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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und …«
    Huck drehte sich zu ihr um. »Doch, Debora. Der Krieg steckt in uns allen. Überfall die Nachbarhorde, zerstör das Dorf, friss die Jungen. In einer guten Welt heißt menschlich sein, nicht tierisch sein. Du hast dich entschieden, menschlich zu sein. Ich …«
    »Travis, wir sind hier, damit du ihnen erzählst, was du weißt …«
    »… schnuppere in den Wind, und der Gestank zieht durch meinen Kopf. Ich habe es geschehen lassen, Debora.«
    Bevor Wallenburg etwas erwidern konnte, sagte ich: »Sie haben die Morde geschehen lassen.«
    Huck legte die Hände auf den Schreibtisch, als wollte er sich vor einem Sturz abstützen. Lange, knotige Finger drückten auf das Leder, rutschten zurück und hinterließen Schneckenspuren aus Schweiß. Er betastete seine schlaffe Wange.

    Wallenburg schaltete sich ein. »Travis, du hättest gar nichts …«
    »Ich hätte es verhindern können. Ich verdiene es nicht zu leben.« Er schob die Ärmel zurück, als wollte er sich Handschellen anlegen lassen. Debora Wallenburg drückte seine Hand herunter. Huck machte sich steif.
    »Ab wann wussten Sie Bescheid?«, fragte ich.
    »Ich … Es gibt keinen Anfang«, sagte Huck. »Er war einfach da drin. Da. Da. Dadada.« Er schlug sich an den Kopf, die Wange, die Brust, den Bauch. Immer fester.
    »Sie haben also gespürt, dass sich eine Gewalttat anbahnt.«
    »Kelvin«, flüsterte er, senkte den Kopf und murmelte zu dem Leder. »Ich bin mit ihm spazieren gegangen. Wir haben nicht viel geredet, Kelvin ist still. Wir haben Hirsche gesehen, Eidechsen, Adler, Kojoten. Kelvin hört gern dem Ozean zu. Er sagt, der Ozean ist ein Generalbass, und das Universum summt wie ein gregorianischer Choral.«
    Ich hakte nach. »Und Kelvin ist jetzt …«
    Huck starrte mich an.
    »Die ganze Familie ist tot«, sagte ich.
    Huck schluchzte vor sich hin. Ein Schnurrbart aus Rotz bildete sich über seinem schiefen Mund. Debora Wallenburg bot ihm ein Taschentuch an, und als er es nicht nahm, wischte sie ihn ab.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
    »Wo sind sie?«, heulte er.
    »Sie haben keine Ahnung, wo sie sind?«
    »Ich habe gedacht, sie liebt sie, ich habe gedacht, sie könnte lieben.« Er öffnete eine Hand, als wollte er betteln. Der Handteller war sauber gewaschen, die Nägel waren abgekaut. Als er die Finger hin und her drehte, sah ich Narben an den Knöcheln - glänzend, weiß, offenbar alte Brandwunden.
    Ich sagte: »Mit ›sie‹ meinen Sie …«

    Keine Antwort.
    »Wen meinen Sie damit, Travis?«
    Er bildete den Namen mit dem Mund. Der Ton kam kurz darauf, als wäre er digital verzögert. »Simone.«
    Moes Reed Augen wurden schmäler. Milo hatte seine geschlossen und die Hand auf den Bauch gelegt. Er sah aus wie der beiläufige Beobachter, der eingeschlafen war. Ich wusste es besser; er schnarchte nicht.
    »Sie wollen damit sagen, dass Simone die Vanders umgebracht hat«, hakte ich nach.
    Huck erschauderte bei jedem Wort.
    »Ist das Ihre Vermutung, Travis? Oder wissen Sie es?«
    »Es ist kein … Ich weiß es, weil sie … Ich habe gedacht, sie wäre verletzlich, nicht - weil sie sich selber wehgetan hat.«
    »Sie hat sich selbst wehgetan?«
    »Wunden, die man nicht sehen kann, es sei denn … Es ist ein geheimes Spiel.«
    »Simone schneidet sich, wollen Sie damit sagen?«
    Nicken. »Sie kostet ihr eigenes Blut.«
    »Als wir bei ihr waren, haben wir keine sichtbaren Wunden …«
    »Sie sucht geheime Stellen aus.« Er leckte sich die Lippen.
    »Und Sie wissen das, weil …«
    Sein Kopf zuckte nach vorn. Ein kalter, rauer Laut drang zwischen den zusammengekniffenen Lippen hervor.
    »Sie und Simone waren intim«, stellte ich fest.
    Er lachte erstickt. Wieder stützte er sich auf die Schreibtischplatte. »Es war ein blöder Traum. Sie hatte andere Ideen.«
    Wallenburg hakte nach. »Erzähl ihnen genau das Gleiche, was du mir erzählt hast, Travis.«
    Schweigen.
    »Erzähl ihnen, wie sie dich verführt hat, Travis.«

    Huck schüttelte wie wild den Kopf. »Dadurch klingt es so romantisch. Es war nicht romantisch, es war ein … ein … ein …«
    » Erzähl’s ihnen, sonst mache ich es.«
    » Debora «, flehte Huck.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass du Fakten lieferst, Travis. Sie glauben dir nicht, solange du keine Fakten lieferst.«
    Etliche Sekunden verstrichen. Schließlich raffte sich Huck auf. »Ich … Es … Sie ist vorbeigekommen. Beim großen Haus. Niemand war daheim. Ich habe sie beobachtet. Weil sie schön ist. Körperlich. Mit ihr reden

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