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Kobra

Kobra

Titel: Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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seinen Freund denkt.
    Ich bleibe noch ein bisschen im Sessel sitzen und fahre dann mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock. Es wird Zeit, dass ich nachschaue, wie es in Zimmer 330 aussieht, denn wenn Herr Panaridis heute nicht gekommen ist, so ist er morgen bestimmt mit dem Neffen da, mit Antonio Delacroix. Auf jeden Fall müssen die Sachen völlig in Ordnung sein.
    Das Zimmer ist sauber aufgeräumt, wie ich es angeordnet habe. Der Koffer liegt abgeschlossen auf dem Gestell, der schwarze Aktenkoffer steht daneben. Die Kleidung hängt im Schrank, und in dem Fach liegt neben den gebündelten Hemden die Büchse mit der Spritze, mit der richtigen Spritze. Selbstverständlich sind die schwarzen Tuscheflecken nicht mehr darauf. Alles ist so, als treffe der Gast Vorkehrungen zur Abreise, trage sein Gepäck zusammen und sei nur für eine Minute aus dem Zimmer gegangen. Auf dem Schreibtisch liegen sogar zwei Faxe. Ich weiß, was darin steht, habe sie gelesen. Aus der Filiale in Beirut und vom Direktor der Lombardia aus Mailand. Beileidsfaxe an die Angehörigen.
    Ich nehme den Aktenkoffer in die Hand und öffne ihn. Der Geheimmechanismus ist natürlich nicht eingestellt, den brauche ich jetzt nicht. Die Thermosflasche ist da – eine gewöhnliche Thermosflasche mit Kaffee. Wie wird ihr weiteres Schicksal sein?
    Ich stelle den Koffer an seinen Platz und setze mich ans Bettende. Wenn sich auch nur eine meiner Theorien als richtig erweist, müssen mit dieser Thermosflasche interessante Dinge geschehen. Statt nach Wien wird sie nach Athen reisen. Im Augenblick möchte ich nur wissen, ob sie abreisen wird, oder jemand versucht, das zu verhindern. Was uns betrifft, wir werden ihr keine Hindernisse in den Weg legen. Der Zoll ebenfalls nicht. 
    Das Telefon klingelt. Im ersten Moment begreife ich gar nicht, dass es das Telefon ist, das da klingelt, so unwahrscheinlich erscheint es im Zimmer des toten Delacroix. Mit zwei Sätzen bin ich bei dem Tischchen. Ich nehme den Hörer ab und schweige mit angehaltenem Atem. In meinen Ohren pocht der Herzschlag. 
    Beinahe glaube ich, dass sich die unbekannte Frauenstimme melden wird, die Stimme, die der Schlüssel zu meiner Theorie ist. Nichts dergleichen. Jemand unterdrückt ein paar Mal das noch nicht zustandekommende Gespräch und sagt dann ungeduldig: 
    „Kollegin! Ich hatte um eine Verbindung mit Dr. Bouché gebeten.“ 
    Es ist eine Frauenstimme, aber eine bekannte. Das ist Maria. Ich kann meine Enttäuschung nicht verhehlen, man hört es mir an.
    „Was gibt es?“, sage ich recht trocken. 
    Maria berichtet. Alles Nötige ist bereits erledigt. Panaridis hat sich als geschickter Rechtsanwalt herausgestellt, der sich in seinem Metier auskennt. Die Beerdigung ist für morgen Nachmittag angesetzt, die nötigen Genehmigungen sind erteilt, die Formalitäten erledigt. Sie haben sich für morgen früh verabredet, und Panaridis ist in sein Hotel gefahren. Am Abend wolle er mit Athen reden und uns sofort über das Gespräch unterrichten. Das sind Einzelheiten, die uns interessieren.
    „Morgen früh bin ich in der Dienststelle“, sage ich. „Ich warte auf deinen Anruf.“ Ich bedanke mich und lege auf. 
    Die Ereignisse entwickeln sich normal. Genauso, wie es auch der Mörder von Raphael Delacroix vorausgesehen hat.
    Morgen um diese Zeit wird der Tote begraben, die Helfer mit den Dokumenten werden in den Archiven der französischen Police Nationale verschwinden und der Fall Raphael Delacroix niemanden mehr beschäftigen.
    Draußen dämmert es. Der Tag geht zu Ende, noch ein schwerer Tag. Ich verlasse das Zimmer, schließe sorgfältig ab, und während ich durch den Korridor gehe, höre ich ferne Stimmen. Um die Ecke biegen die Schultzes. Der Junge läuft los und rennt mich fast um.
    Wir grüßen und gehen aneinander vorbei. Ein Augenblick – ich verzögere ein wenig den Schritt. Wenn mir die Schultzes etwas zu sagen haben, werden sie mich anhalten.
    Nein, sie gehen weiter.

14. Kapitel
     
     
    Ich suche mir einen bequemen Sessel am Ende des Korridors aus und lasse mich darin nieder. Eine kleine Pause ist durchaus angebracht. Umso mehr, als ich mich nicht allzuweit von der „kleinen Etage“ und meinen Bekannten entfernen möchte, die sich jetzt mit ihren Angelegenheiten befassen.  
    Dann ziehe ich ein Buch mit weichem Einband aus der Tasche und schlage die umgebogene Seite auf. Immer habe ich solche Bücher bei mir. Wenn sich jemand jedoch einen Inspecteur général als einen Menschen

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