Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
Vom Netzwerk:
angekündigt und bis dahin hat sie es hoffentlich längst wieder vergessen.
    »Fisch-stäb-chen, Fisch-stäb-chen«, ruft sie, als sei das irgendein Spieler von Pauli, und hüpft dabei auf dem Hocker auf und ab, auf den ich sie gestellt habe, damit sie richtig an den Küchenblock ranreicht. Ich hab' eigentlich nichts übrig für Fußball. Meistens erkenne ich die Spieler, die manchmal im ‚Reuter's‘ zum Essen sind, gar nicht. Nur diesen einen, ich könnte schwören, den hab' ich schon mal mit einem Typen im ‚Sixtynine‘ gesehen. Aber vielleicht irre ich mich auch. Es war dort, wo es dunkel ist, und ich war grade ziemlich beschäftigt.
    »Sei vorsichtig, sonst fällst du runter«, sage ich, während ich die beiden Filets aus dem Kühlschrank nehme und das Papier öffne.
    »Was ist das?«, fragt sie und rümpft ihre Nase.
    »Der Fisch.« Kein Grund die Nase zu rümpfen. Er ist frisch, hat eine super Konsistenz und ist nahezu perfekt. Ich bin kurz davor mich bei ihm zu entschuldigen, dass ich Fischstäbchen draus machen muss.
    »Fischstäbchen sehen aber noch anders« Sie klingt skeptisch.
    »Ja, ich weiß, aber bevor sie in den Karton kommen, sehen sie so aus. Wie Fisch eben«, behaupte ich. Auch wenn ich mir bei dem, was sie in diesen Packungen mit dem Mann mit dem unerotischsten Bart ever drauf verkaufen, nicht so ganz sicher bin, ob es jemals so ausgesehen hat wie ein Fisch oder jemals irgendwo geschwommen ist.
    »Wie so Fische aus dem See?«
    »Na ja, eher aus dem Meer«, erkläre ich. »Fischstäbchen macht man aus Pollack, aber das haben wir im Restaurant nicht, schlechte Qualität. Ich koche überhaupt keinen Dorsch.«
    »Aber Fische sehen gar nicht so aus«, ignoriert sie meinen Vortrag. Sie scheint immer noch nicht überzeugt.
    »Ja, na ja, wenn sie bearbeitet sind schon. Das da ist Seeteufel. Der sieht ziemlich gruselig aus, wenn man ihn nicht filetiert hat. Er hat einen riesigen Kopf und…«
    »Wo ist denn der Kopf?«, will sie wissen.
    »Na ja, der ist beim Filetieren abhanden gekommen…«, winde ich mich.
    »Hast du den Seeteufel gefiletiert?«, will sie wissen.
    »Nein, jemand aus meiner Küche.« Ich öffne den Oberschrank und nehme zwei Tücher heraus. Eines stecke ich mir vor, das zweite binde ich ihr wie eine Schürze um die Hüfte.
    »Ein Koch?«
    »Ja.«
    »Hat der so eine Mütze auf?«
    »Ja, meistens.«
    »Und du?«
»Ich nicht so oft«, gebe ich zu.
    »Mit dem Flori hab' ich einen Film gesehen, da war auch ein Koch. Aber der war böse, er hat dem Fisch mit dem Beil den Kopf abgeschlagen und der Sebastian ist dann ganz schnell weggerannt…«
    »Aha…« Ich kann ihr nicht wirklich folgen. Aber wenigstens hab' ich kein ganz so schlechtes Gewissen mehr, wegen der Nummer mit dem Kinderkanal. Auch wenn ich keine Ahnung hab, wer ‚der Sebastian ‘ jetzt schon wieder ist. Und ich würd' auch gerne mal wissen, was er sich in ihrem Beisein so für Filme reinzieht. Vielleicht ist er als Babysitter ja doch kein ganz so großer Verlust.
    »Aber du machst das ja nicht, oder?«, fragt sie skeptisch.
    »Was denn?«
    »Den Kopf vom Fisch ab.«
»Nur manchmal«, sage ich. »Manchmal mache ich auch den Kopf ab.«
     
     
    ***
     
     
    »Okay, du bist der Sous-Chef«, sage ich, fasse sie an den Schultern, damit sie aufhört rumzuhampeln, und lege dann ein paar Kartoffeln vor sie auf die Arbeitsplatte. »Kannst du Kartoffeln schälen?«
    Als ich ihr die Sache mit den Fischen gestanden hab', hat sie angefangen zu heulen. Und ich war kurz versucht, das erste Mal in meinem Leben den Kopf von einem Kind ‚abzumachen‘, weil sie sich gar nicht mehr beruhigt hat.
    »Was ist denn ein Sous-Chef?«, will sie wissen und schnieft noch einmal. Ich hab' ihr erzählt, dass man natürlich nur alte und kranke Tiere kocht.
    »Der zweite Chef nach dem Chef de Cuisine«, erkläre ich.
    »Was ist Chef de Küsin?«
    »Das ist Französisch. Es bedeutet Küchenchef.«
    »Wieso ist das Französisch?«
    »Weil… na ja, man redet viel Französisch in Küchen. Weißt du, in Frankreich gibt es viele gute Köche und…«
    »Bist du überhaupt ein guter Koch?«
    »Wie bitte?«
    »Warst du mal in Frankreich?«
    »Ich war Demi-Chef de Partie im ‚L'Arpege‘ und im ‚Le Doyen‘ .«
    »Ist das Frankreich?«
    »Ja, das ist in Paris. Das ist die Scheiß-Hauptstadt von Frankreich. Und das ‚L'Arpege‘ ist ein Laden, der drei Sterne hat.«
    »Wieso sagst du so oft Scheiß?«
    »Weil… das ist auch Französisch«, behaupte

Weitere Kostenlose Bücher