Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
»Blond, geliftet, was noch?«
»Nichts.«
»Wie alt?«
»So alt wie Dad.«
»Mittelalt also.«
»Der Typ war ein absoluter Arsch - hatte total beschissene Haare.«
»Inwiefern beschissen?«
»Zottlig, voller Gel. Retroquatsch wie … Billy Idol . Dazu der ganze Scheiß im Gesicht, als käm das Zeug irgendwie vom Baumarkt.«
»Erzähl uns was von dem Typ und Duboff.«
»Er ist aufgekreuzt.«
»Wie oft?«
»Einmal.«
»Wann?«
»Weiß ich nicht mehr.«
»War es kurz nachdem du dort angefangen hast oder eher am Ende?«
Der Junge dachte nach. »Am Anfang.«
»Also vor drei, vier Wochen.«
»Ganz am Anfang.«
»Der Typ kommt also rein und will Duboff sprechen. Weiter.«
»Nicht drin , draußen . Auf dem Parkplatz«, sagte Chance. »Ich bin drin, langweile mir den Arsch ab, schau aus dem Fenster, und da sind die zwei.«
»Und was haben sie gemacht?«
»Geredet. Ich hab aber nicht gehört, was sie gesagt haben. War mir auch scheißegal. Deswegen hab ich Ihnen auch nichts davon erzählt, als Sie da waren.«
»Als dieser Typ und Duboff miteinander geredet haben, sah das aus wie ein freundliches Gespräch?«
Der Junge verdrehte die Augen und dachte angestrengt
nach. »Der Typ hat Duboff was gegeben. Und Duboff hat ausgesehen, als ob er sich freut.«
»Was hat er ihm gegeben?«
»Einen Briefumschlag.«
»Welche Farbe?«
»Weiß ich nicht - weiß. Yeah, weiß.«
»Groß oder klein?«
»Ein normaler Briefumschlag.«
»Und Duboff hat sich gefreut.«
»Er hat dem Typ die Hand geschüttelt.«
»Was ist dann passiert?«
»Der Typ ist weggefahren.«
»Womit?«
»Mit’nem Mercedes.«
»Farbe?«
»Schwarz? Grau?«, sagte der Junge. »Wer erinnert sich denn an so’nen Scheiß?« Er starrte trotzig vor sich hin und rief seiner Mutter zu: »Komm schon, Susie. Gib dein Bestes.«
Susan Brandt weinte.
»Wir zeigen dir jetzt ein paar Fotos, Chance«, sagte Milo.
Als wir von dem Country Club wegfuhren, sagte Reed: »Eines Tages werden wir wegen häuslicher Gewalt zu denen gerufen.«
Milo nickte. »Gut möglich … Leider bringt uns das, was der Bengel gesagt hat, überhaupt nicht weiter. Ein blonder Typ, der einen Mercedes fährt und bei dem es sich, wie der Junge beschwört, nicht um Huck handelt.«
»Es sei denn, der Typ hat Duboff wegen irgendwas geschmiert«, sagte ich.
»Wegen was?«, fragte Reed. »Damit er in der Marsch baden gehn darf?«
Milo lachte. »Glückwunsch, Detective Reed.«
»Wofür?«
»Ätzender Sarkasmus, Sie haben sich bestens an Ihren Arbeitsplatz angepasst. Ich gehe jede Wette ein, dass der Typ eine Spende für die Reiher und die Möwen übergeben hat. Wenn Chance ihn bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung zum Schutz der Meere gesehen hat, geht es um ökologisches Bewusstsein.«
»Ein Wasserfreund«, sagte Reed.
25
Milos Schreibtisch war mit Mitteilungszetteln übersät.
Drei halbherzige Medienanfragen zu den Marschmorden, zwei stellvertretende Chefs verlangten eine Bestätigung, dass Milo die Mitteilung erhalten habe, keine Fahndung nach Travis Huck einzuleiten.
Er übte Zielwerfen auf seinen Papierkorb und las weiter. »Na schön, hier ist eine zum Aufheben. Mr. Alston ›Buddy‹ Weir, und noch eine, von Selenas Bruder Marc, droben in Oakland.«
»Der Bruder möchte vermutlich auf dem Laufenden gehalten werden.«
»Schnappen Sie sich im Mannschaftsraum ein Telefon und stellen Sie’s fest.«
Als Reed gegangen war, rief Milo Weir an und schaltete den Lautsprecher ein. »Damit wir uns das Elend teilen können.«
Wie üblich nahm die Anwaltsgehilfin ab, aber Weir kam rasch an den Apparat. »Lieutenant, danke, dass Sie zurückrufen.« Weirs weiche Stimme klang höher, gepresster.
»Was gibt’s, Sir?«
»Ich mache mir Sorgen. Simon hat weder auf meine Anrufe noch auf meine E-Mails reagiert, und als ich mit dem
Peninsula in Hongkong telefoniert habe, teilte man mir mit, dass er bereits letzte Woche ausgecheckt hat. Ich habe mich unverzüglich mit Ron Balter bei Global in Verbindung gesetzt, aber er hatte keine Ahnung, wo Simon sein könnte. Auf meine Bitte hin ist er Simons jüngste Ausgaben durchgegangen, wobei wir feststellten, dass Simon tatsächlich in die Staaten zurückgeflogen ist. Aber er hat seine Kreditkarte seither nicht benutzt.«
»Zurück nach L.A.?«
»Nein, nach San Francisco.«
»Ist das ungewöhnlich für Mr. Vander?«
»Eigentlich nicht«, sagte Weir. »Simon und Nadine lieben San Francisco, gehen dort gern auf Kunstmärkte und
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