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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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er ihr schlankes Becken mit seinen großflächigen Händen. Überall starrte eine wie sie in das Spiegelbild im Fenster und erkannte einen großen Mann, der ihr eruptive Wellen in den Unterkörper schlug, die sich in massiven Starkstromschlägen bis in die Fingerspitzen ausbreiteten. So eine riss immer an seinem Haar, um diese Wellen zurückzuleiten, um mit dem Schmerz ihre Anwesenheit zu beweisen. Ihre Schreie klangen wie ein Echo aus einem unsichtbaren Körper, der sich in ihnen verbarg, von so tief unten stöhnte ihr Verlangen, dass sie das Gefühl hatten, überall gleichzeitig zu sein, als sie schrien und beide in Millionen Splitter zerfielen, die sich als transparenter Ascheregen geräuschlos über die ganze Insel verstreuten. Wie immer lag man dann schweigend nebeneinander. Die Hände machten das, was sie in solchen Momenten immer machten. Sie strichen über die Haut des anderen und lauerten auf die nächste Möglichkeit. Die Körper rochen, wie sie rochen, wenn sie das, was ständig überall passierte, erneut zuließen. Und der Atem bemühte sich, möglichst geräuschlos zu sein. Denn die Worte kamen erst, wenn man dem Moment nicht mehr genügte. Es sei beruhigend, dass diesem Moment nichts Besonderes innewohne, sagte sie, und ihre Fingerspitzen legten sich sanft auf sein Glied.
    - Es war mir von Beginn an klar, dass du es nicht bist, sagte er.
    - Wir sind uns schon tausend Mal begegnet, sagte sie und küsste sanft seinen Hals.
    - Überall, ständig, flüsterte er und suchte ihre Lippen, um die Momente zwischen den Worten zu übertauchen.
    - Wenn es die Liebe angeblich überall gibt, fragt man sich, warum man sie so lange sucht, sagte sie, während sie seinen Kuss erwiderte.
    Sie spürte, wie sich sein Glied unter ihren Fingerspitzen regte. Er sei sich bis heute nicht sicher, ob er sie suche oder vor ihr davonlaufe. Also vor der Liebe, nicht vor ihr. Sie existiere für ihn gar nicht, flüsterte er und liebkoste ihr Ohr. Dann drang er in sie ein und versank in einem lauwarmen Brunnen, der ihn immer weiter in die Tiefe saugte, bis sie sich in geflüsterten Schreien erneut in sich selbst auflösten, um endgültig das Interesse an diesem Moment zu verlieren. Dennoch blieben sie liegen und starrten ins Schwarz von Nauru. Die schalldichte Scheibe ließ den aufbrausenden Sturm da draußen nur erahnen, denn es gab nichts, das sich bewegte. Sie sagte, dass es einen Unterschied zwischen ihnen gebe und sonst nur Gemeinsamkeiten, und er fragte, was dieser Unterschied sei, und sie sagte, dass er einmal gegangen und sie nie irgendwo angekommen sei. Das spüre sie ganz deutlich. Er habe ohnehin von Anfang an das Gefühl gehabt, sie würden alles übereinander wissen, sagte er, und sie schüttelte den Kopf und sagte, er habe zwar das Gefühl gehabt, sie aber habe alles über ihn gewusst, über sie wisse er gar nichts. Denn Konrad, und das sehe sie sofort, würde überhaupt wenig erkennen, was für ihn auch nicht vonnöten sei, es wäre beinahe existenzgefährdend, worauf er widersprach und sagte, er würde sehr viel verstehen, zu viel verstehen. Das habe sie aber nicht gesagt, sagte sie, dass er nichts verstehe, sondern dass er nichts erkenne, da bestehe ein wesentlicher Unterschied. Was für ein Unterschied, fragte er, für so einen wie ihn, sagte sie, gebe es immer Synonyme, aber es gibt keine Synonyme, so wie man eine Liebesbeziehung nicht benennen dürfe, und das sei genau der Grund für das Scheitern gewesen, dass er diese Liebesbeziehung zu oft benannt habe, so lange, bis der Name, den er ihr gegeben hatte, nur noch ein leeres hässliches Gefäß gewesen sei, als ob man hundert Mal
Sessel
sage, dann sei der Sessel irgendwann kein Sessel mehr, sondern ein völlig fremder Gegenstand. Wie er sie genannt habe, wollte sie wissen, aber er sagte, dass dieser Moment keinen Namen vertrage. Sie hingegen sei bestimmt wegen der Liebe hier gelandet, sagte er, und sie lachte und sagte, das habe sie sofort gesehen, dass er das denke, aber da liege er völlig falsch. Sie ginge immer dorthin, wohin es sie beruflich verschlage. Der Beruf sei ihr Wetter, ihr Gesprächsstoff und bestimme ihre Gemütsverfassung und treibe sie in windigen Lagen an andere Orte. Er sagte, er habe gar nicht gewusst, dass Rezeptionistin ein Beruf sei, eher eine Beschäftigung, sagte sie, aber mehr brauche sie auch nicht. Sie brauche nur einen Anlass für einen Aufenthalt, ihr Dasein sei ohnehin überall gleich. Ob er untertauchen oder verschwinden habe müssen,

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