Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
Vom Netzwerk:
überall mit sich herum. Manchmal benutzte er sie als Schutzschild und hielt sie sich vor sein teigiges Gesicht, wenn wieder mal jemand etwas nach ihm warf. Er schützte seine Augen mit ihr.
    Duane lächelte und schüttelte den Kopf. »Verdammt, Mann, hast du eigentlich keine andere Platte?«
    Fettsack johlte, umarmte die Plattenhülle und setzte einen feuchten Schmatzer auf Nancys glasierte Lippen. »Keine wie diese, Duane«, antwortete er.
    Porter kippte eine Dose Bier runter. »Mann, bin ich froh, dass du kommst«, sagte er zu Duane. »Jetzt passt du mal für ’ne Weile auf den fetten Kerl auf. Er geht uns schon ganz schön auf die Nüsse.«
    »Ach, der ist schon okay«, entgegnete Duane. »Fettie, hast du dich mal wieder danebenbenommen?«
    »Nein, Duane«, protestierte Fettsack, »er ist schuld«, und zeigte auf Porter. »Er hat zu viel Blue Ribbon gesoffen.«
    Porter zwinkerte Duane zu und warf mit der leeren Dose nach Fettsacks Kopf. »Duane, die beiden streiten sich schon den ganzen Abend wie zwei Straßenköter«, sagte er und zog ein Feuerzeug aus der Tasche. »Das ist nicht gut. Lasst uns die Pappschlampe abfackeln, es sei denn, der fette Hengst teilt sie mit uns.«
    »Nein! Nein!« schrie Fettsack. Er versuchte aufzustehen, fiel aber wieder um. Rosige Flüssigkeit quoll aus einem kleinen Loch in seinem Bauch und verschwand in den Speckdünen. »Porter, lass sie in Ruhe«, jammerte er und wiegte sich auf dem Stroh hin und her.
    Plötzlich nahm Duane aus dem Augenwinkel wahr, wie Wimpy mit dem Arm ausholte. »Anflug!« schrie Wimpy. Duane sah, wie Fettsack die Papphülle vor das Gesicht riss und gleich darauf ein Dartpfeil von seiner Brust abtropfte und im Lehmboden stecken blieb. »Hätte dich beinahe erwischt, du Irrer«, sagte Wimpy.
    »Verdammt, Wimpy«, sagte Fettsack und wischte sich die Tränen, die ihm die Wangen herunterliefen, mit einer seiner dreckigen Hände weg, »wenn du meine Augen triffst, dreht meine Oma durch.«
    »Okay, das reicht«, sagte Duane. »Scheiße, Mann, er blutet.«
    »He, hat ihn keiner gezwungen«, sagte Porter. »Er will es so.«
    Das stimmte. Fettsack hätte alles getan, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Manchmal schlich er sich nachts, wenn
Armchair Theater
zu Ende war und der Fernseher schwarz wurde, aus dem Haus seiner Oma und ging die dunkle Straße auf und ab, die durch Knockemstiff führte. Er weckte Leute auf, indem er an ihre Scheiben klopfte, holte seine Dartpfeile heraus und bat darum, sie nach ihm zu werfen. Daraufhin ging er ein paar Schritte zurück, knöpfte sich die Latzhose auf und ließ sie zu Boden fallen. Sein weißer Bauch strahlte dann so groß und hell wie der bescheuerte Mond. Manchmal stand er stundenlang so da, hörte die Mücken in seinen Ohren summen und wartete darauf, dass jemand herauskam und versuchte, ihn zu treffen.
    »Ist doch auch scheißegal«, sagte Wimpy. »Verdammt, seine elende Wampe ist dick genug. Und hart wie ein Schildkrötenpanzer.« Er nahm einen Pfeil und spitzte ihn erneut mit dem Schleifstein an, der auf einer Werkbank in der Ecke lag.
    Duane reichte Fettsack einen öligen Lappen. »Hier, wisch dich ab. Und zieh die Hose hoch.«
    Porter feuerte die Bong an und reichte sie Duane. »Scheiße, Mann, was ist mit deinem Hals passiert?«
    Duane schob die Brille hoch und spürte, wie er rot wurde. Er hatte noch nie gut lügen können. »Sie hat versucht, mich aufzufressen«, sagte er. Das war einer der Sätze, die er für seinen Vater einstudiert hatte.
    Wimpy drehte sich um und sah Duanes Hals an. »Mannomann. Sieht so aus, als ob sie dir den ganzen Kopf abkauen wollte.«
    Duane erwiderte nichts darauf, nahm das Mundstück, das bereits voller Spucke war, zwischen die Lippen und sog den Qualm ein. Das Gras schmeckte leicht nach Kartoffelchips. Im Licht konnte er Krümel in dem blubbernden Wasser schwimmen sehen wie kleine Urzeitkrebse. Er schauderte, dann zog er noch mal.
    Als Porter mitgekriegt hatte, dass Duane am Freitagabend ein Mädchen ins Torch-Drive-in-Kino ausführen wollte, hatte er gefragt: »Wie heißt sie?« Wimpy und er hatten sich gerade über die Werkbank in der Garage gebeugt und versuchten, ein 8-Spur-Tonbandgerät an eine lecke Autobatterie anzuschließen.
    Duane hatte Wochen darauf verwendet, sich einen Namen auszudenken, war im Kopf Millionen Möglichkeiten durchgegangen, bis er schließlich über den richtigen gestolpert war. Er war so in den Namen vernarrt, dass er schon einen Ständer bekam, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher