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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Frankreich. Zurzeit ist er in Frankreich.«
    »Wissen Sie seinen Namen?«
    Kopfschütteln. »Tut mir leid, da muss ich Elizabeth fragen. Ich seh ihn höchstens fünfmal im Jahr. Ein gut aussehender Mann, mit langen Haaren - wie dieser Schauspieler, der schmächtige … Johnny Depp.«
    »Klingt so, als wäre es hier ziemlich ruhig«, sagte Milo.
    » Sehr ruhig sogar.«
    »Haben Sie Selena schon mal mit einer Freundin gesehen?«
    »Mit einer Freundin nicht. Aber einmal hab ich einen Typ gesehen«, sagte Luz. »Hat am Straßenrand auf Selena gewartet, und sie ist in sein Auto gestiegen.«
    »Was für ein Auto?«
    »Tut mir leid, das hab ich nicht gesehn.«
    »Könnten Sie ihn beschreiben?«
    »Er hat mir den Rücken zugekehrt, und es war dunkel.«
    »Groß, klein?«, hakte Reed nach.
    »Mittel. Ach, noch was - ich bin mir ziemlich sicher, dass er keine Haare hatte - rasiert, wie diese Basketballspieler. Das Licht hat sich auf seinem Kopf gespiegelt.«
    »War es ein Weißer?«, sagte Reed.
    »Tja«, sagte Luz, »schwarz war er nicht, so viel steht fest. Obwohl er ein hellhäutiger Schwarzer gewesen sein könnte.
Tut mir leid, ich hab ihn bloß von hinten gesehen, daher hätte er vermutlich alles Mögliche sein können. Hat er Selena irgendwas angetan?«
    »Ma’am, im Moment haben wir nicht mal annähernd so was wie einen Verdächtigen. Deswegen ist alles, was Sie gesehen haben, wichtig.«
    »Einen Verdächtigen … Dann ist sie also …«
    Reed nickte. »Leider.«
    »Oh nein.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Das ist ja so was von traurig, so ein junges Ding … Oje … Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen.«
    »Sie machen das großartig«, sagte Milo. »Dürfte ich bitte Ihren vollen Namen erfahren, fürs Protokoll? Und Ihre Telefonnummer?«
    »Luz Elena Ramos - ist es hier gefährlich?«
    »Es gibt keinen Grund zu der Annahme.«
    »Wow«, sagte Luz. »Das ist ein bisschen gruslig. Ich sollte lieber vorsichtig sein.«
    »Ich bin mir sicher, dass Ihnen nichts passieren wird, Ms. Ramos, aber Vorsicht ist immer gut.«
    »Ich glaube, als Sie gekommen sind, hab ich schon gewusst, dass irgendwas passiert ist. Ich hab acht Jahre im Krankenhaus gearbeitet, da weiß man, wie schlechte Nachrichten aussehn.«
     
     
    Selena Bass’ zehn Quadratmeter große Wohnung konnte ihren ursprünglichen Verwendungszweck nicht verhehlen.
    Die rissigen Zementböden waren bronzefarben gestrichen und lackiert, aber Ölflecken schimmerten durch die Lasur, und ein leichter Benzingeruch hing in der Luft. Die Decke war mit weiß getünchten Rigipsplatten abgehängt. Das gleiche Material war für die Wände benutzt und lieblos auf das darunterliegende Lattenwerk genagelt worden. Man konnte
die Klebebandnähte sehen und Nagelköpfe, die wie Pubertätspickel herausragten.
    »Klasse Konstruktion«, sagte Milo.
    »Vielleicht hat das Klavier keine Kohle gebracht«, meinte Reed.
    Wir zogen Handschuhe an, blieben unter der Tür stehen und sahen uns den gesamten Raum an. Keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung oder Unordnung.
    »Meiner Ansicht nach ist das kein Tatort, aber wir holen trotzdem die Techniker«, sagte Milo und trat ein. Wir folgten ihm.
    Rechtwinklig aufgestellte Masonite-Schränke teilten eine winzige Kochnische in der einen Ecke ab, die mit dem Nötigsten ausgestattet war: einem raumsparenden Kühlschrank, Mikrowelle und einem Beistellelektroherd mit zwei Kochplatten. Im Kühlschrank fanden wir vier Wasserflaschen, Gewürze, eine verfaulte Nektarine, eine schlappe Sellerieknolle und einen Karton mit chinesischem Take-away-Essen.
    Moe Reed überprüfte den Sitz seiner Handschuhe, untersuchte die Schachtel. Hühnchen süß-sauer, orange verfärbt. Er kippte den Karton. »Fest geliert. Muss mindestens eine Woche alt sein.«
    Auf dem Boden lag eine Doppelmatratze, die mit einem braunen Batiküberwurf bedeckt war, auf dem sich für meinen Geschmack zu viele Madraskissen türmten. Milo schlug eine Ecke des Überwurfs zurück. Lavendelfarbenes Bettzeug, sauber, unberührt. Er schnupperte. Schüttelte den Kopf.
    »Keinerlei Duftmarke - weder Waschmittel noch Körpergeruch oder Parfüm, null. Als wäre sie gewechselt worden, ohne dass jemand drin geschlafen hat.«
    Er ging zu dem fast wie Birkenholz wirkenden Nachttisch, der leichtes Turnzeug, ein weißes Flanellnachthemd, einen billigen Digitalwecker und einen Kamm enthielt.

    Milo betrachtete den Kamm. »Keine Haare, soweit ich sehe, aber vielleicht findet der Pinzettentrupp welche.

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