Koch zum Frühstück (German Edition)
gar nicht geht… Dass ich manchmal das Gefühl hatte, dass er was für mich empfindet, hat wohl damit zu tun, dass er keine Ahnung von Affären hat. Genau so wenig, wie ich welche davon hatte, wirklich in jemanden verliebt zu sein. So, dass man diesen Jemand beschissen vermisst, wenn er nicht mehr da ist. Weil einen alles an ihn erinnert.
Die Spiralen auf der Birnen-Schichttorte, die ich als Menü-Dessert auf die Karte genommen hab', zum Beispiel. Und bei der Füllung der Apfeltarte, mit der Pierre mich heute beglückt hat, weil er was für seine Gesellenprüfung braucht, musste ich natürlich an diese Sache neulich nachts denken.
An den Zimt, uns beide da am Herd, seine Hände und meine… Gott… Ich hasse Confisserie. Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass mir nicht irgendwo ein ‚Cordon Bleu‘ begegnet ist. Ich werde Claas morgen sicherheitshalber trotzdem bitten, mich umzubringen, falls ich's in einem Anflug von Sentimentalität jemals auf die Karte setze. Alles in allem ist verliebt sein definitiv eine Erfahrung, auf die ich verzichten kann.
Ich drehe mich um und ordere beim Barmann noch ein Bier. Vielleicht sollte ich mal rüber gehen zu diesem Kerl…
Langsam setze ich mich in Bewegung. Ein schrecklicher Remix der guten, alten, toten Amy dröhnt soulig an mein Ohr. Ich glaube, sie singt gar nicht selbst, klingt eher ein bisschen nach Amanda Lear… ‚ Me and my head high… and my tears dry… get on without my guy… you went back to what you know… so far removed…'
Ich suche seine Augen und lächle. Er erwidert es. Er ist ziemlich gut in Form. Und er sieht nicht aus, als wolle er reden. ‚We only said goodbye with words… I died a hundred times… You go back to her… And I go back to… I go back to...'
Gott, wie beschissen! Ich wünschte, ich hätte immer noch 'ne Vier in Englisch.
***
Müde stehe ich vom Sofa auf und schalte den Fernseher aus. Schlurfe ins Schlafzimmer und ertappe mich dabei, kurz darauf zu hoffen, dass er vielleicht doch hier ist. Ich hätte nichts trinken sollen. Oder mehr… dann würde ich vielleicht halluzinieren… Aber immerhin hab ich mir diesmal ein Taxi genommen und meine Karre vorm ‚Sixtynine‘ stehen lassen.
Natürlich ist mein Bett leer. Denn er liegt wieder in dem, in das er gehört. Fühlt sich beschissen an. Ich hab' echt gehofft, er wäre hier. Völlig unrealistisch, lächerlich. Ich bin so ein Idiot. Einer, dem vom schlechten Sex grade ziemlich der Arsch weh tut. Und der nicht mal aufhören konnte, an ihn zu denken, während ein Typ mit einem Riesenschwanz ihn an die siffige Wand des Darkrooms gepinnt hat. Weil ich dabei daran denken musste, wie er mir gesagt hat, dass er's lieber zärtlich macht… und daran, wie viel besser er sich in mir angefühlt hat. Ganz egal, ob ich schon mit sechzehn aufgehört hab' an diese beschissene Sache mit dem Richtigen zu glauben.
Ich bin mehr aus Verzweiflung grade dabei gewesen, mich noch mal mit dem Typen zu verabreden, als mein Handy vibriert und das Display Ninas Nummer angezeigt hat.
»Hey, Nina, alles klar?«
»Wie man's nimmt«, hat sie zugegeben. »Sie hat schlecht geträumt und wollte dich anrufen. Ich hoffe, wir stören nicht allzu sehr…«
»Nein, schon in Ordnung, gib' sie mir mal«, hab' ich gesagt und dem Typen mit einer Geste verdeutlicht, dass ich gleich wieder da bin, bevor ich mich weggedreht hab'.
»David?«, hat sie mit dünner Stimme am anderen Ende der Leitung gesagt.
»Hey, Sous-Chef, alles klar?«
»Ich hab' ganz doll geweint…«, hat sie zugegeben.
»Warum das denn?«
»Weil da ein böser Mann war… und noch Monster… und du bist mit dem Auto gefahren und dann warst du tot… und der Flori und die Nini waren auch nicht mehr da…« Sie schnieft immer noch.
»Hey, du hast nur geträumt… Mir geht's gut, es ist alles in Ordnung, okay?«
»Kommst du mich abholen? Ich mag heute Nacht gar nicht bei der Nini schlafen…«
»Es ist schon spät…«, hab' ich angesetzt, »aber okay, ich komm' dich holen, ja?« Scheiß doch drauf…
»Probleme?«
»Nein, nur meine Tochter. Ich sollte dann gehen. Bleibt es bei Sonntag?«
»Scheiße, du hast ein Kind?«
»Ist ein bisschen kompliziert«, hab' ich ausweichend geantwortet.
»Sorry, ich glaub', ich steh' eher auf unkompliziert.«
»Ist das ein Nein?«
»Ich kann echt nicht mit Kindern…«
Vielleicht hätte ich doch eher den Kleinen anquatschen sollen, der mich an Flo erinnert hat. Ich glaube, Flo hat Stella
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