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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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war in erster Linie Zahnarzt.
    - Waren Sie unglücklich?
    - Nicht solange ich nichts von seinen Ausflügen erwähnte.
    - Ausflüge?
    - Seitensprünge.
    - Ich meinte eigentlich, ob Sie glücklich waren?
    - Ich war nicht unglücklich. Zumindest nicht die ganze Zeit.
    - Wussten Sie von dem Verhältnis mit Jennifer?
    - Es war meine Idee.
    - Inwiefern?
    - Wollen Sie mich wirklich von dieser Seite kennenlernen?
    - Was war Ihr Ziel?
    - Es gefällt mir, wenn Sie mich verhören.
    - Sie haben nicht geantwortet.
    - Vermutlich wollte ich einen Schlusspunkt setzen.
    - Zwischen Ihnen und Lutz?
    - Zwischen Jakob und mir.
    Der Kommissar versuchte so zu schauen, wie er sich vorstellte, dass ein Fernsehkommissar schaute, wenn er Frauen wie Rita beeindruckte.
    - Es sollte ein Nullsummenspiel werden, sagte sie.
    - Alles umsonst gewesen. Verstehe.
    - Nichts ist umsonst. Immerhin hat er sieben Jahre verschwendet.
    Sie lächelte. Der Kommissar notierte das erste Mal etwas in seinen Block. Er war enttäuscht. Wenn sie so lange gebraucht hatte, um diesen Jakob Schober zu verdauen, wie lange würde es dauern, bis sie ihren Mann vergessen hatte. Rita setzte den kindlichsten Blick auf, den sie beherrschte.
    - Sind Sie jetzt schockiert?
    - Ich schätze Ihre Ehrlichkeit. Sie ist wichtig für das Ergebnis des Verhörs.
    - Hören Sie bloß nicht auf.
    - Hat Sie Lutz nie verhört?
    Rita schüttelte den Kopf.
    - Er war keiner, der viele Fragen stellte.
    - Warum haben Sie sich in ihn verliebt?
    - Ich habe mich nie in ihn verliebt.
    - Sind Sie eifersüchtig auf Doktor Haselbrunner?
    - Eher irritiert.
    - Sie empfinden die Doktorin als nicht ebenbürtig?
    - Interessant, dass Sie Doktorin sagen.
    - Sie haben die Frage nicht beantwortet.
    - Ich glaube, Sie kennen die Antwort.
    - Würden Sie ihn zurücknehmen?
    - Nein.
    - Sind Sie sicher?
    - Ja.
    - Aber Sie sind nicht gerne allein.
    - Ich werde nicht lange allein sein.
    - Ist das so ein Gefühl?
    - Eine Gewissheit.
    - Sehr gut.
    Er klappte den Notizblock zu und stand auf.
    - Sie brechen ab, das finde ich schade.
    - Für heute habe ich alles, was ich brauche.
    Sie reichte ihm die Hand. Er nahm sie und stellte sich vor, wie ihre weichen Hände an ihm zerrten, sein Gesicht umklammerten und sich stumm in seinen Hals krallten.
    - Ich bin mir sicher, dass noch Fragen auftauchen werden.
    Sie löste ihre Hand, als würde sie ihn zu sich ziehen.
    - Davon bin ich überzeugt.
    Er deutete einen Gruß an, wie man ihn von Fernsehkommissaren in Schwarzweißkrimis kennt. Dann lief er die Stiegen hinunter, ohne sich umzudrehen. Rita legte sich auf das Bett im Ruhezimmer und schloss die Augen.
    Hilde schlief jetzt bei Max. Rita musste erst wieder zu sich kommen. Das wusste Hilde. Die Rita-Rita, die jahrelang unter der Lutz-Rita geschlummert hatte, die musste erst wieder ins Leben zurückgeholt werden. Die Rita-Rita, die es irgendwann aufgegeben hatte, der Lutz-Rita zu widersprechen, und sich stattdessen schlafend gestellt hatte, die konnte wahrscheinlich gar nicht glauben, dass da plötzlich reine Luft war. Diese Rita-Rita würde mit allen Mitteln verhindern, dass man sie wieder zu einer Rita zurechtstutzte. Eine solche Rita-Rita konnte weder einen Jakob noch einen Kommissar gebrauchen.
    Hilde sah es als ihre Aufgabe an, Rita-Rita einen Weg zu bahnen. Und das betraf eben auch Max, der sich natürlich mit allen Mitteln wehrte. Gestern hatte sich die Schildkröte stundenlang in ihren Panzer verkrochen, aber schließlich akzeptierte er es. Was nicht hieß, dass er Hilde wieder Zugang zu seinem Subkontinent gewährte. Im Gegenteil. Seit Luise zurück war, schien die Insel noch abgeschiedener zu sein. Hilde ging mit ihm in den Zoo. Während er früher mit den Tieren gesprochen hatte, saß er jetzt völlig gleichgültig vor den Gehegen. Früher hatte ihn Hilde mit süßem Futter locken können, heute aß er nur noch, wenn er musste. Die Einzige, mit der er Kontakt aufnahm, war Luise. Allerdings nur, um ihr Befehle zu geben, die eigentlich Hilde betrafen. Hol mir die Jacke, Luise! Noch eine Milch, Luise! Die Bettdecke ist zu kalt, Luise! Diesen Pyjama will ich nicht, Luise! Wirf Sie aus dem Fenster, Luise! Hilde war auf der Hut. Und wenn nicht bald der Subkontinent Rita-Rita zum Vorschein kam, gab es nichts, was sie vom Gehen abhalten konnte.

SIEBZEHN
    Die Nachmittage verbrachten Max und Hilde meistens am Spielplatz. Wobei sich Max kaum für die anderen Kinder interessierte. Am liebsten ging er zu Mittag, wenn alle anderen beim

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