Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
anschaffen, meistens zwischen La Cienega und Fairfax. Huck hat Charmaine vor etwa einem Monat direkt an der Fairfax aufgelesen, Tammy Lynn hat sich zwei Blocks weiter westlich mit ihm eingelassen. Beide Male ist Huck um drei, vier Uhr morgens in einem Lexus SUV dort rumkutschiert. Farbe und Aussehen passen zum Auto von Vander, offenbar benutzt der Typ in seiner Freizeit die Karre vom Boss.«
»Irgendwelche ungewöhnlichen sexuellen Gewohnheiten?«
»Beide erinnern sich, dass er sehr ruhig war. Adams hat zugegeben, dass er sie gegruselt hat.«
»Zugegeben?«
»Diese Mädchen tun gern so, als wären sie abgebrüht und hätten vor nichts Schiss. Ich hab ihr ein bisschen Druck gemacht, und sie sagte, yeah, irgendwie hätte sie sich vor ihm gegruselt.«
»In welcher Hinsicht?«
»Weil er so ruhig war. Er hat zum Beispiel gar nicht freundlich getan, so wie viele anderen Freier. Er hat sich so verhalten, als hätte er schon seit langem dafür bezahlt und das Ganze wäre bloß ein schnelle geschäftsmäßige Sache.«
»Ganz im Gegensatz zu ihr«, sagte Milo. »Bis über beide Ohren verliebt.«
»Ich sehe das so«, erklärte Reed, »dass diese Mädchen das Gefühl haben müssen, sie hätten das Sagen, deshalb geben sie sich so taff. Das macht viele Freier nervös. Huck allerdings nicht - es klingt so, als wäre er völlig locker gewesen nach dem Motto: Hier ist die Knete, her mit der Ware!«
»Wofür hat er bezahlt?«, erkundigte ich mich.
»Oralsex.«
»Irgendwas Aggressives?«, hakte Milo nach. »An den Haaren packen, gehässige Ausdrucksweise?«
»Nee«, sagte Reed. »Ich glaube, beide haben sich vor ihm gegruselt, aber nur Adams hat’s zugegeben. Sie ist seit fünf Jahren auf der Straße und sagt, dass sie ein Gespür dafür hat, welche Typen daneben sind. Und Huck ist ihr wie einer von denen vorgekommen.«
»Aber sie hat ihn trotzdem genommen.«
»Auf den ersten Blick wirkte er wohl sehr gepflegt, fuhr eine schicke Karre. Erst als sie eingestiegen war, ist er ihr komisch vorgekommen.«
»Weil er so ruhig und geschäftsmäßig war.«
»Er hat kein Wort von sich gegeben und sich auf keinerlei Gespräch eingelassen«, sagte Reed.
»Haben Sie die Telefonnummern der Mädchen?«
»Es sind alles Kartenhandys, falls uns das was bringt. Was die Adressen angeht, hatte keine von ihnen einen Führerschein, und beide behaupten, dass sie gerade einen festen Wohnsitz suchen.«
»Ah, das glamouröse Leben«, sagte Milo.
»Yeah, lauter Blödsinn, aber das ist alles, was ich gekriegt habe, Lieutenant. Beide waren bereit, wegen Huck rumzufragen. Ich weiß, dass es naiv klingt, wenn ich glaube, dass sie mitspielen, aber durch meine Fragerei haben sie’s ein bisschen mit der Angst zu tun bekommen. Ich gehe jede Wette ein, dass sie mir Bescheid sagen, wenn er sich wieder an sie ranmachen will.«
Er entdeckte die Frau mit dem Sari und bestellte einen Eistee.
»Kein Essen?«, fragte sie.
»Nein danke, bloß Tee.«
Kopfschüttelnd ging sie weg.
»Ausgezeichnete Arbeit, Detective Reed«, sagte Milo. »Schade, dass ich das nicht vor einer Stunde gewusst habe.« Er berichtete kurz von der Debatte darüber, ob man sich
an die Presse wenden sollte oder nicht. »Nicht dass ich mir sicher bin, ob es eine Rolle spielt. Die hohen Tiere sind nervös. Sie befürchten, dass die ganze Sache aus Mangel an Beweisen platzen könnte und Huck die Stadt verklagt.«
»Glauben die wirklich, dass er den Mumm dazu hat?«, fragte Reed.
»Angriff ist die beste Verteidigung. Wenn wir den Scheinwerfer auf ihn richten, ohne genügend gegen ihn vorbringen zu können, hat er das Ruder in der Hand. Können Sie sich nicht lebhaft vorstellen, wie er im Zeugenstand steht und unter Anleitung eines findigen Anwalts alles erzählt, was er im Jugendknast durchgemacht hat?«
»Was ist, wenn wir ihn nicht als Verdächtigen bezeichnen, sondern als jemanden, für den wir uns interessieren?«
Milo sagte: »Damit könnten wir Zeit gewinnen, aber in der Zentrale ist man noch nicht dazu bereit.« Sein Telefon bimmelte Brahms. »Sturgis. Wer? Weswegen? Oh. Yeah, ja, klar, geben Sie mir die Nummer.«
Er stand auf. »Gehen wir.«
»Was gibt’s, Lieutenant?«
»Der Glaube an die Blüte unserer Jugend wurde wiederbelebt.«
Die Frau im Sari blickte uns hinterher, hatte Reeds Tee in der Hand. Als wir hinausgingen, trank sie ihn.
Das Mädchen war knapp über eins fünfzig groß, siebzehn Jahre alt, knackig und braungebrannt, mit üppigem roten Haar,
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