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Koala: Roman (German Edition)

Koala: Roman (German Edition)

Titel: Koala: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Bärfuss
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hereingefallen, alles was auf diesem Kontinent leicht zu sein schien, konnte zur tödlichen Gefahr werden.
    In Kolonne suchten sie sich einen Weg durch Gestein und Gestrüpp, sanken ein bis zu den Knien. Immer wieder mussten sie fallenden Felsbrocken ausweichen, die ihnen die Glieder zu brechen drohten.
    Nur langsam kamen sie voran. Sie mussten haushohe Felsen passieren, die im Sand keine Verankerung fanden, sondern sich bei der kleinsten Berührung lösten und donnernd ins Tal stürzten, dabei noch größere mit sich rissen. Die Männer fanden nichts, um sich festzuhalten, nur manchmal gab dürres Wurzelwerk Gelegenheit für einen Griff, daran hielten sie sich fest, zu dritt, zu viert an einem höchstens fingerdicken Strang.
    Bei einem kleinen Gehölz machten sie endlich Rast. Barrallier, als er den Blick über die Bergzüge, das weite, offene, einsame Land streifen ließ, wurde von Seligkeit und Angst ergriffen. Er hatte das Gefühl, niemals eine Passage zu finden, er spürte, dass diese Berge nicht der schlechteste Ort wären, um sein Leben zu beenden.
    Eine weitere halbe Stunde versuchten sie, sich dem Gipfel zu nähern, vergeblich, aber Barrallier mühte sich, weniger, weil er an den Erfolg glaubte, mehr, um den Männern ein Beispiel zu geben. Er trieb es so weit, bis er auf allen vieren kriechen musste, bis seine Hände und Füße von den schrundigen Felsen bluteten. Dann standen sie mit einem Mal vor einer Felswand, die keine Hoffnung auf ein Durchkommen mehr zuließ. Sie starrten müde und fassungslos in die Gewölbe, die sich über ihnen in der Wand öffneten, durchsetzt von Hohlräumen, die Wildhunden als Lager dienten.
    Barrallier schickte ein paar Männer aus, um einen Weg um diese Felswand zu finden, er wusste, es würde nichts bringen, und setzte sich, worauf auch die Männer sich niederließen und ihre Beine von sich streckten. Sie hofften, dass die anderen möglichst lange suchen und ihre Rast verlängern würden, aber nur einen Augenblick später zuckten sie vom Knall eines Gewehrschusses zusammen. Keiner bewegte sich, bis die Männer mit einem Känguru zurückkamen, kopfüber über einen Rücken gehängt, Blut troff aus der Schnauze. Einen Durchgang hatten sie nicht gefunden, aber Barrallier wusste, dass sie überhaupt nicht gesucht hatten, ihr einziges Interesse war, die Expedition so schnell als möglich scheitern zu lassen. Barrallier entschloss sich, es für diesen Tag gut sein zu lassen und es als Nächstes weiter westlich zu versuchen, wo er dreißig Meilen offenes Land vermutete.
    Sie machten sich an den Abstieg, Barrallier kam jetzt nur noch langsam vorwärts, sein Bein hatte eine üble Schramme abbekommen. Einer der Männer griff ihm unter die Arme, aber Barrallier spürte in seiner Hilfe die Aufforderung, die Zwecklosigkeit seines Ansinnens einzusehen. Der Schmerz und die Müdigkeit ließen seine Gedanken schwarz werden. In der Nähe die Fasane, sie flohen beim kleinsten Geräusch in die Bäume, und Barrallier hatte das Gefühl, die Vögel seien ein weiteres Omen, dass er nichts als Unruhe in dieses Land brachte und es sich früher oder später dafür rächen würde.
    Sie erreichten die Senke, als Bungin unweit Rauch ausmachte. Er bedeutete den Männern, keinen Laut zu geben, und schlich weiter in Richtung des Feuers, um das einige Eingeborene saßen und einen Dingo brieten. Als sie Bungin sahen, griffen sie nach ihren Speeren und stürzten sich auf ihn, hielten erst inne, als sie Barrallier und die Männer mit den Gewehren erblickten. Der Franzose ließ Gogy seine Botschaft übersetzen, dass keiner Böses im Schilde führe und sie sich wieder hinsetzen sollten. Obwohl sie noch genug Wasser hatten, fragte er die Männer, nur um ins Gespräch zu kommen, wo die nächste Quelle zu finden sei. Einer erhob sich und deutete mit der Hand nach Norden, und für den Moment schien die Situation beruhigt. Gogy setzte sich in die Nähe der Fremden, das Gewehr in der Hand. Er ließ die Runde wissen, dass er mit der Waffe umgehen konnte. Keiner beachtete ihn, nur Wallarra hieß Gogy, sich wieder an seine Seite zu setzen. Die anderen warfen Gogy böse Blicke zu und bissen sich auf die Lippen. Irgendwann erhob er sich und ging zurück zu Barrallier, wütend. Der Chef dieser Leute hieß Goondel, ein anderer Mootik, und er war der Einzige, der den Weg zur Siedlung auf der anderen Seite der Berge kannte. Aber er wollte nichts sagen, auch auf die Bitten Wallarras nicht, Barrallier verstand den Grund nicht,

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