Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Kollege?«
»Ein Student.«
»Oh«, sagte sie. »Tja, Moment, ich erkundige mich.«
Kurz darauf: »Ja, tut mir leid, er ist letztes Jahr verstorben. Einer seiner Studenten - Dr. Eisenberg - sagt, die Trauerfeier fand auf einem Boot statt. Die Asche wurde verstreut, wissen Sie?«
»Dr. F. hat die Natur geliebt.«
»Wir sollten alle so sein, stimmt’s? Dahin zurückkehren, wo wir herkommen, und aufhören, eine große Schweinerei anzurichten.«
»Dr. F. hat sich für die Bird Marsh eingesetzt.«
»Wie schön. Ich liebe Vögel.«
Professor Lionel Mergsamer war auf einem Sabbatjahr am Royal Observatory in Greenwich, England.
Alle nahmen sich eine Auszeit. Wann hatte ich mich eigentlich das letzte Mal darum bemüht? Danach versuchte ich es in dem Studio, das den progressiven Milliardären gehörte, und erlebte genau das, was ich erwartet hatte: Ich wurde in der Warteschleife hingehalten, bis schließlich jemand auflegte.
Ein Vorstand, der abwesend war, deutete darauf hin, dass es sich um reine Ehrenämter handelt, was wiederum hieß, dass die Leitung der Organisation irgendjemandem überlassen wurde, der bereit war, die Verantwortung zu tragen.
Silford Duboff.
Wer könnte sonst noch etwas über den Verein wissen? Der ehrenamtliche Helfer, der den Anruf des Mörders entgegengenommen hatte … Chance Brandt.
Das Haus in Brentwood war nirgendwo aufgeführt, aber Steven A. Brandts Anwaltskanzlei stand im Buch. Da ich mich noch gut an seine feindselige Haltung erinnern konnte, nahm ich an, dass er mich entweder abblitzen ließ oder einen
Tobsuchtsanfall bekam, und rief stattdessen die Windward School an. Ich flunkerte ein bisschen, was meine Tätigkeit in Diensten der Polizei anging, verlangte dann mit Nachdruck, Direktor Rumley zu sprechen, und beschwatzte eine Sekretärin so lange, bis sie Master Brandts Handynummer rausrückte.
»Yeah?«
Ich erklärte ihm, wer ich war.
»Yeah?«, sagte er.
»Chance, wen haben Sie außer Mr. Duboff in dem Büro gesehen?«
»Yeah?«
Mädchengekicher und dröhnende HipHop-Bässe.
Ich wiederholte die Frage.
»Den Laden …« Seine Worte klangen verschliffen. Seine Freundin stand weiter zu ihm.
»Was ist damit, Chance?«
»Yeah?«
Männerlachen untermalte das Mädchengekreische.
»Wen hast du gesehen, Chance?«
»Yea…«
»Okay, wir unterhalten uns auf dem Polizeirevier.«
»Niemanden, okay?«
»Niemanden außer Duboff.«
»Das is sein Ding. Der Marschmann.« Im Hintergrund stieg die Stimmung. »Wie wenn er sie fickt . Den ganzen Matsch.«
Er benutzte die Gegenwartsform; in den Nachrichten war noch nichts über den Mord an Duboff gekommen. Ich dachte daran, ihm Bescheid zu sagen, legte stattdessen aber auf.
Nicht weil ich das Zartgefühl des Jungen schonen wollte. Sondern aus Angst, er könnte keines haben.
24
Moe Reed kam ins Café Moghul gestürzt, den Ringerkörper vorgebeugt, die Schultern gesenkt. Aggressiv, aber mit einem Lächeln, als stürme er dem Sieg entgegen.
Es war das erste Mal, dass er regelrecht glücklich wirkte.
Milo schluckte sein Tandoori Chicken und wischte sich den Mund ab. »Wenigstens einer hier hat einen guten Tag.«
Er hatte die ganze Nacht vergeblich nach Straßenmädchen gesucht, die Travis Huck kannten. Den Morgen hatte er im Büro zugebracht und in endlosen Telefonaten mit einer Reihe immer höherer Vorgesetzter darüber diskutiert, ob man sich in Sachen Travis Huck an die Öffentlichkeit wenden sollte. Die Debatte war bis zum Chef durchgedrungen, und eben war die Antwort vom Berg herab ergangen: In Anbetracht von Hucks Vorgeschichte sollte man noch abwarten, bis mehr Beweise vorlagen.
Es sei denn, ein neues Opfer tauchte auf. »Geht doch nichts über das gute alte Leichenzählen.«
Ich hatte ihm gerade von Chance Brandts schlechtem Benehmen berichtet.
»Generation D«, sagte er. »D für Dumpfbacken.«
Reed setzte sich und wedelte mit seinem Notizblock.
Milo legte seine Gabel hin. »Und die Frage lautet: Welche wöchentlichen Vergünstigungen bringt ein Abgeordnetenbüro.«
Reed lächelte. »Ich habe sie am Strip aufgetan, Lieutenant. Vierzig Mäuse haben sie von Huck verlangt. Die beiden sind sich sicher, dass er es war, bis zu dem schiefen Mund. Und raten Sie mal? Er hatte keine Mütze auf - er ist tatsächlich völlig kahl rasiert.«
Er schlug den Bock auf. »Charmaine L’Duvalier, die eigentlich
Corinne Dugworth heißt, und Tammy Lynn Adams, das scheint ihr richtiger Name zu sein. Beide gehen am Sunset
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