Knochensplitter
Lösungen zu finden, anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen.«
»Also …« Interims- DI Mark MacDonald spielte mit seinem Kuli herum. »Wie wär’s, wenn wir Clayton laufen lassen? So tun, als wäre alles nur ein Irrtum gewesen und wir die Anschuldigungen gegen ihn fallen lassen? Dann könnten wir ihn weiter beobachten, während er denkt, dass er aus dem Schneider ist. Das wäre doch sozusagen ein idealer Kompromiss?«
Finnie starrte ihn an, bis Marks Ohren knallrot wurden. »Seien Sie nicht albern. Was sagt die Spurensicherung?«
Logan warf einen Blick in die Mappe, die er auf dem Weg zum Besprechungsraum unter den Arm geklemmt hatte. »Sie sind noch dabei, seinen Laptop zu untersuchen – Clayton hat rund zwei Gigabyte verschlüsselte Dateien, da könnte alles Mögliche dahinterstecken. Wenn er den Schlüssel nicht rausrückt, könnte es Monate, wenn nicht Jahre dauern.«
»Das ist keine Option. Anwohnerbefragungen?«
Steel fummelte an ihrem BH herum. »Laufen noch. Die Wohnheime sind riesengroß; müssen Hunderte von Studenten sein, die dort in Hillhead wohnen.«
»Verstehe …« Finnie vergrub eine Weile sein Gesicht in den Händen. Dann tauchte er wieder auf. »Vorschläge?«
»Wir lassen Clayton nicht laufen – die Medien würden uns bei lebendigem Leib häuten.«
»Superintendent Green?«
Der Mann von der SOCA verschränkte die Arme. »Ich denke, ich habe gesagt, was ich zu sagen habe.«
Finnie wandte sich wieder Logan zu. »Was ist mit dem Psychologen, Goulding?«
»Er will unter vier Augen mit Clayton sprechen; er meint, das würde ihm helfen, an ihn heranzukommen und –«
Greens Kinn schnellte in die Höhe. »Das kommt nicht infrage. Sie können nicht eine Zivilperson mit dem einzigen Verdächtigen allein lassen, den Sie haben ermitteln können: Nichts von dem, was Clayton sagt, wird als Beweis verwertbar sein. Ich werde nicht zulassen, dass Sie den Erfolg der gesamten Ermittlung gefährden. Der Unabhängige Beschwerdeausschuss der Polizei –«
»Bla-bla-bla.« Steel ruckelte noch einmal energisch an ihrer linken Brust. »Wissen Sie was, Superintendent? Sie sind hier ungefähr so willkommen wie ein Blowjob vom eigenen Opa.«
Seine Augen weiteten sich. »Wie können Sie es wagen –«
»Schon gut, beruhigen Sie sich.« Finnie rieb sich das Gesicht. »Können wir vielleicht wenigstens für einen Moment so tun , als stünden wir alle auf derselben Seite?«
Green holte übertrieben tief Luft und zupfte demonstrativ seine Manschetten zurecht. »Sie müssen Frank Baker finden. Sie müssen eine Strategie für die Rettung von Alison und Jenny erarbeiten. Sie müssen eine Strategie für die Verfolgung des Geldes nach der Übergabe erarbeiten. Sie müssen diese Dinge jetzt klären. Nicht morgen und nicht nächste Woche – jetzt .«
Steel ließ von ihrem BH ab. »Ich sage, wir geben Goulding fünfzehn Minuten mit Clayton. Zu verlieren haben wir schließlich nichts, oder?«
Finnie nickte. »Einverstanden. Machen Sie es in einem Vernehmungsraum, vor laufenden Kameras. Und sorgen Sie dafür, dass Clayton weiß, dass er gefilmt wird, damit seine Verteidigung sich hinterher nicht darüber beschweren kann. Irgendwelche Einwände, Superintendent?«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
»Gut. McRae, bereiten Sie alles vor. Interims- DI MacDonald: Ich will die Risikoanalyse spätestens um drei auf meinem Schreibtisch haben. Steel: Erkundigen Sie sich, wie der Stand der Fahndung nach Frank Baker ist. Ich werde sehen, was wir wegen der Nachverfolgung des Lösegelds unternehmen können.«
Dr. Dave Goulding saß in Finnies Büro, einen Becher Tee in der einen Hand, einen Jaffa-Cake in der anderen. »Ich würde sagen, es ist … möglicherweise nicht ganz so eindeutig.«
Der Leiter des CID schloss die Augen und massierte seine Nasenwurzel. »Das ist jetzt vielleicht ein kleiner Schock für Sie, aber ich will einfach nur ein ›Ja‹ oder ein ›Nein‹ hören.«
Logan lehnte sich mit dem Rücken an die Aktenschränke und spürte das kühle Metall durch den weißen Baumwollstoff seines Hemds. Steel unterdrückte ein Gähnen.
»So einfach ist das nicht.« Goulding verwandelte seinen Keks in eine Mondsichel. »Stephen Clayton fühlt sich sicher, wenn er mit uns spielt, weil er nicht befürchten muss, sich zu verplappern. Das heißt, dass er entweder unglaublich arrogant ist oder dass er nichts mit der Entführung von Alison und Jenny zu tun hat.« Der Rest des Jaffa-Cakes verschwand. »Ich
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