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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tag der ›Krankheit‹. Er fand Leo ziemlich munter für eine fiebrige Angina.
    »Was macht Wanda?« fragte Kochlowsky. »Hast du immer noch nicht unter ihren Rock geguckt?«
    Reichert erinnerte sich der zurückliegenden Nächte und seufzte scheinheilig. »Was kann ich gegen Wuttke ins Feld führen? Er ist 15 Jahre jünger, sieht 25 Jahre jünger aus und versteht sich auf Frauen. Ich war nie ein Draufgänger …«
    »Es genügt, wenn du ein Drauflieger bist«, verbesserte ihn Kochlowsky und lachte laut. »Aber selbst dazu bist du zu dämlich! Hast du wenigstens mit Wanda gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und was hat sie geantwortet?«
    »Ferdinand hat wirklich einen schönen Schweif.«
    »Wie bitte?«
    »Wir haben uns über Pferde unterhalten. Über Ferdinand und Max von der fürstlichen Kutsche …«
    »So viel Dummheit stinkt fast!« Kochlowsky erinnerte sich an den anonymen Zettel, betrachtete seinen Freund Jakob mit schräggeneigtem Kopf und war versucht, ihn gegen das Schienbein zu treten, wie er ihn so fett lächelnd vor sich sitzen sah. Nur kamen Leo plötzlich Zweifel. Enthielt der Zettel wirklich die Wahrheit? Oder war das wiederum nur eine Falle, die man ihm, Leo, gestellt hatte? Oder war doch gelogen, was Jakob redete, und gehörte schon zu dem abgekarteten Spiel?
    »Und Wuttke?« fragte Kochlowsky.
    »Ist gestern mit Wanda zum Tanz gefahren.«
    »Dann ist dir nicht zu helfen!« Kochlowsky stand auf, packte Reichert an der Schulter und schob ihn aus der Tür ins Freie. »Kümmere dich weiter um den Schweif von Ferdinand!«
    Am Abend brachte der polnische Bote dann eine alarmierende Nachricht. Der Aufseher vom Hühnerhof ließ melden:
    »Seit zwei Tagen fehlt die Arbeiterin Katja Simansky im Dienst. Keine Krankmeldung. Janek, der nach ihr sehen sollte, kommt zurück und sagt, Katja sei verschwunden. Zimmer leer, alle Kleider weg. Hausbewohner sagen: Muß nachts weg sein, haben nichts gehört. Können keine Erklärung geben. – Was soll ich tun?«
    Leo Kochlowsky betrachtete die Meldung lange, ehe er darunterschrieb:
    »Nichts weiter unternehmen. Namen aus Gesindeliste streichen. Wahrscheinlich taucht Katja Simansky nicht wieder auf Pleß auf. Wird ins Hinterland sein. Wäre ja nicht die einzige.«
    Damit war amtlich der Fall erledigt. Privat allerdings nicht. In Kochlowsky stieg echte Angst hoch.
    War Pittorski fähig, Katja zu töten und ihre Leiche verschwinden zu lassen? War er zum Mörder geworden?
    Wenn er es getan hatte, dann war er auch bereit, Leo Kochlowsky auf irgendeine Weise umzubringen. Auf einen Mord mehr kam es ihm dann nicht mehr an.
    Kochlowsky starrte bleich auf den Zettel des Aufsehers vom Hühnerhof. Pittorski hat Katja ermordet, dachte er immer wieder. Er hat sie umgebracht … mit einem Messer. Erstochen hat er sie.
    Er beschloß, seine ›fiebrige Sommerangina‹ noch um mindestens eine Woche zu verlängern.
    Unterdessen wurde die kleine Mamsell Sophie Rinne zum zweitenmal von der Fürstin empfangen, sehr zur Freude von Wanda Lubkenski und sehr zum Erstaunen der Hausdame Elena von Suttkamm. Ein Mamsellchen im Privatgespräch mit Ihrer Durchlaucht, das stellte fast alle Ordnung auf den Kopf.
    »Nun, Kindchen, erzähle mal«, hatte die Fürstin sie aufgefordert, als Sophie scheu, schmal und kindlich auf der vorderen Kante eines der Brokatsesselchen Platz genommen hatte. Sie sah in ihrem hellblauen Kleid mit dem Spitzenschürzchen und dem Spitzenhäubchen im blonden Haar entzückend aus. »Süß!« sagte die Fürstin. »Nein, wie süß! Kindchen, du bist ja wie eine Puppe!«
    »Mir gefällt es gut auf Pleß!« erklärte Sophie schlicht auf die Frage der Fürstin. »Danke, Durchlaucht, ich habe mich schon etwas eingelebt. Die Erste Köchin ist sehr nett zu mir. Ich habe schon viel von ihr gelernt. Überhaupt alle sind sehr nett zu mir …«
    »Erzähle mir von deinem Zuhause.«
    »Von Bückeburg?«
    »Ja, wenn du magst …«
    »Wir haben da ein kleines Häuschen, und Papa hat zwei Pferde und einen Wagen und holt Kisten, Kartons und Säcke vom Güterbahnhof …«
    »Dann habt ihr ein Fuhrunternehmen?«
    »Ja.«
    »Aber es hieß doch, dein Vater sei Gepäckträger im Bahnhof.«
    »Das war er auch. Ein paar Jahre lang, bis er sich das erste Pferd kaufen konnte und den ersten kleinen Karren. Danach das zweite Pferd, und dann kam noch ein Arbeiter dazu. Papa sagt aber immer: ›Ich bin Gepäckträger. Ich habe so angefangen, es ist ein schwerer Beruf und ein ehrlicher dazu. Warum soll ich mich

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