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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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Kirby Wendall brachte seine Truppe praktisch am laufenden Band zum Lachen, und Pat Swenson erläuterte Flora und Fauna, während er über den Einfluss, den die Lavaströme im Lauf der Jahrtausende auf den Fluss ausgeübt hatten, eine Minilehrstunde in Geologie abhielt.
    Das Unterhaltungsprogramm überließ Zach mit Freuden seinen Leuten, während er und eine Mitarbeiterin namens Staci Lannert in jeweils einzelnen Hartschalen-Wildwasserkajaks als Sicherheitsleute fungierten. Obwohl es ihre Aufgabe war, bei eventuellen Unfällen die Teilnehmer zu retten, war ein derartiges Ereignis auf einem so ruhigen Flussabschnitt eher unwahrscheinlich. Vermutlich würde er an diesem Morgen mehr Zeit damit verbringen, sich nah an die anderen Boote heranzuschmuggeln und um Kekse zu betteln, sobald die Snacks herausgeholt wurden.
    Zach tauchte sein maßgefertigtes Paddel in das klare Wasser, wobei der weiße Lack in der hellen Sonne glänzte. Das Blatt trug die rot-schwarzen Insignien des 75. Ranger-Regiments. Er hatte sich nach seiner Rückkehr nach Hause neue, personalisierte Paddel machen lassen, denn irgendwie war es ihm wichtig erschienen, seine Vergangenheit mit der Gegenwart zu verschmelzen. Doch sein Leben beim Militär schien ihm niemals weiter weg zu sein, als wenn er sich auf dem Wasser befand.
    Ob das Cait nicht auch gefallen könnte? Zumindest schien sie sich im Wald wohlzufühlen, selbst auf den Wegen, wo das Wandern mitunter mühsam wurde. Und der Aufstieg zum Castle Rock hatte sie nicht nennenswert erschüttert. Der unerwartete Gedanke an sie verblüffte ihn. Doch er konnte das geistige Bild von ihr nicht abschütteln, wie sie mit der Gruppe auf dem Fluss unterwegs war, genau wie die anderen mit Helm und Neoprenanzug.
    Was ihn zu einem Einfaltspinsel machte, egal wie man die Sache betrachtete.
    Auf Stacis Zuruf folgte er ihrer Blickrichtung und sah dem Flug eines Fischadlers am Himmel nach, doch in Gedanken war er noch immer bei Cait. Dass er mit ihr geschlafen hatte, änderte nichts zwischen ihnen. Jedenfalls änderte es garantiert kein bisschen an der Faszination, die sie für ihn barg. Eine Faszination, die nach der vergangenen Nacht eher zugenommen als nachgelassen hatte.
    Die Nacht hatte nicht genug Stunden gehabt, um sie an allen Stellen, die er im Sinn hatte, zu berühren und zu schmecken. Nicht genug Zeit, um jede weiche und geheime Stelle an ihrem Körper zu entdecken und darin zu schwelgen, bis sie sich unter seinen Lippen reckte und erschauerte.
    Es hatte eine Menge Anlässe zum Sichrecken und Erschauern gegeben, erinnerte er sich, während er rhythmisch das Paddel ins Wasser tauchte. Und es war definitiv nicht einseitig gewesen.
    Das alles wäre weniger beängstigend gewesen, wenn sich ihre Anziehungskraft auf das rein Körperliche beschränkt hätte. Doch er fühlte sich ebenso von den Dingen angezogen, die sie gesagt hatte. Dinge, von denen sie wahrscheinlich wünschte, sie hätte sie nie ausgesprochen.
    Es sei denn, du hast einen Hang zu Frauen mit einem überirdischen IQ und einem unterirdischen Männergeschmack.
    Wenn man von den Beispielen für Männer aus ihrer Vergangenheit ausging, die sie erwähnt hatte, dann war er geneigt, ihr zu glauben. Sie hatten wie Vollidioten geklungen.
    Und dann war da noch das gewesen, was sie das eine Mal preisgegeben hatte, als er sie unbefugt auf seinem Grundstück erwischt hatte. An dem Tag, nachdem er erfahren hatte, dass sich Drummy die Kugel gegeben hatte. Er war wie ein waidwundes Tier gewesen. Verkatert und überempfindlich und ausschließlich um den Gedanken kreisend, wie sein Freund sein Leben beendet hatte. Am liebsten hätte er zugeschlagen. Um sie zu schockieren und, ja, vielleicht um ihr ein wenig Angst einzujagen, da sie kein Gefühl dafür zu haben schien, wann sie sich fürchten musste.
    Doch er hatte sie mit der Frage danach nicht schockiert, ob sie schon mal jemanden gesehen hatte, der sich das Gehirn aus dem Schädel geblasen hatte. Vielmehr war er derjenige gewesen, der von ihrer Antwort schockiert war.
    Blutspritzer überall. Knochenfragmente auf den Sofakissen. An den Vorhängen. Gehirnmasse auf dem Schreibtisch. An der Waffe.
    Allein die Erinnerung an ihre Litanei, die sie tonlos und emotionslos heruntergerasselt hatte, verursachte ihm eine Gänsehaut. Wahrscheinlich war es etwas, das sie im Zuge ihrer Arbeit gesehen hatte. An einem Tatort.
    Das Schlimme daran war nur, dass ihre Stimme jung geklungen hatte, als sie die Sätze geäußert hatte.

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