Koch zum Frühstück (German Edition)
halblaut, um sie nicht zu wecken.
»Wir haben Nudeln gekocht und noch ein bisschen ferngesehen.« Er lächelt kurz, und sieht in diesem Licht so schön aus dabei, dass ich nicht hinsehen will.
»Ist 'ne echt beschissene Soße«, sage ich.
»Hast du probiert?« Amüsiert zieht er die Augenbrauen hoch.
»Nein«, lüge ich. »Das sieht man. Und du würzt immer noch wie 'ne Pussy.«
»Oh, klar, natürlich… Ich nehme an, das sieht man auch.« Er lacht leise und ein wenig verächtlich. »Aber keine Sorge, hätt' sie dir schon nicht angeboten.«
»Ich würd' sowieso nie Tomatensoße essen, die in einer Kupferkasserolle gekocht wurde.«
»Klar, du leckst lieber irgendwelche fremde Typen am Arsch.«
»Oh, es gibt welche, die stöhnen wie ein Mädchen dabei. Und außerdem wüsste ich nicht, was dich das angeht«. Feindselig sehe ich ihn an, während er hörbar Luft holt.
»Nichts«, entgegnet er dann betont ruhig. »Es geht mich überhaupt nichts an. Und es interessiert mich auch nicht.« Umständlich steht er vom Boden auf, verschränkt die Finger ineinander und streckt die Arme über den Kopf. Sein Shirt rutscht nach oben, gibt den Blick frei auf seinen Nabel und es knackt leise, irgendwo in seiner Schulter.
»Schön«, sage ich und zwinge mich, ihn nicht anzuglotzen. »Dann kannst du dir ja jetzt ein Taxi nehmen.«
»Keine Sorge, du bist mich gleich los.« Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, geht er an mir vorbei in den Wohnraum. »Aber nett von dir, dass ich noch meine Jacke holen darf.«
»Kein Problem… und grüß deinen Freund von mir.«
»Kannst du mir mal sagen, was das soll?«, fragt er, steckt sein Handy, mit dem er sich wohl das Taxi rufen wollte, zurück in die Hosentasche und sieht mich auffordernd an.
»Was was soll?«
»Dein ganzes Getue. Dein eifersüchtiges Gezicke. Und das blöde Gelaber von meinem neuen Freund.« Seine dunklen Augen funkeln wütend.
»Hast dich eben schnell getröstet«, sage ich und gebe mir Mühe, nicht gekränkt zu klingen. Aber ich fürchte, es gelingt mir nicht besonders.
»Ich hab' mich nicht getröstet«, faucht er.
»Schon klar, große Liebe und so… nicht so ein Soziopath wie ich.« Ich schlucke. Nicht gut, dieses Gespräch. Er soll einfach verschwinden. Zu seinem neuen Kerl ins Bett kriechen und sich mit ihm vergnügen. Und er soll es ja nicht wagen, auch nur drüber nachzudenken, mich für ein bisschen Abwechslung in Erwägung zu ziehen. Ich bin fertig mit ihm.
»Okay. Ich hab' zwar nicht mal annähernd eine Ahnung, wieso du das offensichtlich glaubst, denn man muss schon viel Fantasie haben, wenn man Lukas und mich für ein Paar hält, und mit viel Fantasie außerhalb deiner beschissenen Küche hast du's ja nicht so. Aber fürs Protokoll: Es gibt niemanden, okay?!«
»Es gibt niemanden?«
»Nein«, sagt er. »Und ehrlich gesagt, bin ich nach der Katastrophe mit dir auch nicht auf der Suche.«
»Katastrophe«, wiederhole ich dämlich.
»Ja. Katastrophe… jedenfalls für mich. Weißt du, ich war vier Jahre lang mit einem Mann zusammen und vielleicht war's nicht perfekt, aber es lief alles andere als schlecht… und ich hab's aufgegeben. Für jemanden, der behauptet, dass er nichts für mich empfindet und der ein echtes Problem mit Nähe hat, der überhaupt nichts kapiert, weil er ja angeblich nicht gut in sowas ist… Aber eigentlich ist er's nur nicht, weil er's nicht mal versucht. Das einzige, was er hinbekommt, ist mir klar zu machen, dass ich definitiv nicht der Typ für eine Affäre bin. Dass ich's gar nicht erst hätte versuchen sollen. Weil Sex ohne Gefühl nicht das ist, was ich will, weil mir das nicht reicht…Na ja… und ‚Cordon Bleu‘ vielleicht… aber der Rest ist eine einzige Katastrophe.« Hektisch fummelt er sein Handy wieder aus der Hosentasche, drückt drauf herum und hält es dann an sein Ohr. Ich sehe ihm zu, wie er mir den Rücken zudreht, höre, wie er meine Adresse nennt und sich wohl ein Taxi bestellt.
Es gibt niemanden… und er hat seinen Typen verlassen…
»Wieso hast du… nie was gesagt… also, dass du… dich trennst?«, frage ich. Er hat nie auch nur mit einem Wort erwähnt, dass er drüber nachdenkt, es zu tun. Und ich hätte nie gedacht dass…
»Was hätte es denn geändert?«, fragt er. »Und eigentlich hatte ich es auch nicht vor, weil ich nicht wie du bin. Weil eine Beziehung für mich mehr ist als Ficken. Und weil ich vier Jahre nicht einfach so wegwerfen wollte. Aber dann ging es nicht mehr.
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