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Koala: Roman (German Edition)

Koala: Roman (German Edition)

Titel: Koala: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Bärfuss
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sie weiter.
    Danach erstiegen sie in anderthalb Stunden eine Anhöhe, jenseits überschauten sie eine weite Ebene. Auch hier eine Herde wilder Rinder, zweihundert – er fühlte eine Befriedigung beim Anblick dieser Tiere. Sie waren der Beweis, dass die europäische Kultur auf diesem Kontinent gedieh. Und wenn er auch scheitern mochte, diese Rinder vermehrten sich, sie hatten sich dieses Land genommen, vierzehn Jahre zuvor, als sie aus dem Lager ausgebrochen waren, am Abend nach den Feierlichkeiten zu Ehren des Geburtstags seiner Majestät, dem ersten in der neuen Kolonie.
    Es war schon dunkel, als sie zurück ins Lager kamen. Bulgin und Bungin hatten ihre Frauen und zwei Kinder ins Lager gebracht. Wallarra war nicht zu sehen, und Barrallier rechnete, dass, wenn er noch jemanden mitbrächte, die Eingeborenen in der Überzahl sein würden.
    Gogy berichtete, Bungin und Wallara hätten Teile eines Affen gebracht, ›Colo‹ in der Sprache der Eingeborenen. Es war ihr Anteil an der Beute, die sie auf der Jagd mit Canambaigle gemacht hatten. Der Kopf war verschwunden, es blieben nur zwei Füße übrig, in einer Form, die Barrallier noch nie gesehen hatte. Er war sicher, dass diese Kreatur der Wissenschaft bisher unbekannt war. Er bot den beiden zwei Speere und eine Axt für den Kadaver an, sie akzeptierten. Barrallier fiel auf, wie seltsam Gogys Frau den Tausch verfolgte, aus sicherer Distanz, mit rollenden Augen und offensichtlichen Äußerungen des Missfallens. Er gab nichts darauf, er wusste, auf welche kindische Weise die Eingeborenen an Geister und Dämonen glaubten.
    An jenem Abend, dem neunten November 1802, gingen zum ersten Mal Teile eines Koalas in den Besitz der Wissenschaft über, wurde seine Form in Spiritus gelegt und sein Name niedergeschrieben, aber es schien, als habe diese Tat unter keinem guten Stern gestanden, nicht für das Tier, nicht für Barrallier und seine Expedition, wie sich schon bald zeigen sollte.
    Am nächsten Tag suchten sie weiter nach einer Passage und drangen tiefer in die Berge, die sich nach Südwesten zogen. An ihrem Fuß breitete sich eine Ebene aus. Sie folgten einem Fluss, der sich über Katarakte stürzte, und gegen ein Uhr nachmittags ließ Barrallier das dichte, mannshohe Gras in Brand stecken, um leichter voranzukommen. Der Morgennebel hatte sich verzogen, es hatte aufgeklart, aber eine Stunde später vernahmen sie von Osten schweren Donner. Die Männer fürchteten sich, auch Barrallier machte sich Gedanken, wen er mit dem Feuer erzürnt haben könnte, dann schalt er sich einen Hasenfuß, ermahnte sich, seinen Kopf nicht von den Schauergeschichten der Eingeborenen verwirren zu lassen, die zu ihnen zu gehören schienen wie die Tomahawks und die Umhänge aus Opossumfell. Er trieb seine Leute weiter, hinein in dunkle Wolken, die irgendwann so dick und tief hingen, dass die Welt um sie ganz verschwand, jeder in einen grauen Kessel ohne Grund schaute, in dem sich die Gefährten verloren. Erst als sie ihre eigenen Füße nicht mehr sehen konnten, hatte der Franzose ein Einsehen und ließ Hütten aufstellen. Die Eingeborenen sammelten Borkenstücke, die sie an ein paar Stangen lehnten, und in diese dürftigen Behausungen schlüpften die Menschen. Regen setzte ein, aus Osten kam eine Brise auf, und einen Augenblick später erreichte sie der Sturm mit aller Gewalt, Blitze schlugen ringsum ein, Bäume zersplitterten in Stücke, sie verkrochen sich tiefer in ihre Löcher. Bis sechs Uhr abends goss es in Strömen, die Berge von Fuß bis Gipfel in dicke Wolken gepackt, Donner von Süden, Westen und Norden, eng zusammengekauert verbrachten sie die Nacht.
    Als Barrallier erwachte, war das Lager in dicken Nebel gehüllt, feuchte Schwaden hingen knapp über dem Boden, aber gegen Mittag klarte es auf. Sie bestiegen eine Anhöhe, wo sie Kängurus entdeckten, ein Gelände, das Barrallier an zu Hause erinnerte, an den Süden Frankreichs, sonnig, friedlich, pastoral. Der Ingenieur, von plötzlicher Dankbarkeit ergriffen, steckte einige Kürbiskerne in den Boden, dazu einen Aprikosenstein, danach zogen sie weiter.
    Die Hügel erhoben sich sanft, und Barralliers Blick fiel auf einen Berg, der ihm leicht zu ersteigen schien und von wo er sich einen weiten Blick über das Land erhoffte. Die erste halbe Stunde kamen sie gut voran; der harte, klirrende Ruf der Fasane begleitete sie durch die Eukalyptushaine, als der Boden unter ihnen plötzlich weich und nachgiebig wurde. Er war auf ein weiteres Trugbild

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