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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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der Krankenschwester den Blutdruck messen lassen. Wanda bestach die Mädchen mit billigen Tennisschuhen von Woolworth und Roastbeef-Sandwiches und Milchshakes bei Dairy Queen. Meine ältere Schwester Jeanette gehörte zu ihrem Stammpersonal. Glücklich sah ich sie überhaupt nur nach diesen Rezepte-Trips mit Wanda. Stets kam sie mit Senfflecken auf ihrer guten Bluse und was Süßem für ihre zwei unehelichen Blagen zurück.
    »Vielleicht sollten wir eine Flasche dalassen«, sagte ich.
    »Auf keinen Fall, Bobby«, sagte Frankie. »Wenn wir unseren Grips einschalten, bringen uns diese Babys bis nach San Francisco, verdammt.«
    »Wie lange dauert es bis dahin?«
    »Fünf Tage«, antwortete er und stopfte sich alle vier Fläschchen in die Vordertaschen.
    Wir gingen zur Hintertür raus, stiegen den Slate Hill hinauf und stapften durch den Wald zum Foggy Moor. Dort hatten wir den Super Bee versteckt. Hinter uns ging der Mond auf wie ein flacher, leuchtender Totenkopf. Zwei Meilen weit mussten wir uns durch Gestrüpp und Dornen kämpfen, aber so konnte niemand behaupten, er hätte uns in der Nacht in der Senke gesehen.
    Vier Fläschchen Black Beauties – 240 Kapseln – waren genug Raketentreibstoff, um eine Mülltonne zum Mars zu schießen. Die Kapseln waren noch gefroren, als Frankie die erste Flasche öffnete und mir zwei gab. Unser Plan lautete, nur ein paar davon zu schlucken und auf der Route 50 westwärts zu fahren, sobald wir den Rest in der Stadt verscherbelt hatten. Nach einer Dreiviertelstunde tickte mein Herz wie eine scharfe Bombe. Gegen Mitternacht nagte ich mir Löcher in die Zunge und hörte mir an, wie Frankie sich über Sex mit Hollywoodstars ausließ. »Und du, Bobby?« fragte er mich schließlich. »Was würdest du mit ihr anstellen?«
    Frankie hatte alles Mögliche aufgelistet, was er mit Ali McGraw machen würde. Ich kannte ihn schon mein ganzes Leben, aber das mit dem Axtstiel überraschte mich dann doch. Ich war noch nie mit einer Frau zusammen gewesen und grübelte immer noch darüber nach, wie das überhaupt ging. »Scheiße, keine Ahnung«, meinte ich schließlich schulterzuckend.
    Frankie zündete sich an seiner Kippe eine neue Zigarette an. Er sah mich an und fragte: »Bist du wieder runter?«
    »Ja«, antwortete ich. »Warum?«
    »Keine Ahnung, Mann. Du wirkst so abwesend.«
    »Hör mal, ich finde, wir sollten die Pillen zurückbringen, Frankie«, sagte ich. »Ich meine, wenn Wanda das rausfindet …«
    »Bist du total bescheuert?« unterbrach er mich. Er schraubte die Flasche auf und gab mir noch ein paar schwarze Kapseln. »Du kommst nur gerade runter, Baby, das ist alles.«
    Er hatte recht – noch zwei davon, und alles sah wieder ganz anders aus. Nach ein paar Minuten stieg bei dem Gedanken, nach Kalifornien durchzubrennen, große Freude in mir auf. Plötzlich wusste ich, dass all die lausigen, beschissenen Dinge, die mir andauernd zustießen, nie wieder passieren würden. Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als mein Alter ausgerastet war, nur weil meine Mutter ihm statt Eiern Haferbei zum Frühstück gemacht hatte. Ich fing an zu reden und stellte fest, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Frankie fuhr in jener Nacht Kreise durch die Gemeinde, und ich erzählte ihm alle Geheimnisse aus unserem Haus, jedes einzelne Unrecht, das mein Alter je an uns begangen hatte. Zwar kam ich mir, je mehr ich ausplauderte, auf irgendeine dumme Weise wie ein verdammter Verräter vor, aber als die Sonne am nächsten Morgen aufging, war mir, als sei all die Scham und Furcht, die ich mit mir herumgeschleppt hatte, verbrannt wie ein Haufen trockener Blätter.
    Drei Tage nach dem Diebstahl überfuhren wir das Huhn. Es tauchte aus dem Nichts auf. Ich war zu dem Zeitpunkt auf der Höhe meiner Kräfte. Schlucken Sie mal fünfundzwanzig Black Beauties in drei Tagen, dann wissen Sie, was ich meine. »Scheiße!« brüllte ich, als ich den Schlag am Wagen hörte. Frankie trat auf die Bremse, und der Wagen kam rutschend zum Stehen. Ich sprang raus. Das Huhn hing mit gebrochenem Genick am Kühlergrill. Ich zog es vorsichtig vom Chrom und hielt es an den knubbeligen gelben Füßen hoch. Ein Blutstropfen, so fett und rund wie eine rote Perle, baumelte am Ende des geborstenen Schnabels.
    Frankie stieg aus und sagte: »Wo is’n das her?« Er kontrollierte den Kühlergrill und wischte ihn mit seinem Jackenärmel ab. Dann ging er in die Knie und sah unter dem Wagen nach, ob etwas beschädigt war. Er liebte diesen Super

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