Koch zum Frühstück (German Edition)
einfach wegschüttet, weil ich ihn im Vorbeigehen mal kurz auf seinem Spülwagen abgestellt hab'.
Ich sollte da wohl ran gehen.
»Sie nehmen das?«, fragt die Verkäuferin nach, bevor sie einen Schritt auf die Umkleidekabine zutritt.
»Ja«, sage ich und drücke auf den grünen Knopf, um das Gespräch anzunehmen. »Alles. Bis auf die Strickjacke.«
***
»Sag' mal, bist du eigentlich bescheuert?«, fahre ich sie an, als wir wieder zurück auf der Straße sind. Wütend zerre ich sie am Arm hinter mir her. »Was erzählst du da?«
Der Anruf grade war Lena. Zu allem Überfluss stehe ich heute Nachmittag, wenn ich ins Restaurant muss, ohne Babysitter da. Ich brauche einen Stift. Damit ich ihr einen Zettel auf die Stirn kleben kann, auf dem ‚zu verschenken‘ steht. Und die Sachen für schlappe vierhundertsiebenundachtzig Euro geb' ich wieder zurück.
Nicht mein Tag heute. Erst die Sache mit Michael, ein Babysitter, der mich hängen lässt und dann muss ich mir für knapp fünfhundert Öcken von einer Fünfjährigen anhören, dass ich eine blöde Schwuchtel bin
»Du bist aber nicht mein Papa!«, erwidert sie trotzig, fast schreiend, und versucht, sich aus meinem Griff zu befreien.
»Ja!«, sage ich vielleicht ein bisschen zu laut, stelle die vollgepackten Tüten auf dem Gehsteig ab, gehe vor ihr in die Knie und greife sie hart an der Schulter. »Ganz recht, ich bin nicht dein Papa. Aber jetzt wohnst du bei mir und wenn du willst, dass das so bleibt und sie dich nicht in ein Heim stecken, dann wirst du das, was du da drin über mich gesagt hast, nie wieder zu irgendwem über mich sagen. Sonst kannst du nämlich sehen, wo du bleibst mit deinem beschissenen Barbie-Shirt und deinen Assi-Klamotten. Und die Maus werf' ich auch weg… und den Hasen Felix. Haben wir uns verstanden?«
Ich schüttle sie ein bisschen. Sie guckt mich mit ihren großen Kulleraugen an und dann fängt sie an zu heulen und hält sich dabei schützend die Arme vors Gesicht… so, als würde sie erwarten, dass ich sie schlage. Was ich niemals tun würde, auch wenn ich, ganz ehrlich, gute Lust hätte, weil ich echt einen Hals auf sie hab'. Ich würd's trotzdem niemals tun . Aber dass sie's erwartet, erschreckt mich irgendwie. Ich will doch nicht, dass sie Angst vor mir hat. Und der Gedanken, dass irgendwer sie wohl geschlagen hat, dreht mir den Magen um.
Ich bin echt ein Idiot. Ich meine, sie ist keiner aus meiner Küche, sie ist ein kleines Mädchen. Und ich fürchte, das mit der Maus und dem Hasen war gemein… und die Sache mit dem Heim auch ziemlich unterirdisch…
Na super… ganz toll, David! Michael hatte recht… Ich und ein Kind ist 'ne echt beschissene Idee… Ich sollte mich auf Jungtiere beschränken. Tote Jungtiere und deren Zubereitung. Allerdings ist das keine Erkenntnis, die meine Laune grade in irgendeiner Weise hebt. Vielleicht sollte ich mal eben gegen die Einkaufstüten treten, um mich wenigstens ein bisschen abzureagieren. In der Küche hilft das. Aber dafür ist hier definitiv zu viel Publikum.
Also stehe ich da, hilflos vor diesem heulenden Mädchen, das eine rosa Cordhose und den grauenvollsten Glitzerpulli ever trägt, sich immer noch die Arme vors Gesicht hält und lasse mich missbilligend von Passanten angucken. Aber dass das hier grade keine Meisterleistung war, weiß ich selbst.
»Hey!«, sage ich sanfter, gehe wieder vor ihr in die Knie und strecke meinen Arm nach ihr aus, vor dem sie zurückweicht. »Hey, Stella… ich… es tut mir leid!«
Ich greife nach ihr, ziehe sie an mich und als sie sich nicht wirklich dagegen wehrt, nehme ich sie hoch. Sie schluchzt immer noch, schlingt aber ihre Arme um meinen Hals und schmiegt sich an mich. Wenn man sie hochnimmt und festhält, verzeiht sie einem. Das war auch im Schwimmbad schon so.
»Es tut mir leid«, murmle ich noch einmal, streichle ihr mit der Hand beruhigend über den Kopf und wiege sie dabei ein wenig hin und her. »Was ich gesagt hab' und dass ich so wütend war, aber weißt du, was du da drin gesagt hast über mich… also, nicht, dass ich nicht dein Papa bin, denn das bin ich nicht und… das ist auch okay… aber dass ich eine blöde Schwuchtel bin… das… macht mich wütend und… traurig und… ich… möchte nicht, dass du das über mich sagst, okay?«
»Die Mama hat mir das gesagt«, sagt sie schüchtern.
»Dass ich eine Schwuchtel bin?« Ich schlucke. Weil es mich nicht wundert und irgendwie trotz allem trifft.
»Bitte wirf nicht
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