Koch zum Frühstück (German Edition)
loslässt, einen Schritt zur Seite tritt und die Form hinein schiebt. Offensichtlich hat er tatsächlich den Krümelteig über die Äpfel verteilt, während wir geknutscht haben. Typisch… irgendwie…
»Fünfzehn Minuten«, sagt er leise, während er die Backofentür schließt.
»Genug Zeit für einen Blowjob«, entgegne ich mehr im Spaß. Denn nach zweimal Sex würde es wohl definitiv länger dauern, bis ich noch mal komme…
***
»Das ist… wahnsinnig gut.« Heiß und süß genieße ich den Geschmack der Äpfel auf meiner Zunge. Er hat aus Calvados, Zucker und Sahne, eine ziemlich anbetungswürdige Karamellsoße dazu gemacht. Und ich glaube, selbst wenn er abgrundtief hässlich und nicht so ein Brett wäre, würde ich ihn dafür heiraten, denn zusammen mit der milchigen Säure des Eises, das er aus dem Gefrierfach gezaubert hat, ist es wirklich eine unwiderstehliche Kombination. Mal ganz zu schweigen von der Tatsache, dass das schmelzende, weiße Zeug, wenn es aus seinem Mundwinkel läuft, mich an mein Vorhaben mit dem Blowjob erinnert und ich mir irgendwie ziemlich verdorben vorkomme.
Wir sitzen auf seinem Sofa und die Schale mit dem heißen Apfelzeug und die kleine Plastikdose mit dem Eis, das er wohl fürs Restaurant ausprobiert hat, steht vor uns auf dem Boden. Ich sitze ihm gegenüber an die Armlehne gelehnt, meine Beine mit seinen verschlungen, und betrachte im Halbdunkel, wie er den Löffel mit Eis in seinem Mund verschwinden lässt, ihn dreht und dann verkehrt herum wieder herauszieht.
»Na ja, ist ganz okay.« Er lächelt.
Ich mag das. Und irgendwie hab' ich das Gefühl, dass er sich grade auf sicherem Terrain bewegt. Wenn er kocht, fühlt er sich sicher, weil er weiß, dass er das kann. Vielleicht sollten wir am Rest arbeiten. Er ist ein komischer Kerl, was das angeht, aber vermutlich ist es das, was ich so anziehend an ihm finde… unter anderem.
Flori und das gute alte Helfersyndrom. Womöglich will ich ihm nur deswegen einen blasen, weil… ach egal, vielleicht wegen der Karamellsoße.
»Könnt' ich mich dran gewöhnen«, sage ich leise. Und damit meine ich nicht nur das Apfelzeug, sondern vielmehr uns beide nach dem Sex mitten in der Nacht auf seinem Sofa.
»An Apple-Crumble?«, fragt er prompt.
»Nein«, sage ich. »An den Rest…«
»Das Eis mit der Soße.« Er schiebt sich den Löffel wieder in den Mund und grinst.
Er ist so ein Idiot. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, worauf ich eigentlich hinaus wollte. Aber ist wohl sinnlos. Offenbar will er nicht drüber reden. Also reden wir nicht…
»Wir sollten ins Bett gehen. Ich muss früh raus morgen, die Kleine abholen, Nina hat einen Termin gegen zehn«, sagt er irgendwann, als das Eis und der Kuchen leer sind.
Immer noch sitzen wir uns gegenüber auf dem Sofa. Träge und müde. Ich sehe ihn an und meine Hand streichelt gedankenverloren seinen Knöchel.
»Zehn«, wiederhole ich. Früh aufstehen ist in Anbetracht der momentanen Uhrzeit wenig verlockend.
»Du musst nicht mitkommen. Schlaf' einfach weiter«, bietet er an.
»Nein, ich komm' mit, muss nach den Kaninchen schauen, ein paar frische Klamotten aus der Wohnung holen und nach dem Rechten sehen, weil… na ja, die Putzfrau sollte da noch mal durch und…«
»Verstehe«, sagt er in ziemlich komischem Tonfall. Aber ich hab' keine Lust, jetzt eine Diskussion vom Zaun zu brechen.
»Nicht, was du denkst«, sage ich ruhig. »Überhaupt nicht.«
Hatte ich nicht grade eben noch keine Lust auf eine Diskussion? Super… Ich bin mittendrin, kein guter Zeitpunkt…
»Ich denke gar nichts. Du kannst machen, was du willst«, sagt er kühl, sortiert seine Beine und setzt sich an den Sofarand. Bückt sich nach der Plastikschüssel vom Boden und greift dann mit der anderen Hand nach der Auflaufform. Und mit einem Mal ist alles vorbei. Diese ganze, unwirkliche Situation…
Er ist so ein Vollidiot. Schließlich ist er derjenige, der mir grade gesagt hat, dass er es liebt, mich zu ficken. Und es ist ja nicht so, dass es das erste Mal ist, dass er solche zweifelhaften Komplimente verteilt. Und wenn er nicht rafft, wenn ich ihm sage, dass ich gerne mit ihm zusammen bin, dann kann ich da auch nichts machen. Ich werd' mich mit Sicherheit nicht vor ihm in den Staub werfen und ihm meine Liebe gestehen…
»Soll ich dir helfen?« Ich stehe ebenfalls vom Sofa auf und folge ihm in die Küche.
»Nein, ist schon in Ordnung«, sagt er, während er den Kram in der
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