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Kobra

Kobra

Titel: Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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des Todes zusammen?“ 
    „Das nicht gerade, aber es könnte passen, Dr. Bouché. Der Gerichtsmediziner meint, es könnte passen.“ 
    Das Gespräch mit dem Capitaine de Police macht mir Hoffnung, und meine Stimmung, die, wie ich gestehen muss, seit dem Morgen um den Gefrierpunkt herum liegt, steigt merklich.
    Es vergehen zehn, fünfzehn Minuten; während dieser Zeit sehe ich mir einiges im Hotel an, einschließlich das Office des jungen Mannes vom Etagennachtdienst. Dann fahre ich hinunter. Die Rezeptionistin ist abgelöst worden, im Krähennest sitzt jetzt Jean Legrand. Er sieht mich und steht auf.
    „Soeben sind Sie verlangt worden, Dr. Bouché.“ 
    „Von wo?“ 
    „Aus dem „Lafayette“. Hier, sie haben mir die Nummer gegeben. Es war eine Frau.“ 
    Das ist Maria. Ich erreiche sie sofort. Doktor Antonio Delacroix ist angekommen, im Augenblick ist er in seinem Zimmer. Er möchte mich sobald wie möglich sehen. Ich verabrede mit Maria, dass sie ihn herbringt, und erwarte sie oben, in Zimmer 330, um ihm die Sachen seines Onkels zu übergeben.
    Ich brauche nicht lange zu warten. Und das ist gut – ich sitze nicht gern allein im Zimmer eines Toten. Noch dazu eines Toten, der Vorkehrungen zur Abreise getroffen hat und nicht abgereist ist.
    Eine Viertelstunde erweist sich für Maria als ausreichend. Ich höre ihre Stimme im Korridor, sie erklärt etwas. Dann wird angeklopft, und sie kommt herein. Ihr folgt ein junger, selbstsicherer Mann von etwa dreißig Jahren. Er trägt einen eleganten, dunklen Anzug, auf dem Revers ein breites, schwarzes Band. Das ist offenbar Antonio Delacroix. Auf seinem lebhaften dunklen Gesicht nicht die Spur von Trauer, eher Nüchternheit und ein bisschen Verdruss. Nun ja, freilich, Beerdigungen von Verwandten gehören nicht zu den angenehmsten Verpflichtungen. 
    Zuletzt kommt Herr Panaridis herein, er begrüßt mich und mustert das Zimmer recht ungeniert. Das ärgert mich ein bisschen – immerhin hätte er ein wenig warten können und seine Neugier nicht so offen zu zeigen brauchen. 
    Ich mache mich mit dem jungen Delacroix bekannt, wir setzen uns, und es beginnt ein qualvolles Gespräch, denn ich muss abermals die Version vom Selbstmord erzählen, von der Spritze mit dem Morphin und so fort. Als erstes drücke ich ihm mein Beileid aus, und von der Droge selbstverständlich kein Wort.
    Der junge Delacroix hört aufmerksam Marias Übersetzungen zu, holt ein schweres, goldenes Zigarettenetui aus der Tasche, bietet an, bittet um die Erlaubnis zu rauchen. Er macht den Eindruck eines reichen Mannes, der von der Macht seines Geldes überzeugt ist. Das merkt man auch an seinem Verhalten gegenüber Panaridis. Unabhängig vom Altersunterschied – er ist der Herr in jeder Geste, in jedem Wort. 
    „Wenn Herr Panaridis die Dokumente bei sich hat, die ich ihm gestern ausgehändigt habe, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf eines von ihnen lenken“, sage ich. „Auf das Protokoll über die wahrscheinliche Todesursache.“ 
    Panaridis langt mit zweifelnder Miene in seinen Aktenkoffer. 
    „Falls es Ihnen Umstände macht, wir haben eine Kopie“, füge ich hinzu. 
    Delacroix zieht die Brauen hoch. „Sie haben, denke ich, erklärt ... oder gibt es irgendwelche Ergänzungen?“ 
    Inzwischen hat Rechtsanwalt Panaridis die Mappe in seinem Aktenkoffer gefunden. Er faltet die Blätter auseinander. 
    „Hier, das ist das Protokoll des Gerichtsmediziners“, sage ich und zeige darauf. „Die Morphindosis, der annähernde Zeitpunkt, wann der Tod eingetreten ist und so weiter. Ihnen wird selbstverständlich sofort klar sein ...“ 
    Ich denke dabei daran, dass er Arzt ist und ihm an dem Protokoll einiges auffallen müsste. Delacroix wirft einen Blick auf das Papier, Maria übersetzt gefällig die französischen Sätze; mit dem Latein, nehme ich an, wird er selbst zurechtkommen. Ich verfolge die Szene aufmerksam. Delacroix liest das Protokoll durch und legte es aus der Hand. 
    Panaridis steckt es eilig weg. 
    „Morphin also ...“, sagt Delacroix. „Ich bedaure, dass Sie so viele Unannehmlichkeiten hatten. Ich bin bereit, sofort die Honorare der Ärzte und aller anderen zu begleichen, die durch den Tod meines Onkels tätig geworden sind. Herr Panaridis wird die Rechnung entgegennehmen und dafür sorgen, dass die Beträge sofort eingezahlt werden.“ 
    Meine Gereiztheit wächst, ich bemühe mich aber, sie nicht zu zeigen. „Machen Sie sich keine Gedanken, niemand wird ein Honorar annehmen.

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