Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Zimmer zurück und schrieb ein Billet .
    »Ich liege zu Ihren Füßen. – Eberhard von Seynck.«
    Zusammen mit einem Strauß roten und weißen Phlox, den er von der Gärtnerei kommen ließ, schickte er das Briefchen durch seinen Burschen in die Küche.
    Der Einschlag eines Schrapnells hätte keine größere Wirkung haben können.
    »Woher ist das?« schrie Wanda Lubkenski sofort, als der Offiziersbursche mit den Blumen in die Küche kam. Sie stürzte auf ihn zu, drückte den maßlos Erschrockenen mit ihrem Busen gegen die Wand und blitzte ihn an. »Von Leo Kochlowsky? Ich schlag' sie dir um den Nischel, du Flegel!«
    Dann kam ihr blitzschnell der Gedanke, die Blumen könnten auch ein Gruß des großen Dichters Eugen Hyperion sein; sie wurde etwas freundlicher gesinnt, nagelte aber immer noch den Burschen gegen die Wand.
    »Ich komme von dem Herrn Leutnant«, sagte der erschrocken und dachte dabei: Mein Gott, wo bin ich hingeraten? In eine Höhle von Furien! »Ich soll das abgeben …«
    »Welcher Leutnant, he? Für wen abgeben?«
    »Für eine Mamsell Rinne …«
    »Das ist ja unerhört!« Wanda riß Brief und Phloxstrauß aus seinen Händen, nahm den Druck ihrer Brust zurück und ließ dem Burschen dadurch endlich Luft zum Atmen. »Sophie kennt keinen Leutnant. Pfui über euch alle! Mit solch üblen Lügen zu arbeiten! Sagen Sie Leo …«
    »Ich kenne keinen Leo!« rief der Offiziersbursche. Er war für den Leutnant von der Kaserne abkommandiert worden und wußte im Schloß noch nicht Bescheid. »Ich bin Fritz Kaminski und Bursche von Leutnant von Seynck.«
    »Sogar ein ›von‹!« sagte Wanda böse. »Ob von oder zu, hinten oder vorn – Mamsell Sophie lehnt die Blumen ab!«
    Genaugenommen unterschied sich Wanda in ihrer Ausdrucksweise kaum von Leo Kochlowsky. Doch gerade das machte sie zu Erzfeinden. Wenn sie aufeinandertrafen, gab es immer ein Unentschieden. Das aber war Leo unerträglich.
    »Das soll mir Mamsell Rinne selbst sagen«, stotterte der Bursche.
    Es war ein Fehler, Wanda zu widersprechen. Der arme Fritz Kaminski! Woher sollte er das wissen?
    »Raus!« zischte Wanda ihn an und warf den schönen Phloxstrauß an die Wand. Die Blüten zerplatzten förmlich. »Raus, oder ich gieße dir heiße Hühnersuppe über den Balg! Marianne! Ein Topf Hühnersuppe zu mir!«
    Fritz Kaminski sah entsetzt, wie ein Küchenmädchen sofort zum Herd lief und einen großen dampfenden Topf vom Feuer zog.
    »Ihr verdammten Weiber!« sagte er heiser. »Geht zum Teufel!« Er drängte Wanda zur Seite und ergriff ganz unheldisch die Flucht. Als die Tür zufiel, hörte er noch das Hohngelächter der Küchenmädchen.
    »Auftrag ausgeführt, Herr Leutnant!« meldete er nachher bei von Seynck. »Blumen übergeben.«
    »Wie reagierte Mamsell?«
    »Stumm«, log Kaminski.
    »Sie war ergriffen, nicht wahr?«
    »So kann man es nennen, Herr Leutnant.«
    »Sie bringen morgen wieder Blumen hin.«
    »Jawoll, Herr Leutnant.« Kaminski schluckte. Morgen mache ich es anders, dachte er. Tür auf, Blumen in die Küche geworfen – und dann schnell weg! So kann ich immer ehrlich sagen: Blumen zugestellt. »Wünschen Herr Leutnant bestimmte Uhrzeit?«
    »Am besten nach dem Frühstück. Und melden Sie mir jede Reaktion, Kaminski.« Von Seynck strahlte vor Siegerlaune. »Erkundigen Sie sich ganz vorsichtig, ob Mamsell bereits liiert ist …«
    »Zu Befehl, Herr Leutnant.«
    Am Abend aß Leutnant von Seynck einen Spickbraten, ohne zu wissen, daß Sophie Rinne an der Zubereitung beteiligt war. Sie hatte ihn gewürzt und die Soße angerührt. Auf jeden Fall war von Seynck sehr angetan. Es war der beste Spickbraten, an den er sich erinnern konnte.
    Das Billet des Leutnants aber geriet auf geheimnisvolle Weise trotzdem in die Hände von Sophie und später in die von Leo Kochlowsky. Sein polnischer Knecht brachte es ihm.
    »Das lag im Korb –«, sagte er. »Was soll damit geschehen, Herr Verwalter?«
    Kochlowsky las die Zeile und runzelte die Stirn.
    »In welchem Korb?«
    »Mamsell Rinne gab ihn mir vorhin. Sie wollte drei Schock frische Eier vom Hof …«
    »Der Korb gehört Mamsell Sophie?« knirschte Leo und starrte auf den Zettel.
    »Ja …«
    »Und du Hundsfott behauptest, das hier lag darin?«
    »Ja. Hinter das Futtertuch gerutscht …«
    ›Ich liege zu Ihren Füßen. – Eberhard von Seynck.‹
    »Mein Pferd!« brüllte Kochlowsky. »Sofort mein Pferd satteln!«
    Der Knecht stürzte davon, Leo hielt den Zettel ein Stück von sich ab und stampfte im

Weitere Kostenlose Bücher