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Kobra

Kobra

Titel: Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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geräuschvoll. Es ist jener verschwommene Lärm, der in solchen Salons herrscht – Gespräche und leises Lachen an den Tischen, Schritte von Kellnern, fernes Teller- und Besteckgeklapper, das aus der nicht sichtbaren Küche kommt. Nein, Herr Neumann könnte unser Gespräch nicht hören, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte. Es sei denn, er hätte irgendwelche technischen Neuigkeiten bei sich. Aber das glaube ich nicht. Frau Nilsson zieht an ihrer Zigarette und lächelt mit ernsten Augen. Ich überlege, wie ich den Satz möglichst genau formuliere.
    „Interessant, Frau Nilsson. Und wie haben Sie sich von der Telepathie überzeugt?“ 
    „Ich hatte den Wunsch, Sie zu sprechen, und schon sind Sie hier.“ 
    Jetzt lächle ich mit ernsten Augen.
    „Sie haben mir etwas zu sagen?“ 
    „Ja.“ 
    Ich warte. Besser ohne Telepathie.
    „Herr Doktor“, sagt Frau Nilsson leise, aber mit Nachdruck, „warum erlauben Sie Ihren Leuten, in meinem Zimmer herumzuwühlen? Es hat gar keinen Sinn, das versichere ich Ihnen. Und er interessiert mich kein bisschen, Ihr ... Fall.“ 
    Es ist, als hätte man eine gläserne Glocke über mich gestülpt. Der Lärm um mich her verstummt. Aber dieses Gefühl ist trügerisch. Ich weiß sehr gut, dass alles in dem Salon so ist, wie es war, mit den Gesprächen und dem Lachen an den Tischen. Niemand kümmert sich um Frau Nilssons Eröffnung. Fast niemand.
    Das Lächeln ist mir endgültig vergangen.
    „Ich verstehe nicht, Frau Nilsson“, sage ich. „Jemand ist ohne Ihre Erlaubnis in Ihrem Zimmer gewesen?“ 
    „Und Sie wissen das nicht? Sehr schade.“ 
    Sie pafft weiter ihre Zigarette.
    „Wir bedienen uns nicht solcher Praktiken, Frau Nilsson“, erkläre ich fest. „Wenn sich eine Durchsuchung als notwendig erweist, nehmen wir Sie nach dem festgesetzten Verfahren und offen vor. Ich muss Ihnen versichern, dass wir uns an diese Ordnung halten.“ 
    „Ich wusste, dass Sie es abstreiten würden. Aber die Tatsache bleibt bestehen. Wer ist in meinem Zimmer gewesen?“ 
    Eine direkte Frage, und für Ausflüchte bleibt kein Platz.
    „Ich war es nicht, Frau Nilsson. Vielleicht das Zimmermädchen?“ 
    Sie glaubt mir kein Wort.
    „Ausgeschlossen. Das Zimmermädchen war es nicht.“ 
    „Wann haben Sie es bemerkt?“ 
    „Gestern Abend, als ich zurückkam. Am Nachmittag war alles an seinem Platz, am Abend ...“ 
    Also zu der Zeit, als ich in Delacroix’s Zimmer war. 
    „Ist von Ihren Sachen etwas abhandengekommen, Frau Nilsson?“ 
    „So viel ich sehen konnte, nein. Ich hatte ein bisschen Geld im Koffer und ein paar kleine Schmuckstücke aus Gold. Nein, es fehlt nichts. Es wurde nur sorgfältig umgepackt, als hätte man etwas gesucht.“ 
    Wieder wähle ich die Worte sorgsam: „Was könnte dieser Besucher gesucht haben, Frau Nilsson?“ 
    „Ich habe nicht die geringste Vorstellung.“ 
    „Sie haben von dem Vorfall noch niemandem etwas gesagt, nicht wahr?“ 
    „Nein, natürlich nicht. Ich dachte, Sie hätten die Hände im Spiel. Weshalb sollte ich es da melden?“ 
    Ich zögere. Ich könnte ihr vorschlagen, dass wir uns das Zimmer ansehen und nach gewissen Spuren suchen, aber sie würde kaum einwilligen. Außerdem hat der unbekannte Besucher sicherlich keine Spuren hinterlassen. So dumm wäre er auf keinen Fall.
    Frau Nilsson scheint meine Gedanken zu erraten, denn sie sagt schnell: „Betrachten Sie die Frage als erledigt, Herr Bouché. Nein, ich möchte nicht, dass noch etwas unternommen wird. Vielleicht täusche ich mich. Schließlich fehlt ja nichts, nicht wahr?“ 
    An diesem Morgen passiert es mir schon zum zweiten Mal, dass ich Fragen als erledigt betrachten muss, die nicht erledigt sind.
    „Wie Sie wünschen, Frau Nilsson!“, gebe ich widerwillig nach. „Doch wir sind verpflichtet, für Ihre Sicherheit ein paar Maßnahmen zu treffen.“ 
    „Ich bedauere bereits, es Ihnen gesagt zu haben. Ich kann mich auch getäuscht haben. Wenn man mit den Nerven so runter ist wie ich, kann das schon vorkommen.“ 
    Eine neue Sorge. Entweder ist die Theorie vom unbekannten Besucher von Anfang bis Ende erdacht, oder Frau Nilsson ist sich der drohenden Gefahr nicht bewusst. Delacroix’s Mörder bereitet seinen zweiten Schachzug vor. 
    „Lassen wir das!“, beharrt Frau Nilsson. „Betrachten wir unser Gespräch als nicht stattgefunden, einverstanden?“ 
    „Leider nein, Frau Nilsson.“ 
    Ein etwas peinliches Schweigen tritt ein. Unversehens lacht Frau Nilsson

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