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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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amerikanischen Filmen zu tun hätten.

DREIZEHN
    Was denn mit ihm los sei, fragte Rita, als sie Lutz ins Nebenzimmer zog. Nicht nur, dass er seit zwei Tagen im Bett liege, ohne wirklich krank zu sein, dass er sich dazwischen ununterbrochen wasche, er habe schon wieder diesen Ausschlag am ganzen Körper, aber dass er jetzt auf Hilde losgehe, in dieser Situation, das könne sie keinesfalls akzeptieren. Ob er Hilde überhaupt zugehört habe, er nickte, das dürfe man doch nicht einfach so vom Tisch wischen, das gehe sie alle etwas an, auch ihn, selbst wenn er augenscheinlich nicht anwesend sei. Rita sei Ehefrau genug, nicht nachzufragen, das müsse eine Ehe manchmal aushalten, aber er möge, egal was dahinterstecke, auf keinen Fall ein Drama daraus machen, er nickte, aber die Sache mit Hilde, die müsse er in einer solchen Situation ganz ihr überlassen, da brauche sie keine Kommentare wie eben. Was ihm da überhaupt eingefallen sei, natürlich habe sie gesehen, dass Max einen Vogelstrauß nachahme, aber das mit einem solchen Satz zu kommentieren, sagte sie, das sei doch überhaupt nicht der Punkt, ob das ein Klischee sei oder nicht, sondern welche Richtung das alles einschlage, darum gehe es doch. Lutz nickte und versuchte, schweigend durch diesen Monolog zu gelangen. Ihnen sei doch beiden klar, dass Max dahinterstecke, dass diese ganze Situation aus dem Ruder laufe und allmählich gefährlich werde, nicht nur für Hilde, auch für Max selbst, auch für sie als Familie. Wer weiß, was dem Jungen alles einfalle, während sie schliefen. Luise vorschieben, das sei doch ein klares Zeichen, wie berechnend ein Mensch schon in diesem Alter sei. Wie zurechnungsfähig, sagte sie. Lutz sagte, für unzurechnungsfähig würde man Max keinesfalls erklären, was schon daran liege, dass er gar nicht mündig sei, nur eine mündige Person sei zurechnungsfähig, obwohl man natürlich wisse, wie viele Mörder es schon im Kindesalter gebe, aber die kämen eben alle straffrei davon. Sie könne gar nicht glauben, was er da rede, ihr Max, ein Mörder, ob ihm das bewusst sei, aber, sie atmete tief durch, man dürfe das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn es stimme, was Hilde behaupte, dann sei das am Nachmittag vielleicht wirklich versuchter Mord gewesen. Wobei man sich eben nicht sicher sein könne. Immerhin habe Max nicht behauptet, es sei Luise gewesen, die jene Leiter ins Wanken gebracht habe, sondern dass sie vom Baum gesprungen und er ihr nachgelaufen und dabei an die Leiter gestoßen sei, absichtlich, wie Hilde betonte, so etwas merke man, habe sie gesagt, richtig vorsätzlich sei das gewesen. Und wenn dem so sei, dann stelle sich die Frage, ob man einem Fünfjährigen so viel Raffinesse zutraue, die Schuld nicht auf Luise zu schieben, sondern die Unglaubwürdigkeit dieser Behauptung zu antizipieren und den eigenen Irrglauben vorzuschieben, um damit sein Verhalten zu erklären. Lutz versuchte sich zu konzentrieren und sagte nichts, nickte aber so, als wollte er sagen, dass ein Fünfjähriger auch ein kleiner denkender Mensch sei, dass man aber nicht die Paranoia einer alten ledrigen Esoteriksquaw für bare Münze nehmen dürfe. Rita sagte, sie halte Hilde für eine integere Person, die im Zweifelsfall auf Max’ Seite stehe. Wenn sie also so weit gehe, dem Kind Absicht zu unterstellen, dann müssten sie daraus Konsequenzen ziehen. Da breche sich dunkle, kriminelle Energie Bahn. Überhaupt sei sie von dunkler Energie umgeben, auch Lutz strahle im Augenblick etwas äußerst Dunkles aus. Aber sie sei Ehefrau genug, nicht über alles zu sprechen, das hielten sie aus, egal, was da komme, ob er verstehe, er nickte, sie stehe zu ihm. Und sie wartete, dass Lutz ausrastete, wie immer, wenn es um diffuse Vorwürfe ging, aber er nickte nur, als könnte er das alles, von dem Rita nur eine dunkle Ahnung hatte, wegnicken, und sie sagte, sie fühle sich so allein, wie ein vereinzeltes Menschenkind, das zwischen Tieren aufgewachsen sei und mit niemandem sprechen könne. Und dann weinte sie. Nichts traf Lutz so stark wie eine weinende Frau. Nickend nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. Und Rita sagte, es wäre gut, wenn er jetzt mit Luise Gassi gehe, und löste sich aus dem Schwitzkasten. Lutz fragte, wer sie vorher angerufen habe, und Rita sah verweint auf und sagte, das habe er noch nie gefragt. Er zuckte mit den Achseln, nickte und ging mit Luise hinunter in den Hof, weil er an Ritas Reaktion erkannte, dass es kein bedrohlicher

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