Koch zum Frühstück (German Edition)
bester Freund. Da muss er mir so was verzeihen. Ist ja schließlich mehr oder weniger ein Notfall.
»Sorry, ich… das ist… ziemlich dringend«, murmle ich entschuldigend, nachdem ich aufgelegt habe. »Ich fürchte, ich muss dann los.«
»Verstehe…« Lukas grinst immer noch.
»Nicht, was du schon wieder denkst!«, widerspreche ich.
»Ich denke gar nichts«, behauptet er nicht wirklich überzeugend.
»Ich hab' einen Job…als Babysitter. Bei einem Freund…«
***
»Hi… Gott sei Dank, das rettet mir echt den Arsch!«, sagt er, als er mir gut fünfzehn Minuten später die Tür aufmacht.
»Kein Thema«, betone ich, als ich an ihm vorbei in die Wohnung gehe. Auf einen Begrüßungskuss verzichte ich wohl besser. Irgendwie sieht er ganz schön geschafft aus.
»Flori!«
»Hey, Stella!« Offensichtlich freut sie sich, mich zu sehen, denn sie kommt angerannt und umarmt meine Hüfte. Sie hat ‚Hello-Kitty‘ -Haarspangen im Haar, die ihren Pony halten, trägt eine rosa Cordhose und dazu einen sehr gewöhnungsbedürftigen Pullover. Offensichtlich war er mit ihr einkaufen.
»Du siehst ja schick aus«, mustere ich sie mit eher gespielter Begeisterung – jedenfalls was den Pulli angeht.
»Das ist neu«, sagt sie stolz. »Die Hose und der Pullover und noch die Haarspangen. Und ich hab' noch viel mehr, zwei Tüten.«
»Ihr wart einkaufen?«, wende ich mich an ihn.
»Allerdings. Und wehe, du kommentierst den Pullover«, brummt er.
»Würd' ich nie tun.« Abwehrend hebe ich die Hände und versuche, ernst zu bleiben. Aber ich glaube, er kann an meinem Blick schon sehen, dass er nicht grade meinem Geschmack entspricht. Keine Ahnung, wieso er ihn gekauft hat.
»Flori?« Stella zieht das ‚o‘ in meinen Namen lang.
»Was denn, Süße?«
»Kannst du Zöpfe machen?«
»Zöpfe?«
»Ja«, sie nickt eifrig. »So kleine, die man sich hier so hinmachen kann.« Sie fummelt irgendwo zwischen Haarklammer und Pony an ihrem Kopf herum. »Weil, der David kann das nämlich gar nicht… so pflechten…«
»Na ja, ich kann's mal versuchen, wenn du willst«, biete ich an. Keine Ahnung, ob ich das noch hinbekomme.
»Ich bin dann mal weg«, unterbricht er uns und nimmt seine Jacke. »Wenn du willst, bestell' dir was zu essen, ich hab' Geld hingelegt. Fernbedienungen liegen auf dem Tisch und die Telefonnummer vom Restaurant hab' ich auch aufgeschrieben. In der Küche hör' ich das Handy meist nicht. Ich versuch' bis spätestens Mitternacht hier zu sein, falls das okay ist für dich.«
»Klar, hab' nichts mehr vor, heute.«
»Danke!«, sagt er noch mal, legt im Vorbeigehen seine Hand auf meine Schulter und für einen kurzen Moment sieht er mich an und lächelt dabei. Ein bisschen schwermütig. Und irgendwie würd' ich ihn gern in den Arm nehmen.
»Ist alles in Ordnung?«, frage ich.
»Klar, alles okay.«
Fällt mir schwer, das zu glauben, aber anscheinend will er nicht drüber reden.
»Wann soll sie denn ins Bett?«, erkundige ich mich.
»Na ja, ich glaube, Nina bringt sie immer so gegen halb acht. Gestern war es ein bisschen später…«»
»Muss ich bei dir auch Zähne putzen, Flori?«, will Stella wissen, die auf dem Sofa sitzt, dem Hasen Felix ihre Haarspangen ans Ohr geklemmt hat und ihn demonstrativ hoch hält, um es mir zu zeigen.
»Natürlich!«, sage ich streng. »Sonst bekommst du Karies!«
»Was ist Karies?«
»Löcher in den Zähnen.«
»Aber ich mag nicht Zähneputzen«, schmollt sie und schiebt die Unterlippe vor. Ich glaube, das diskutieren wir später.
»Soll ich den Kram, den du gekauft hast, vielleicht irgendwo hinräumen?«, biete ich an.
»Lass mal, ich mach' das morgen«, wehrt er ab.
»Dein Freund, er weiß Bescheid, dass ich hier bin, oder?« Besser ich frage nach. Ist ja schließlich nicht grade eine unwichtige Information, wann in etwa mit ihm zu rechnen ist. Und insgeheim hoffe ich natürlich, er bleibt möglichst lange im Büro. Aber dummerweise hab' ich mich erst an den Typen erinnert, als ich quasi schon fast vor der – diesmal auf Anhieb richtigen – Haustür stand. Sonst hätte ich wohl lieber bei mir auf sie aufgepasst. Aber er meinte ja am Telefon, es sei niemand da.
»Nein, aber das muss er auch nicht«, sagt David.
»Kommt er nicht nach Hause heute Nacht?« Oh Scheiße, das kann man jetzt so oder so verstehen. Ich hatte allerdings eher an die Option einer Geschäftsreise gedacht.
»Nein«, antwortet er knapp. »Ziemlich unwahrscheinlich, dass er hier
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