Koch zum Frühstück (German Edition)
Altlasten?«
»Mit dir so ungefähr zwanzig«, sagt sie.
»Zwanzig?« Immer wieder beeindruckend, wie es ist, Freunde zu haben.
»Das schaffst du doch, oder?«, fragt sie nach.
»Natürlich«, entgegne ich. Das ist ja wohl eine Beleidigung.
»Super, dann bis später. Ich freu' mich.«
»Danke!«, sage ich leise.
»Och, weißt du, wenn du mir dieses Krautzeugs machst, dann ist das schon okay.«
Wah-Wahs und Eier
Flo
Wieso zur Hölle muss es bitte ausgerechnet jetzt an der Wohnungstür klingeln? Manchmal ist es wirklich Murphy‘s Law. Den ganzen Morgen hab' ich wie ein Blöder auf mein ‚Wah-Wah‘ gewartet und jetzt, wo ich für eine Minute unter die Dusche gesprungen bin, kommt natürlich dieses Scheiß-Paket. Typisch. Aber wenn ich nicht aufmache, muss ich morgen vor der Probe einen riesigen Umweg zur Post machen. Es wäre ganz cool, wenn ich es direkt unter Live-Bedingungen ausprobieren könnte.
»Sekunde!«, schreie ich also, so laut ich kann, auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass der Paket-Mann vor der Türe mich hier im Badezimmer hört.
Hastig tausche ich das Handtuch um meine Hüfte gegen meine alte Pyjamahose, die über dem Wannenrand hängt. Ein T-Shirt finde ich auf die Schnelle grad' nicht. Muss eben so gehen, ich kann ja den Arm durch die Tür strecken und blind unterschreiben. Außerdem muss ich mich vor einer Aushilfe der DHL wohl kaum rechtfertigen.
»Ich komme!«, rufe ich noch einmal durch die geschlossene Tür, als ich endlich im Flur bin und es erneut klingelt. Um ein Haar stolpere ich dabei über Herrn Hase, die grade aus der Küche kommt, und meckere ein bisschen, dass sie gefälligst aufpassen soll. Sie erträgt es mit stoischer Gleichmut, wie so ziemlich alles, was man mit ihr anstellt.
Nicht unbedingt typisch, denn Herr Hase ist eigentlich ein Mädchen. Ich hatte mich da auf die Vorbesitzerin verlassen und nicht wirklich nachgesehen, als der Hoppler bei mir eingezogen ist. Hätte ich im Nachhinein allerdings besser mal gemacht, aber wer denkt denn schon daran, dass es Kaninchen mit Geschlechtsidentitätsstörungen gibt? Und offensichtlich ist sie ziemlich schnell drüber hinweg gekommen, denn ungefähr einen Monat später hat es sich dann rausgestellt.
Ich dachte, er, also sie , sei nicht in Ordnung, denn sie hatte ziemlich zugenommen. Aber das Ding, das ich für einen Tumor gehalten hab', hatte eine andere Ursache. Offenbar hatten Elmo und Herr Hase sich nämlich miteinander vergnügt. Ende vom Lied war dann, dass ich plötzlich vier Kaninchenjunge hatte.
Die drei Jungs sahen eigentlich aus wie Herr Hase, nur dass es dieses Mal wirklich Jungs waren, und das Mädchen hatte eindeutig Elmos Schlappohren. Und ich hatte mich noch gewundert, dass zwei Rammler sich so sang- und klanglos aneinander gewöhnt zu haben schienen.
Dirk war vom Familienzuwachs eher mäßig begeistert, ich musste ihn schon sehr zu Herrn Hases Einzug überreden, von einer Zweitkarriere als Kaninchenzüchter sollte ich vermutlich absehen… Zum Glück konnte ich die vier gut unterbringen.
Ein paar Tage nach der bitteren Erkenntnis, eine schwangere Frau im Haus zu haben, hab' ich Elmo schweren Herzens zum Tierarzt gebracht und ihm die Eier abschneiden lassen. Ich hab' echt mit ihm gelitten und um ein Haar wäre ich auf der Treppe in die Praxis wieder umgedreht. Zum Glück hat er's mir am Ende wohl nicht allzu übel genommen. Ich an seiner Stelle hätte das wohl…
»Pass doch auf!«, meckere ich dem Vieh nach, das mittlerweile wieder im Arbeitszimmer verschwunden ist, in dem die beiden hauptsächlich wohnen. Jedenfalls steht dort der Käfig. Aber wenn ich zu Hause bin, laufen sie eigentlich während der meisten Zeit so ziemlich überall in der Wohnung rum. Nur ins Wohnzimmer und ins Bett dürfen sie nicht. Offiziell und wenn Dirk da ist, jedenfalls…
Ich lege mir das Handtuch um die Schultern und fahre mir durchs Haar. Meine Güte, der Typ nervt. Ich hab's doch gehört und ich bin auf dem Weg. Kein Grund, derart penetrant auf den Klingelknopf zu drücken.
»Bitte?« In Erwartung des Paketboten öffne ich die Tür nur einen Spalt.
»Hallo, Flo!«, kommt es gut gelaunt von draußen.
»Oh... hi!«
Shit! Es ist gar nicht der DHL-Mann, sondern Nina, zusammen mit einem kleinen, blonden Mädchen. Ungefähr vier, höchstens fünf, ich bin nicht so gut darin, das zu schätzen.
»Ich... sorry, wir wollten nicht stören...«
»Oh nein, schon okay, ihr stört doch nicht«, leugne
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