Knochenzeichen
schlug die Tür hinter sich zu, fast immun gegen ihre Beschimpfungen. Es war ein Jammer, dass sie so aufgebracht war, denn ihr Gekreische würde die Musik übertönen, die er für sie aufgelegt hatte.
Seine Gäste konnten ja so undankbar sein. An manchen Tagen war es derart schlimm, dass er sich schon fragte, warum er sich überhaupt die Mühe machte.
5. Kapitel
»Das ist echt scheißfad.«
Cait war so in Gedanken, dass sie einen Augenblick brauchte, um ihre Aufmerksamkeit von der Lösung, die sie gerade studierte, auf ihre Assistentin zu übertragen. Ohne aufzusehen, murmelte sie: »Du schuldest mir einen Dollar.«
»Schreib’s mir auf die Rechnung.« Kristys Tonfall ließ ein Gähnen mitschwingen. »Wie kommt es eigentlich, dass du die sexy Arbeit kriegst? Verborgene Fingerabdrücke auf Knochen aufzuspüren ist verflucht geil. Und was soll ich machen? Ich soll mir beschissene Erde anschauen.«
»Wenn du so weitermachst, darfst du mich zum Mittagessen einladen.« Vorsichtig goss Cait die Lösung, die sie zubereitet hatte, über das pulverisierte Knochenfragment, das sie Person weiblich C entnommen hatte. »Heute komme ich sowieso nicht dazu, nach Fingerabdrücken zu suchen. Die Tests dauern Stunden. Aber vielleicht schaffe ich es, die visuelle Untersuchung mit der alternativen Lichtquelle vorzunehmen, dann wäre wenigstens der Schritt schon erledigt.«
Angesichts der jüngsten Fortschritte in den Datenbanken für Vermisste durfte sie die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass schließlich eines ihrer Opfer durch DNA-Analyse identifiziert wurde. Und die Proben für diese Tests mussten genommen werden, ehe sie nach Fingerabdrücken suchte, die der Täter auf den skelettalen Überresten hinterlassen haben mochte, und auch bevor sie die Knochen säuberten.
Die Tests waren mühsam und zeitraubend, doch Cait wollte sie unbedingt selbst durchführen. Raiker hätte einen bissigen Kommentar darüber abgegeben, dass man auch delegieren lernen musste. Doch ihr Chef war fast dreitausend Meilen weit weg auf der anderen Seite des Landes. Er würde es nie erfahren.
Sie platzierte die Probe in der Zentrifuge, stellte Geschwindigkeit und Dauer ein und richtete sich auf ein paar Minuten Wartezeit ein. Ihr Blick wanderte durch das provisorische Labor. »Hat Michaels sich eigentlich dagegen gesträubt, uns noch mehr Platz für unsere Arbeit zur Verfügung zu stellen?«
Kristy sah nicht von ihrer Arbeit auf. » Steve war ein absoluter Engel, als ich ihn gefragt habe.« Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Natürlich hab ich auch nett gefragt.«
Cait musterte ihre Assistentin. »Wie nett?«, fragte sie argwöhnisch.
»Sehr nett«, kam die kokette Antwort. »Ich könnte dir Einzelheiten schildern, falls du …«
»Gott, nein.« Es hätte ihr gerade noch gefehlt, pornografische Szenen von den beiden durch ihre Hirnwindungen wandern zu sehen. Manche inneren Bilder konnten einen Menschen für immer traumatisieren. »Erspar mir die Einzelheiten.«
»Also, du musst aber zugeben, dass es den Preis eines Blowjobs wert war.«
Demonstrativ drehte sie ihrer Assistentin den Rücken zu und wünschte, sie könnte ebenso leicht ihr Gehör abschalten. »Du bist echt notgeil.«
Kristy lachte. »War doch nur ein Witz. Er hat dafür gesorgt, dass der ganze Raum leer geräumt und geputzt wird, damit ich mich hier einrichten konnte. Bestimmt hat er Vorstellungen von einer angemessenen Belohnung, aber ich muss mir erst überlegen, ob ich mich in diesen Pool aus gut trainierten Männermuskeln stürze. Allerdings musst du auch zugeben, dass ich es schlechter treffen könnte.«
Cait machte ein nichtssagendes Geräusch, nahm die Probe aus der Zentrifuge und gab die Lösung in ein neues Röhrchen. »Kam mir wie ein Lustmolch vor.«
»Tja, welcher Mann ist das nicht? Aber er ist netter, als du denkst. Vielleicht lass ich ihn mal ran. Weißt du, wie lange es her ist, seit ich meinen letzten Stecher hatte?«
Cait hätte beinahe den DNA-IQ-Lysepuffer verschüttet, den sie gerade zu der ursprünglichen Lösung hinzugab. »Äh … seit dem Flug hierher?«
Kristy lachte. »Ich würde dich eine Mistkuh nennen, wenn du mich dafür nicht zur Kasse bitten würdest.«
Was, so musste Cait anerkennen, eine hinterlistige Art war, genau das zu tun, ohne für die Konsequenzen geradestehen zu müssen. Ihre Technikerin wurde langsam ziemlich gerissen.
Außerdem war sie in bedauerlich redseliger Stimmung. »Steve mag es sowieso nicht, wenn ich
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