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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Zentimeter lang und stets hungrig. Ich warf Futterkügelchen rein und sah zu, wie sich das Wasser in einen Mahlstrom verwandelte, als die Fische fraßen. Ein paar Minuten lang genoss ich die Illusion der Allmacht, dann lief ich über den Steinweg zu Robins Studio weiter.
    Manchmal bleibt sie so lange an ihrer Werkbank, bis ich sie ablenke. An diesem Abend war die Werkbank allerdings frei, und sie saß auf der Couch, ringelte träge ihre Haare um den Finger und las ein Buch über Lauten der Renaissance.
    Blanche schmiegte sich an ihren Schoß, ließ die Hasenohren hängen und hatte ihre Schnauze zusammengedrückt wie faltigen Samt.
    Die andere Frau in meinem Leben ist eine zehn Kilo schwere, vanillefarbene französische Bulldogge mit guten Manieren, wie man sie bei dieser Rasse nur selten erlebt, und einer Sanftmut, die einer Heiligen alle Ehre machen würde. Manche meiner Patienten bitten darum, dass sie bei den Sitzungen zugegen ist. Ich versuche immer noch dahinterzukommen, was aus ihr werden soll.
    Sie und Robin blickten gleichzeitig auf und übten sich in einer neuen olympischen Disziplin: Synchronlächeln. Ich küsste Robin auf die Wange und gab Blanche einen Schmatz auf den knubbligen Kopf.
    »Hündchen und Freundin stehen also auf der gleichen Stufe?«, sagte Robin.
    » Sie hechelt vor Dankbarkeit.«

    »Sie pinkelt auch in die Büsche.«
    »Und das Problem ist …«
    »Ach, führe mich nicht in Versuchung.« Wir küssten uns. Ich setzte mich neben sie. Ihre Haut und die Haare dufteten nach Zedernholz und Gio.
    Kühle Finger lagen an meinem Nacken. »Hast du einen guten Tag gehabt?«
    »Jetzt ist er besser.«
    Bei der nächsten Umarmung sah Blanche zu, den Kopf zur Seite gelegt, die Ohren aufgerichtet.
    »Schaust du dir alles genau an, meine Gute?«, sagte Robin.
    Blanche lächelte.
     
     
    Wir brieten ein Omelett mit Pilzen und Käse, und ich fragte sie, was sie gemacht hatte.
    »Nicht viel, außer rumzuhängen. Ich könnte mich dran gewöhnen.«
    Vor einer Woche war sie mit einem Großauftrag fertig geworden: Nachbauten von vier alten Gibson-Instrumenten für einen Dotcom-Milliardär, der sie für wohltätige Zwecke gespendet hatte. Sie hatte davon gesprochen, dass sie ein neues Projekt in Angriff nehmen wollte, hatte sich stattdessen aber auf Reparaturen beschränkt.
    Ich dachte an eine sechzig Jahre alte, nach wie vor duftende Flamencogitarre, die zum Überholen des Griffbretts vorbeigebracht worden war. »Bist du mit der Barbero fertig?«
    »Ja, war einfacher, als ich dachte. Paco hat sie vor zwei Stunden abgeholt. Du musst ziemlich eingespannt gewesen sein. Der Telefonservice hat gerade angerufen und mitgeteilt, dass du dich nicht gemeldet hast. Irgendein Anwalt will dich als Berater.«
    Sie nannte mir den Namen.

    Ich sagte: »Wenn er seine Rechnungen bezahlt, kriegt er vielleicht jemanden, der für ihn arbeitet.«
    Ich trank mein Bier aus und reckte mich.
    »Du wirkst bedrückt«, sagte sie.
    »Milo trägt die ganze Last. Ich habe mich bloß mit ihm rumgetrieben und zugesehen.«
    »Wobei?«
    Ich zögerte, und prompt reckte mein Beschützerinstinkt sein kleines, patriarchalisches Haupt. Früher hatte ich mich geweigert, mit Robin über Kriminalfälle zu reden. Nach ein paar Zerwürfnissen und Versöhnungen war ich neuerdings jedoch dankbar, wenn ich mit ihr darüber sprechen konnte.
    Ich berichtete ihr das Wesentliche.
    »Die Marsch?«, fragte sie. »Wo wir spazieren gehen wollten?«
    »Genau die.«
    »Weißt du, ich fand es dort irgendwie gruslig.« Das Gleiche hatte Liz Wilkinson gesagt.
    »Inwiefern?«
    »Es ist kein bestimmtes Gefühl, jedenfalls keines, das ich genauer benennen könnte. Unfreundlich ist noch das beste Wort, glaube ich. Wo lagen die Leichen?«
    »Die frischeste befand sich ganz in der Nähe vom östlichen Eingang. Die anderen lagen ein Stück weiter im Wasser.«
    »Wie sie da nur hingekommen sind«, sagte Robin. »Ein Auto wäre sicher aufgefallen, Alex. Dazu die ganzen Neubauten, von denen man direkt draufblickt.«
    »Wenn man die bei Nacht hinschafft, ist man in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Auch nicht von oben.«
    Sie schob ihren Teller weg. Mixte sich Preiselbeersaft mit einem Schuss Grey Goose. »Drei im Wasser versenkte Leichen und eine, die man offen liegen ließ. Was hat das zu bedeuten?«

    »Möglicherweise frisch erwachtes Selbstvertrauen.«
    »Angabe«, sagte sie. »Als ob das etwas wäre, worauf man stolz sein könnte.«
     
     
    Der Dotcom-Typ hatte Robin eine Box

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