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Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Packung aus dem Brotkasten, schiebe zwei Scheiben hinein und drücke den Hebel nach unten. Ein paar Sekunden starre ich das verchromte Teil an und beobachte, wie die Heizstäbe in seinem Inneren anfangen zu glühen. Vielleicht, weil ich hoffe, dass meine mittelmäßig rührselige Ansprache ihn zu dem Vorschlag bewegt, dass sie doch erstmal hier bleiben kann. Auch wenn's total idiotisch ist und, realistisch betrachtet, vermutlich nicht mal ansatzweise funktionieren würde.
    Trotzdem hab' ich mich heute ein paar Mal dabei erwischt, darüber nachzudenken. Weil diese Scheißsache mit dem Heim mich nicht loslässt. Weil ich weiß, wie es da ist. Und das ist definitiv eine Erfahrung, auf die ich verzichten kann.
    Aber Michael wird das nicht vorschlagen. Er ist nicht der Typ für so was. Nicht der sagenumwobene ‚Gemeinsam schaffen wir das schon, ich liebe dich‘ -Kerl, von dem ich mit siebzehn mal geträumt hab', bis ich meinen ersten Freund mit einem anderen im Bett erwischt hab'. Und auch danach hab' ich ihn komischerweise nie getroffen. Und, ehrlich gesagt, auch nicht mehr wirklich gesucht. Für Typen, die so sind, bin ich vermutlich ein bisschen zu beschäftigt.
    »Pflegefamilie ist doch gut«, sagt er, als ich mich wieder umdrehe.
    »Nur leider gibt es keine.«
    »Nicht?«
    »Nein. Jedenfalls sagt das die Tante vom Amt.«
    »Na ja, heutzutage kann man ja auch ein schönes Heim aussuchen. Ich hab' mal einen Artikel über eines geschrieben, damals in meinem Volontariat…«
    »Super!«, erwidere ich und jetzt bin ich es, der zynisch klingt.
    Irritiert sieht er mich an. »Super?«
    »Heim ist beschissen«, entfährt es mir vielleicht ein bisschen zu emotional. Und im gleichen Moment bereue ich es auch schon.
    »Was soll das heißen?« Seine Augen verengen sich. Gott… ich hoffe, er rafft es nicht.
    »Dass ich nicht will, dass sie da hinkommt«, sage ich und versuche, sachlich zu klingen. Aber ich höre mich an wie ein trotziges Kind. »Weil ich eben… Ich denke, dass es da scheiße ist.«
    Ich denke das nicht, ich weiß es. Und ich war nur für ein paar Monate dort, als meine Mutter für irgendeinen neuen Kerl einen Entzug versucht hat. Ich war acht, damals, glaub' ich. Sie ist erst fünf…
    Was musste diese blöde Sozial-Tussi auch meine Akte lesen? Mit einer Pflegefamilie wäre ich klar gekommen. Ganz bestimmt sogar…
    »Wie meinst du das?« Abschätzend taxiert er mich. Ich glaube, er hat grade gecheckt, worauf ich hinaus will.
    »Ich will nicht, dass sie sie in ein Heim stecken, was ist daran so schwer zu verstehen?« Das Geräusch der Brotscheiben, die aus dem Toaster springen, lässt mich kurz zusammenzucken.
    »Du denkst doch nicht ernsthaft drüber nach, dass sie hier… zu uns… kommt…«
    »Doch«, sage ich leise und wohl mehr zu mir selbst. Keine Ahnung, warum, aber genau das tu' ich…
    »Nett, dass du mich auch mal darüber in Kenntnis setzt.« Sein Ton ist ziemlich angepisst.
    Soll mich mal fragen.
    Ich meine, ich finde die Idee, dieses Kind hier zu haben, ja auch nicht toll. Aber irgendwie denke ich trotzdem drüber nach. Weil ich einfach nicht derjenige sein will, der entscheidet, dass sie in irgendein beschissenes Heim muss. Schöne Heime gibt es nämlich nicht. Und ich weiß das besser als jemand, der vor gefühlten hundert Jahren mal irgendwo irgendeinen Artikel darüber verfasst hat.
    »Ich hab's noch nicht entschieden«, sage ich, weil ich eigentlich müde bin und keinen Bock habe, mich deswegen mit ihm zu streiten. Im Grunde war es allerdings vorprogrammiert. Wir mögen keine Kinder. Er nicht und ich genausowenig. Ich könnte mir in den Arsch dafür treten, dass mir diese Sache nicht genau wie der Rest, was meine Schwester angeht, einfach an selbigem vorbei geht. Aber das tut es nicht. Ich kann sie nicht nehmen. Ich will das nicht… aber noch viel weniger will ich, dass sie in ein verficktes Heim kommt. Ich sollte mich wohl mal um den Toast kümmern.
    Ich nehme das Brot aus den Schlitzen und schneide die beiden Scheiben mit einem diagonalen Schnitt in Dreiecke. Automatisch gehe ich rüber zum Kühlschrank, greife nach der Flasche mit der Balsamico-Creme und richte den Teller an. Ich hab' keinen Bock, das jetzt mit ihm zu diskutieren. Wozu auch?
     
    »Könntest du mal mit dieser scheiß Fischpampe da aufhören und mit mir reden?« Mike offenbar schon.
    »Worüber?«, frage ich provokativ.
    »Über das Gör, das du hier einzuquartieren gedenkst.« Er klingt immer noch aufgebracht.
    »Es ist

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