Knochensplitter
tänzelnd ein paar Schritte zurück und hinterließ dabei feuchte Fußabdrücke auf dem Beton.
Logan und Steel überließen sie ihrem Schicksal.
Im Sergeants-Kabuff roch es, als hätte jemand ein Eiersandwich zu lange in der Sonne liegen lassen, aber von Sergeant »Biowaffen-Bob« Marshall war weit und breit nichts zu sehen.
»Ich kann nicht – ich habe in einer halben Stunde eine Teambesprechung.« Logan hielt das Handy ans andere Ohr und ließ sich auf seinen Stuhl sinken – und dann erstarrte er, den Blick auf seine Schreibtischlampe gerichtet. Irgendjemand hatte drei Socken und eine hellgraue Damenunterhose mit Wäscheklammern an den metallenen Lampenschirm gehängt.
Haha, sehr witzig.
Der quengelige Ton von DI McPhersons Stimme erinnerte an einen kleinen Jungen, der im Supermarkt von seiner Mami am Süßigkeitenregal vorbeigezerrt wird. » Aber ich weiß doch nicht, weswegen Sie sie verhaftet haben! Wie kann ich sie vernehmen, wenn –«
»Es war Ihre Operation; lesen Sie halt den Bericht.« Logan riss die Socken von seiner Lampe und warf sie auf den Boden.
»Aber ich kann nicht –«
»Und außerdem bin ich heute Nachmittag gar nicht hier. Sie müssen das schon selbst machen.«
Er wollte nach dem Slip greifen – und dann hielt er inne, schnappte sich einen blauen Nitrilhandschuh aus dem großen Karton neben der Tür und zog ihn an, ehe er das Teil von der Klammer zupfte. Eine dicke braune Bremsspur zog sich über die ganze Länge des Zwickels. Er kräuselte die Oberlippe.
»Ihr alten Ferkel …«
» Was? «
»Nein, nicht Sie, Chef; ich rede von jemand anderem.« Er war schon im Begriff, die dreckige Unterhose in den Abfalleimer zu werfen, aber dann drehte er sich um und ließ sie in der obersten Schublade von Bobs Schreibtisch verschwinden. Mal sehen, wie ihm das gefiel.
McPherson jammerte noch ein bisschen herum, aber schließlich sah er es ein und legte auf. Logan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte zu den Deckenfliesen auf. Ein kurzes Nickerchen, das wär’s jetzt. Natürlich dachte er nicht im Traum daran, ein solches Risiko einzugehen, solange Finnie wie ein tollwütiger Ochsenfrosch im Präsidium herumhüpfte.
Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als zu versuchen, das eine oder andere zu erledigen. Er drückte den Startknopf seines klapprigen alten Computers und hörte, wie das Ding unter Piepsen und Ächzen und Surren hochfuhr. Dann ertönte plötzlich das tiefe, hypnotische Summen, mit dem sein Handy ankündigte, dass es gleich klingeln würde.
Verdammter Mist. Was denn nun schon wieder?
Doch als der Anruf kam, spielte das Telefon die Metal-Chicken-Version von »Lydia the Tattooed Lady«, die ihm Samantha einprogrammiert hatte, damit er immer wusste, wenn sie anrief.
»Hey, du.«
»Logan? Wieso bist du noch nicht zu Hause? Heute ist doch der große Tag – ich hoffe, du kriegst nicht noch im letzten Moment kalte Füße.«
»Zweimal darfst du raten.«
»Ach du … Du bist in der Arbeit, stimmt’s? Du weißt schon, dass die Kirche für halb zwei gebucht ist?«
»Klar, aber –«
»Punkt halb zwei.«
»Ich musste die Obduktion von Jenny McGregors Zeh organisieren, und –«
»Zwing mich nicht, dich eigenhändig vom Schreibtisch wegzuzerren – das ist mein Ernst!«
»Doc Fraser sagt, sie ist tot.«
Schweigen. »Scheiße … T ut mir echt leid.«
»Ja, mir auch.« Logans Blick ging zu dem Plakat an der Wand: »Haben Sie sachdienliche Hinweise?« Das Foto zeigte Mutter und Tochter, wie sie lächelnd am Strand von Aberdeen standen, beschienen von einem goldenen Sonnenstrahl, hinter ihnen die kalte graue Fläche der Nordsee, aufgewühlt und mit weißen Schaumkronen gespickt. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann ihre Leichen auftauchen würden.
»Also, wie gesagt – halb zwei. Ich werde dort sein, okay?«
» Gut. Ich liebe dich. « Und dann war sie weg.
Er warf einen Blick auf die Uhr – kurz nach elf – und sah dann seine Mails durch. Memo, Dienstanweisung, Memo; die Gerichtstermine für sämtliche Personen, die sie letzte Nacht in Shuggie Websters Haus festgenommen hatten; Informationen zum aktuellen Stand der Jagd nach den Entführern von Jenny und Alison McGregor; Einzelheiten zu der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz um halb vier; eine Einladung zu PC Hendersons Ausstand –
Es klopfte an der Tür.
Logan blickte vom Bildschirm auf und erblickte Interims- DI Mark MacDonald. Er hielt ein kleines Päckchen in der Hand, ungefähr so groß
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