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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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machen. Ein Husarenleutnant von Seynck. Weißt du, er ist der neue Verbindungsoffizier zum Stuttgarter Hof.«
    Leutnant von Seynck war das, was man einen schönen Mann nennt, hochgewachsen, schlank in den Hüften, breit in den Schultern. In seiner Uniform mit dem tressenbestickten Dolman und der flotten Husarenmütze entsprach er dem Idealbild eines Soldaten. Mit der beneidenswerten Jugend und Unbekümmertheit seiner 23 Jahre hatte er sich bis zuletzt geweigert, den glanzvollen Hof in Stuttgart mit seinen zahllosen hübschen Hofdamen zu verlassen, um in die ›tiefste Polakei‹, wie er sagte, versetzt zu werden. Oberschlesien, Pleß, Kattowitz, Nikolai – das war in seinen Augen Verbannung.
    Da sich ein Leutnant aber gegen allerhöchste Befehle nicht wehren kann, hatte er seine ganze Verwandtschaft mobilisiert, und darunter waren auch Generäle – aber selbst ihre Interventionen nützten nichts. Lediglich ein Versprechen konnte man geben: Nach einem Jahr sollte er abgelöst werden.
    Ein Jahr Pleß … Es würde ein verlorenes Jahr im Leben des Leutnants von Seynck sein.
    Wie es sich gehörte, kam er in das fürstliche Boudoir in geschniegelter Uniform, knallte die Hacken zusammen und schmetterte: »Leutnant Eberhard von Seynck, in Sondermission Seiner Majestät, des Königs von Württemberg, meldet sich Euer Durchlaucht zur Verfügung.«
    Dann erst bemerkte er neben der Fürstin die zarte Gestalt von Sophie Rinne, starrte sie, von ihrer Schönheit überwältigt, entgeistert an und verzichtete auf weitere Meldungen wie etwa die, daß er einen Gruß der Kronprinzessin überbringen sollte.
    »Stehen Sie bequem, Leutnant«, sagte die Fürstin Pleß freundlich. »Hatten Sie eine gute Reise?«
    »Es war heiß und staubig, Durchlaucht.«
    »Ja, es ist heuer ein besonders harter Sommer. Hat man Sie gut untergebracht?«
    »Vorzüglich, Durchlaucht.« Leutnant von Seynck blickte Sophie an. »Ich habe von meinem Zimmer aus einen wundervollen Blick über den Park . Wert, daß ein Maler ihn auf einem großen Gemälde festhalten sollte.«
    »Pleß ist schon oft gemalt worden«, sagte die Fürstin. »Aber nie der Garten, meist nur die Sauhatz im Winter. Der Fürst liebt dieses Motiv besonders. Ein Wink für Sie, Leutnant: Sie können den Fürsten sehr für sich einnehmen, wenn Sie mit ihm über die Sauhatz reden.«
    »Ich habe noch nie ein Schwein gejagt, Durchlaucht.«
    »Ein Schwein! Um Himmels willen, sagen Sie in Gegenwart des Fürsten nie Schwein! Er sieht Sie nicht mehr an! Wir hatten den Besuch des Fürsten zu Lippe, und zu Lippe sagte: ›Ich möchte mal einen richtigen Schwarzkittel bei Ihnen sehen.‹ Das wurde gerade noch geduldet! Aber mit ›Schwein‹ fallen Sie durch …«
    Das Geplauder dauerte zehn Minuten. Dann war Leutnant von Seynck entlassen. Er stand wieder stramm, die Hacken knallten, die rechte Hand fuhr grüßend zur Husarenmütze, aber bei dieser Ehrbezeugung sah er nicht die Fürstin Pleß, sondern Sophie Rinne an.
    Schade, dachte er dabei. Unerreichbar. Eine Prinzessin Pleß ist für einen kleinen Leutnant ein Wesen von einem anderen Stern. Das Märchen vom Schweinehirten und der Prinzessin bleibt eben ein Märchen.
    Er machte eine Kehrtwendung und verließ den Salon. Draußen an der Tür stand als Wache ein Lakai. Die Erste Zofe saß an einem Tischchen im Vorraum und nähte an einer Spitzenstola.
    Leutnant von Seynck zeigte mit dem Daumen zur Salontür.
    »Wer ist das da drinnen?«
    Der Lakai sah ihn voller Unverständnis an. »Die Fürstin! Wer sonst?«
    »Es war noch jemand im Zimmer. Eine junge Dame.«
    »Ach die?« Der Lakai grinste breit. »Mamsell Sophie …«
    »Wer?«
    »Sophie Rinne. Küchenmamsell.«
    »Das ist eine vom Personal?« Von Seynck war ehrlich verwirrt.
    »Eine mit Sonderstellung!« sagte die Zofe gehässig. »Kann tun, was sie will! In der Küche kriegt sie nur die feinsten Arbeiten! Sich die Hände schmutzig machen, das können die anderen. Dabei ist sie die Jüngste und müßte Kartoffeln schälen und Gemüse putzen! Denen in der Küche stinkt das alles … In Watte wird sie gepackt! Warum, das weiß keiner! Während andere, die schon vier oder fünf Jahre in der Küche sind, gerade eine Suppe anrühren dürfen, brät sie schon allein das Geflügel! Das muß eine ganz Feine sein. Kommt aus dem Bückeburgischen, ein Kräutchen Rühr-mich-nicht-an …«
    Leutnant von Seynck besaß nun genügend Informationen. Er verließ die Privaträume der Fürstin, ging in sein schönes

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