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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Haaransatz und die dichten schwarzen Stoppeln auf seinem Schädel. Die Augen, die so tief in den Höhlen lagen, dass sie nur im stärksten Licht zu erkennen waren, starrten ins Leere. Seine Wangen wirkten wie ausgehöhlt. Die schlaffe Gesichtshaut war eine Geschichte für sich.
    Debora Wallenburg hatte ihm ein nagelneues Hemd gekauft. Himmelblau, aus reiner Baumwolle und noch faltig von der Verpackung. Er sah aus wie ein Bewährungskandidat.
    Sie hatte ihren Schreibtisch etwas vorschieben lassen und
saß mit Huck hinter der hölzernen Barriere. Mary Cassatts »Mutter und Kind« blickten mit aufreizender Gelassenheit auf sie herab. Die angenehme Beleuchtung, die Wallenburg arrangiert hatte, vermochte ihren Mandanten nicht zu beruhigen. Er schaukelte auf seinem Stuhl. Schwitzte.
    Vielleicht wäre es ihm im Neonlicht eines polizeilichen Vernehmungsraumes noch schlechter gegangen. Vielleicht spielte das alles aber überhaupt keine Rolle.
    Es war vier Uhr morgens. Wallenburgs SMS hatte Milo um Viertel nach zwei geweckt, und zwanzig Minuten später hatte er mich angerufen. Durch die Wüstenei der stillen Straßen war die Fahrt nach Santa Monica zu einem Rennen geworden. Von dem bernsteinfarbenen Streifen der Fenster im Obergeschoss einmal abgesehen, wirkte Wallenburgs Bürogebäude wie ein Spaten aus Granit, der sich in den sternenlosen Nachthimmel bohrte.
    Als das Zivilfahrzeug vor der Tiefgarage hielt, glitt eine Maschendrahttrennwand auf, und ein Wachmann in Uniform trat heraus.
    »Ausweis bitte.«
    Milos Dienstmarke war genau das, was der Typ erwartet hatte. »Der Aufzug ist da drüben, parken Sie, wo Sie wollen.« Er deutete auf eine Unmenge leerer Stellplätze. Das einzige Fahrzeug weit und breit war ein kupferfarbener Ferrari.
    »Ihre sportive Karre«, sagte Milo. »Hoffentlich ist das kein Spiel.«
    Moe Reed, der hinten saß, unterdrückte ein Gähnen und rieb sich die Augen. »Ich bin bereit für ein Spielchen.«
     
     
    Debora Wallenburg berührte Hucks Hand, doch er rückte von ihr ab. Sie setzte sich aufrecht, hatte die silbernen Haare tadellos frisiert, trug volles Make-up, Diamanten.
    Ihr im Gerichtssaal antrainiertes Selbstvertrauen geriet
nur einmal kurz ins Wanken, als sie einen Blick zu Huck warf. Er blieb in seiner eigenen Welt und war noch nicht auf Blickkontakt gegangen.
    Wallenburg sagte: »Wenn du so weit bist, Travis.«
    Eine Minute verstrich. Weitere dreißig Sekunden. Moe Reed schlug die Beine übereinander. Als hätte die Bewegung bei ihm etwas ausgelöst, sagte Huck: »Der einzige Mensch, den ich umgebracht habe, war Jeffrey.«
    Wallenburg runzelte die Stirn. »Das war ein Unfall, Travis.«
    Huck beugte den Kopf von ihr weg, als wäre er wegen der Bezeichnung beleidigt. »Ich denke oft an Jeffrey. Vorher konnte ich das nicht.«
    Ich hakte nach. »Vorher …«
    Huck holte tief Luft. »Ich habe früher in einer Art Traumzustand gelebt. Jetzt bin ich nüchtern und wach, aber das ist nicht immer … gut.«
    »Zu viele Sachen, an die man denkt«, sagte ich.
    »Ja. Schlimme Sachen, Sir.«
    »Travis«, sagte Wallenburg.
    Huck rutschte herum, bekam das wohltuende Licht ins Gesicht. Seine Pupillen waren erweitert, und die Stirn glitschte, als wäre sie eingeölt. Eine Art Ausschlag hatte sich rund um seine Nasenlöcher ausgebreitet, wie winzige Beeren auf einem fahlen Feld. »Böse Träume füllen mich aus. Ich bin das Monster.«
    »Travis, du bist nicht einmal annähernd so was wie ein Monster.«
    Huck antwortete nicht.
    »Wie solltest du dir nicht gebrandmarkt vorkommen, Travis, wenn dir die Leute ständig mit Vorurteilen begegnen?« Sie tat so, als spreche sie mit ihm, wandte sich aber an die Geschworenen.

    »Debora.« Er flüsterte fast. »Du bist der seltene Vogel, der frei fliegen kann. Ich weiß nicht, was ich bin.«
    »Du bist ein guter Mensch, Travis.«
    »Der durchschnittliche Deutsche.«
    »Pardon?«
    »Der Mensch in der Masse«, sagte Huck. »Der sich in seinem Anzug und den Schuhen wohlfühlt und den Gestank nicht wahrnimmt.«
    »Travis, wir müssen uns konzentrieren …«
    »Dachau, Debora. Ruanda, Sklavenschiffe, Kambodscha, schmelzende Wüsten. Der Durchschnittsmensch sitzt im Café und isst Sahnetorte. Er weiß, woher der Wind weht, der Gestank steigt ihm in die Nase, aber er tut so, als ob er ihn nicht wahrnimmt. Du entscheidest dich für den freien Flug. Die Masse entscheidet sich für einen Käfig. Ich entscheide mich für einen Käfig.«
    »Travis, hier geht es nicht um Krieg

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