck wirklich tot wäre, würde Wallenburg ihn nicht decken.«
»Vielleicht glaubt sie nur, dass er noch am Leben ist«, sagte ich. »Eine SMS kann jeder schicken.«
»Und wer ist die Adams-Familie, die die Wallenburg gerade besucht hat? Zwielichtiges Gruselgesocks, das sie zufällig kennt? Fahr deinen Computer hoch, Alex.«
Reed konnte schneller tippen als Milo, und er kannte die Zugangscodes. Innerhalb von Sekunden hatte er die Bezirksakten aufgerufen.
Anita Brackle, geborene Loring, hatte vor zwei Jahren einen dritten Versuch in Sachen Ehe unternommen.
Standesamtliche Trauung am Gericht in Van Nuys. Der glückliche Bräutigam war Wilfred Eugene Adams, ein Schwarzer, zweiundsechzig Jahre alt, wohnhaft in Mar Vista.
Unter seinem Namen stießen wir auf drei Vorstrafen wegen Trunkenheit am Steuer; die letzte war sechs Jahre alt.
»Vermutlich eine weitere Reha-Romanze«, meinte Reed.
»Klinken Sie sich bei Dotcom ein, dort gibt’s was zu verdienen«, sagte Milo. »Okay, überprüfen wir’s.«
»Wollen wir mit den Hunden und den Anthropologinnen noch warten?«
»Keineswegs. Rufen Sie Dr. Wilkinson an.« Er zeigte ein schmales Lächeln. »Und wenn Sie schon mal dabei sind, können Sie ihr auch gleich sagen, dass sie den westlichen Teil von der Marsch absuchen soll.«
Reed sperrte den Mund auf.
»Das gehört zum Job, mein Junge«, erklärte Milo.
»Was?«
»Lange Phasen vergeblicher Bemühungen, die durch jähe Ernüchterung aufgepeppt werden.«
Milo und ich warteten in dem Zivilfahrzeug, während Reed seinen Anruf erledigte. Er wirkte niedergeschlagen, als er wieder zu uns kam.
»Vielleicht hat sie ihm einen Korb gegeben«, murmelte Milo.
Der junge Detective stieg hinten ein.
»Alles okay, Moses?«
»Sie war nicht da - ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen.«
»Haben Sie irgendwas auf dem Herzen?«
»SMS, daran hätte ich denken sollen.«
»Was denn, nur weil Sie zur Technogeneration gehören und ich der Posterboy mit Pferd und Pflug bin und grade vor meinem Betamax kapituliert habe?«
»Was ist das denn?«
»Eine Kutscherpeitsche.«
Ein Dodge-Kleinbus stand auf der Auffahrt von Wilfred und Anita Loring Brackle Adams’ Bungalow. Wenn Wilfred
daheim war, tat er es nicht kund. Anitas Stimme klang wie ein grober Bohrer, der die verschlossene Tür von innen zu durchlöchern drohte.
»Gehen Sie weg .«
»Ma’am …«
»Ich mach meine Tür nicht auf, und Sie können mich nicht dazu zwingen .«
Zum vierten Mal betete sie dieses Mantra runter.
Milo sagte: »Wir können wirklich mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommen.«
»Dann sollten Sie das auch machen .«
Milo klingelte Sturm. Als er aufhörte, lachte Anita Adams. Es klang wie klirrende Eiswürfel in einem Glas.
»Finden Sie das lustig, Ma’am?«
»Sie spielen mit der Klingel, als wär das’ne Art Gehirnwäsche . Warum besorgen Sie sich keine Rapmusik und dröhnen die ganze Straße damit zu. Mal sehn, wie beliebt Sie sich damit bei den Nachbarn machen. Vor allem, wenn sich rausstellt, dass Sie keinen Grund dazu …«
Milo und ich kehrten zum Zivilfahrzeug zurück. Ihre Hänseleien drangen fast bis zur Bordsteinkante.
»Reizende Frau«, knurrte er. »Jesses, ich wünschte, sie wäre meine Mutter.«
Wir saßen im Auto und beobachteten das kleine Holzhaus. Ich trank kalten Kaffee, er Red Bull. Nach fünf Minuten rief er Moe Reed an. Liz Wilkinson und die drei
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