Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
Vom Netzwerk:
Beauty von dem Vorrat in meiner Manteltasche. »Mein Schwanz fühlt sich an, als ob eine verdammte Schnappschildkröte drauf rumgekaut hätte«, sagte Frankie. Dann setzte er zurück und brannte im ersten Gang einen dunklen Gummistreifen auf den Asphalt. Über uns wich der schwarze Himmel langsam einem wachsgrauen See.
    Gegen Ende des fünften Tages waren wir erledigt, das Speed floss uns wie Wasser durch die Adern, und wir kamen nicht mehr runter. Von den Zigaretten und dem Gerede waren unsere Kehlen ganz ledrig; das Zahnfleisch blutete, und unsere Kiefer schmerzten vom Zähneknirschen. Frankie flüsterte in eine Bierdose, die er in der Hand hielt wie ein Mikrofon, und ich hatte den ganzen Tag über immer wieder versucht, mich davon zu überzeugen, dass die Dose nicht antwortete. Auf dem Rücksitz war die vergossene Milch sauer geworden, und der Gestank erinnerte mich an Teabottoms kleines Baby. »Was ist nun mit Kalifornien, du Arsch?« sagte ich schließlich. »Scheiße, wir könnten schon da sein.«
    Frankie seufzte, flüsterte noch einmal in die Dose und warf sie aus dem Fenster. »He, Bobby«, sagte er. »Kannst gehen, wann immer du willst. Ich halt dich nicht auf.«
    Ein paar Minuten später bogen wir in die Train Lane ein, eine zerfurchte Landstraße, die zwei Maisfelder am Rand von Knockemstiff trennte. Ganz egal, wie viele Meilen wir am Tag zurücklegten, nachts landeten wir stets wieder in der Senke, auch wenn ich mir vor Angst fast in die Hose machte, wir könnten Wanda Wipert oder, noch schlimmer, meinem Alten über den Weg laufen. An der Wendefläche am Ende der Straße hielten wir neben einer wilden Müllkippe, einem Berg aus Abfallsäcken, kaputten Sesseln und alten Kühlschränken. Die Sonne ging rot glühend hinter den Mitchell Flats unter. Der DJ kündigte erneut den Verkauf von Truthähnen an.
    »Himmel«, sagte ich, »wie viele beschissene Thanksgivings feiern die eigentlich dieses Jahr?«
    Frankie machte den Motor aus und starrte ein paar Minuten geradeaus. Dann riss er den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus. Ich sah, wie er durch den Müll wühlte und Pappe und Papier zur Seite warf. Er stieß auf einen alten Reifen und rollte ihn mitten auf die Fahrbahn. Dann beugte er sich vor und stopfte das Radinnere mit Papier und Pappkarton aus; ich öffnete das Handschuhfach und schnappte mir eine der beiden Flaschen Black Beauties, die wir noch hatten. Ich schob das Speed in eine meiner Socken und stieg ebenfalls aus. »Was machst du da, Mann?« fragte ich.
    Er hielt das Feuerzeug an das feuchte Papier und versuchte es anzuzünden. »Mir ist arschkalt, und ich hab Hunger, verdammt«, krächzte er. Wir schauten zu, wie in dem Reifen langsam eine kleine Flamme zu wachsen begann. »Wann, denkst du, haben wir das letzte Mal was gegessen?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Vor einer Woche. Mindestens, oder?«
    »Ja. Kann schon sein.«
    Frankie ging zum Wagen zurück, machte den Kofferraum auf und nahm das Huhn heraus. Es war noch immer in mein Flanellhemd gewickelt wie in ein Leichentuch. »Oh, Scheiße«, sagte ich. Ich suchte nach der letzten Kapsel, die ich noch in meiner Manteltasche hatte, und biss sie auf. »Gib mir mal ’ne Sekunde, Mann«, sagte ich und schluckte das bittere Pulver runter. »Vielleicht kann ich noch was machen.«
    Frankie schüttelte den Kopf. »Willst du dein Hemd wieder?« fragte er. Er ließ das Huhn an den Füßen baumeln, als ob er mich hypnotisieren wollte.
    »Nein«, sagte ich. »Ähm, eigentlich doch, schätz ich.«
    »Hier, halt das mal kurz.« Er reichte mir den steifen Vogel. Dann wühlte er wieder im Müll herum und zog schließlich einen abgebrochenen Spieß aus dem Haufen. »Das könnte klappen«, sagte er zu sich. Er nahm mir das Huhn ab, legte es auf den Boden und trat auf den Hals.
    »Was machst du da?« fragte ich, zog meinen Mantel aus und das Hemd an.
    »Pass auf«, sagte er. Mit einer schnellen Bewegung beugte er sich vor und rammte dem Huhn den Spieß in den Arsch, bis die Spitze knirschend zur Brust herauskam.
    »Verdammt«, rief ich, ganz fertig mit den Nerven; ich hatte das Huhn vergessen gehabt, und nun würde es niemand wieder lebendig machen. Dann fiel mir etwas anderes ein. »Du wirst das doch nicht vögeln, oder?« fragte ich Frankie. »Das sag ich dir gleich, das lass ich nicht zu.«
    »Darauf wär ich nicht gekommen«, erwiderte er, »aber nein, ich werde das verdammte Ding essen.« Dann hob er das Huhn hoch und trug es zum Feuer. Ein Auge

Weitere Kostenlose Bücher