Koch zum Frühstück (German Edition)
willst du jetzt hin?«, frage ich tonlos. Ich hoffe, er geht nicht zurück ins ‚Sixtynine‘ . Denn eigentlich sollte er wohl nirgendwo mehr hingehen, dafür hat er zu viel getrunken. Ich hoffe, er hat sich ein Taxi genommen, um herzukommen.
»Nach Hause«, sagt er barsch, bückt sich noch einmal und greift nach seinem Slip.
Wortlos stehe ich auf und schlüpfe in meine Pyjamahose. Das war's dann wohl. Ich hab' echt kein Talent für Affären.
»War's das jetzt mit uns?«, frage ich vorsichtig. Verstohlen reibe ich mir mit dem Finger über den Augenwinkel. Weil sich in mir drin echt alles zusammen zieht.
»Keine Ahnung.« Er fährt in seine Hosentasche und zieht seinen Autoschlüssel hervor.
»Du solltest nicht mehr fahren«, sage ich leise, aber bestimmt.
»Ach? Und warum nicht?« Er dreht sich um zu mir und sieht mich an. Ich kann den Ausdruck in seinem Gesicht nicht deuten. Es kann Enttäuschung sein oder Wut. Vielleicht ist es auch einfach irgendwas dazwischen.
»Weil du… was getrunken hast und…« …weil ich will, dass er hier bleibt.
»Ich will nicht, dass du dich so ins Auto setzt…«, sage ich.
»Ich kann gut auf deine Bevormundung verzichten«, zischt er. »Mach das bei deinem… Lebensgefährten.« Er spuckt dieses Wort beinahe aus.
»Du wirst hier bleiben!« Ich versuche, bestimmt zu klingen. »Meinetwegen schlaf' auf dem Sofa…«
»Oh ja, super. Das Sofa des festen ‚Ich schlaf eben ohne Kondom mit ihm‘ -Freundes meines ‚Er ist nie da, besorg du‘s mir so lang‘ -Lovers. Wollt' ich schon immer mal machen. Sicher, dass du da nicht auch Skrupel hast?«
»Es hat überhaupt nichts mit Dirk zu tun«, widerspreche ich.
»Schon klar.« Er lacht verächtlich.
»David… ich hab' wirklich keine Gummis da. Es hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich nicht wollte oder… mit der Wohnung… oder dem Bett…«
»Ach nein?«
»Nein«, sage ich entschlossen. »Ich bin nur nicht wahnsinnig genug, es mit jemandem ohne zu machen, der sich durch Darkrooms hurt. Diese Sache mit der Affäre ist einfach neu für mich. Ich hab' noch nie jemanden betrogen. Ich hab' noch nie mit jemandem geschlafen, der mir nichts bedeutet, und ich hab' keine Ahnung, wo das alles hinführt, aber…ich wollte es… okay? Und wenn du das nächste Mal zu mir kommst, dann hab' ich Gummis da, wenn du dann noch willst. Und jetzt bitte… bleib hier. Ich… will nicht, dass du in diesem Zustand fährst…«
»Ich kann noch fahren«, behauptet er. »Ich bin auch vom ‚Sixtynine‘ hergekommen.«
»Schlimm genug«, erwidere ich.
»In der Tat, das hätte ich besser gelassen.«
»Du bist so ein Arsch!«
»Und der Arsch kann gut auf sich alleine aufpassen.«
»Offensichtlich nicht«, widerspreche ich. »Und es gibt auch nicht mehr nur dich. Vielleicht war das früher mal so und vielleicht glaubst du immer noch, dass es so ist und dass es niemanden interessiert. Aber für den Fall, dass du's vergessen hast: Du hast ein Kind. Stella hat nur dich. Und außerdem will ich nicht, dass dir was passiert, also gib mir deinen Autoschlüssel… bitte…« Zaghaft strecke ich meine Hand in seine Richtung.
Er scheint einen Moment über das Gesagte nachzudenken und für den Bruchteil einer Sekunde fürchte ich, dass er mit einem ‚Fuck you‘ einfach für immer verschwindet. Aber dann legt er den Schlüssel beinahe artig in meine Hand.
»Rufst du mir ein Taxi?«, bittet er tonlos.
»Okay«, sage ich, während sich meine Finger so fest um den Schlüssel schließen, dass es beinahe weh tut, und gehe rüber zum Telefon.
***
»Was willst du noch?« Er steht am Bürgersteig, hat den Kragen hochgeschlagen, tritt von einem Bein aufs andere und klingt nicht grade erfreut, mich noch mal zu sehen.
»Na ja, das Taxi… braucht zehn Minuten. Ich wollte sicher sein, dass du einsteigst. Und außerdem brauchst du wohl deinen Wohnungsschlüssel, oder?« Ich lächle.
Er erwidert es nicht, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Diese ganze Aktion da oben in der Wohnung war schon ziemlich bescheuert. Und ich kann ihn verstehen, dass er sauer ist. Auch wenn es ziemlich wehgetan hat, als er gesagt hat, dass er besser in seinem Scheiß-Club geblieben wäre. Weil es sich irgendwie so angefühlt hat, als sei es ihm egal, ob er Sex mit mir oder eben mit irgendeinem x-beliebigen Typen in einem Darkroom hat.
Ich bin wohl einfach zu romantisch, um diese Sache zwischen uns wirklich nur als Affäre zu sehen. Am liebsten würd' ich mit
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