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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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reichte Logan einen weißen Tyvek-Schutzanzug und deutete dann mit ihren Spinnenfingern auf eine Schachtel mit lila Nitrilhandschuhen. »Bitte, bedienen Sie sich aus unseren … Vorräten.«
    Doc Fraser schlüpfte aus seinen Schuhen, ließ die Hose herunter, zog Strickjacke und Hemd aus und stieg dann in seinen eigenen Schutzanzug. Die Assistentin half ihm, den Reißverschluss über seine schlabbrige graue Unterhose und das Feinripp-Unterhemd zu ziehen.
    Sie deutete eine Verbeugung an. »Soll ich die … Überreste holen?«
    »Ja, warum nicht, ist ja …« Er sah auf die grauen Socken hinunter, die aus den Beinen seines Schutzanzugs hervorlugten. In einer war ein Loch. »Sie haben nicht zufällig noch meine OP -Latschen hier?«
    Sie nickte, ließ ein wenig die Finger in der Luft kreisen, raffte seine Kleider vom Boden auf, machte kehrt und stakste hinaus.
    Doc Fraser wartete, bis die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war. »Meine ich das nur, oder ist Ms. Dalrymple seit meiner Pensionierung ein bisschen seltsam geworden?«
    Steel zog sich die Kapuze ihres Overalls über den Kopf. »Sie hat mit Biowaffen-Bob eine Wette laufen.«
    Der Rechtsmediziner schüttelte den Kopf und blickte sich in dem niedrigen Raum um. »Können wir anfangen, oder erwarten wir noch Zuschauer?«
    Logan streifte sich ein Paar Handschuhe über. »Nur Finnie.«
    »Na, dann sollte er zusehen, dass er hier aufkreuzt, ich muss nämlich um Punkt drei Uhr zum Abschlag auf dem Golfplatz von Meldrum House sein, und wenn ich zu spät komme, gibt’s richtig Ärger.« Er nahm sich eine Gesichtsmaske aus der Kiste in der Ecke, zog sich das Gummiband über den Kopf und ließ die Maske unter seinem Kinn baumeln. »Könnte mal jemand das Licht einschalten? Und legen Sie doch bitte andere Musik auf, man kommt sich ja hier vor wie in einem Beerdigungsinstitut.«
    Die Spots über dem Sektionstisch flammten auf, und die Edelstahlfläche funkelte in ihrem grellen Schein. Die Luft war erfüllt vom Geruch nach Desinfektionsmittel, Chlorreiniger und Formaldehyd. Die Schüssel mit dem Duft-Potpourri neben der Stereoanlage hatte gegen diese Mischung nicht den Hauch einer Chance. Logan stöberte ein wenig in dem iPod und ersetzte Barbers Adagio for Strings durch Move Away Jimmy Blue von Deacon Blue .
    »Schon besser.« Der Rechtsmediziner zog an einer Rolle mit grüner Plastikfolie, die an der Wand befestigt war, riss ein Stück von der Länge eines Müllsacks ab und entfaltete es zu einer Schürze. Als er sie umband, flog die Tür auf. »Ah, wurde aber auch Zeit.«
    Finnie kam hereingestürmt und schnappte sich einen Schutzanzug für sich selbst sowie einen zweiten für den jüngeren Mann, der hinter ihm eintrat. »Meine Herren, darf ich vorstellen? Superintendent Green von der SOCA . Er wird als Beobachter dabei sein.«
    Superintendent Green – welliges blondes Haar, kantiger Unterkiefer, ernste blaue Augen, breite Schultern, schmale Hüften: ein Typ wie ein Fernsehstar – setzte ein schmallippiges Lächeln auf und neigte den Kopf zur Seite. »Ich werde mir Mühe geben, nicht im Weg herumzustehen.« Er klang auch wie eine Figur aus einem Fernsehkrimi, mit seiner sonoren Baritonstimme und dem leichten Londoner Akzent.
    Steel beugte sich zu Logan herüber und flüsterte ihm ins Ohr: »Verdammt leckeres Bürschchen, findest du nicht?«
    »Nein. Und du bist verheiratet.«
    »Laz, ich bin lesbisch, nicht tot …«
    Der Leiter des DIC zog den Reißverschluss seines Anzugs hoch und machte dann die Vorstellungsrunde, wobei Steel Superintendent Greens Hand wesentlich länger als nötig oder angemessen festhielt. Als sie endlich losließ, wies Finnie über den Obduktionstisch hinweg auf den alten Mann. »Und, last but not least , Dr. Duncan Fraser, unser Rechtsmediziner.«
    Doc Fraser winkte dem Superintendent zu. »Im Ruhestand.« Er schniefte. »Wer macht den zweiten Obduzenten?«
    Finnie setzte eine Schutzmaske auf.
    Steel wippte auf den Fußballen vor und zurück.
    Logan räusperte sich. »Sie sind allein, Doc. Isobel ist auf irgendeinem Kongress, und der Neue, Hudson –«
    »Ist unpässlich.« Sheila, die Rechtsmedizinische Assistentin, war wieder zur Tür hereingeglitten, in der Hand ein Tablett aus Edelstahl, auf dem ein Paar weiße Plastik-Clogs lagen – die Sorte mit den Luftlöchern drin. Plötzlich hielt sie inne und starrte zur Stereoanlage hinüber. »Ts, ts …«
    Steel nickte. »Offenbar ein schwerer Fall von Magen-Darm-Virus. Scheißt sich die Seele aus

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