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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Spinner!‹ – Hätte ich das kauen und schlucken können? Kann man davon satt werden, von deinen billigen Weisheiten? Dann schon lieber die Zähne zusammenbeißen und zu stolz sein, um seinem kleinen Bruder etwas von seiner Not vorzuklagen. Dann lieber zu zweit in einer winzigen Wohnung hausen und dennoch glücklich sein, wenn man abends ein Brot und etwas Mettwurst hat …« Eugen seufzte, legte beide Hände über das schweißnasse, gerötete Gesicht. »Louis ist also hier?« Er hörte, wie sich Leo neben ihn auf die Bettkante setzte.
    »Eben eingetroffen. Mit Staffelei.«
    »Das Schicksal ist hart, Leo …«
    »Es war eine bodenlose Frechheit, ihn kommen zu lassen.«
    »Keine Frechheit, ein Irrtum«, sagte Eugen schwach und dachte an Wanda Lubkenski, die für ihn Sophie Rinne war.
    »Auf jeden Fall habe ich daraus ersehen, daß du von vornherein nach Pleß gekommen bist, um länger als sechs Tage zu bleiben.«
    »Es ging um glühende Liebesgedichte an das schönste Mädchen auf dieser Erde … O Gott!«
    »Und wo sind sie, die Gedichte?« schrie Leo.
    »Wo ist das schönste Mädchen?«
    »Ich zeige es dir noch!«
    Eugen seufzte wieder. Mein armer Kleiner, dachte er, wo ist dein von vielen beneideter Geschmack in punkto Frauen geblieben? Wie nervenkrank mußt du sein! Was mir da in der fürstlichen Küche entgegenrauschte … Wie kann eine empfindsame Dichterseele darauf ein Gedicht machen?
    »Ich bin todkrank!« sagte Eugen müde. »Ich ziehe ein in den Parnaß …«
    »Was soll Landauer hier?« bohrte Leo unbeeindruckt.
    »Er sollte das schönste Mädchen dieser Erde malen!« Eugen Kochlowsky fror plötzlich bei dem Gedanken. »Ich dachte, die Idee würde auch dich begeistern – ein Bild von ihr. O Himmel, wo ist ein Ausweg?«
    Leo Kochlowsky sah seinen Bruder nachdenklich an. Eigentlich war der Gedanke hervorragend, was man widerwillig zugeben muß. Ein Gemälde von Sophie Rinne, der Kopf lebensgroß in Öl auf Leinwand … Ein Engelskopf mußte das sein, schöner als von Botticelli oder Leonardo, vorausgesetzt, Louis Landauer war ein Maler, der so etwas konnte.
    Es gab ja auch Maler, bei denen wirkte ein Porträt, als sei der Abgemalte gerade aus einer Irrenanstalt entwichen. Im Schloß von Pleß hingen ein paar solche Riesengemälde mit irgendwelchen Ahnen oder befreundeten Persönlichkeiten darauf, und jedesmal, wenn Leo daran vorbeiging, dachte er: Wenn die so ausgesehen haben, ist es unbegreiflich, was sie alles geleistet haben!
    Da Leo nicht sprach, öffnete Eugen die Augen. »Was ist?« fragte er.
    »Landauer kann bleiben!« sagte Leo so zahm, daß Eugen tief Luft holen mußte. »Das war seit Jahren vielleicht der einzige vernünftige Gedanke von dir.«
    »Was?«
    »Landauer wird Sophie malen!«
    »Nein!«
    »Ja, bist du denn völlig verrückt? Warum nicht?«
    »Das schönste Mädchen der Erde!«
    »Ein Engel!«
    »Ich sterbe!« Eugen drehte sich zur Wand. Caesar hob den Kopf und blinzelte Leo an. Was ist los? schien er zu fragen. Er knurrte leise.
    Kochlowsky erhob sich von der Bettkante und warf seinem Bluthund einen giftigen Blick zu. »Miststück!«
    »Beleidige mich ruhig«, sagte Eugen schwach. »Ich vergehe …«
    »Ich meine den Hund!« schrie Kochlowsky. »In zwei Tagen bist du aus dem Bett, Eugen, und dichtest. Und Landauer malt! Diese doppelte Verehrung wird auch bei Sophie einen tiefen Eindruck machen.«
    »Eher sterbe ich. Ich prostituiere mich nicht als Dichter!«
    »Ich werde Landauer für ein Ölporträt hundert Goldmark geben.«
    »Wieviel?« Eugen fuhr in seinem Bett hoch und saß plötzlich gesund, gar nicht mehr betrunken, sondern hellwach in seinem Bett. »So viel gibst du dafür aus?«
    »Noch mehr, wenn ich Sophie überzeugen kann, daß ich der Mann für ihr Leben bin.«
    »Dieses Weib?«
    Leo Kochlowsky überhörte den Unterton; er war viel zu sehr mit der Vorstellung beschäftigt, Sophie als Gemälde in diesem Haus hängen zu sehen. »Ja, dieses Weib!« wiederholte er sogar, und Eugen faltete ergeben die Hände. »Ein Götterweib!« fuhr er fort. »Ein zum Menschen gewordener Sonnenstrahl … Ach, warum bin ich bloß kein Dichter geworden!«
    »Ja, warum!« Eugen Kochlowsky ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken. »Wehe, wenn dein Geschmack jemals in die Literatur Eingang fände …«
    Unten hatte sich Louis Landauer indessen in der Diele auf seinen Koffer gesetzt und wartete geduldig, bis Leo die Treppe wieder herunterkam. Gedämpft durch die Türen, hatte er Kochlowskys

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