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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an den Nischel!«
    »Vergessen Sie nicht, wer hier der Chef ist!«
    »Graf Douglas!« brüllte Kochlowsky. Empfindlicher konnte man ihn nicht treffen. »Seit wann ist am Hund der Schwanz das Wichtigste?«
    In maßlosem Zorn schlug Langenbach hinter sich die Tür zu. Mit Kochlowsky eine Wortschlacht austragen zu wollen war von vornherein hoffnungslos. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, Ruhe zu bekommen. Man müßte dem Grafen vorschlagen, eine alternative Entscheidung zu treffen: Kochlowsky oder Langenbach – für beide war kein Platz in den Lübschützer Tonwerken.
    Der geheime ›Club der Blandine-Listler ‹, wie der Webereifabrikant die mittlerweile freundschaftlich miteinander verbundenen Liebhaber nannte, hatte sich ein wenig beruhigt. Man stellte fest, daß Kochlowsky sein Wissen nicht verwertete und sich in Schweigen hüllte. Sicherlich aber nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern eher, weil er selbst auf der Liste stand und allen Grund hatte, Stillschweigen zu wahren. Auf das Angebot des Brauereibesitzers Fleckmann, in die ›Bürgergesellschaft‹ einzutreten, hatte Kochlowsky nicht reagiert. Es schien, als habe er diese Anfrage nicht für ernst genommen, sondern für eine Bierlaune gehalten.
    Ende Mai jedoch ergab sich eine Gelegenheit, Kochlowsky zu zeigen, daß man allen Ernstes bereit war, mit ihm gesellschaftlich zu verkehren: Eugen Kochlowsky, der inzwischen anerkannte Romanschriftsteller, besuchte seinen Bruder in Wurzen.
    Er kam ohne Ankündigung, stand plötzlich in der Diele und breitete die Arme aus, als Sophie mit Wanda auf dem Arm aus der Küche kam.
    »An mein Herz, goldgelockte Schwägerin!« rief Eugen wie immer sehr dramatisch. Jacky, der Spitz, der mit lautem Gekläff auf ihn zugesprungen war, verhielt plötzlich, schnupperte an Eugens Hose und lief jaulend zur Tür. »Euer Köter riecht es sofort – ich bin nicht allein. Ich habe Cäsar mitgebracht. Er wollte unbedingt mit, seinen ehemaligen Herrn besuchen. Ob er Leo noch erkennt? In Pleß heißt er immer noch des Verwalters Biest. O holde Schwägerin – ist das ein Frühling!«
    Er küßte Sophie und die kleine Wanda, ging dann zur Kutsche zurück und ließ Cäsar, den riesigen Dobermann, frei. Dieser stürzte sich sofort lautlos auf Jacky, der sich blitzschnell auf den Rücken warf und Cäsar in den Bauch biß. Das wiederum verblüffte den Dobermann. Er stieß ein dröhnendes Geheul aus, sprang weg und duckte sich zu neuem Sprung. Aber dabei blieb es. Vorsichtig kam Cäsar näher, beschnupperte Jacky, nahm den Geruch von Leo Kochlowsky wahr und begann mit dem ganzen starken Körper zu wackeln. Eugen brach in ein schepperndes Lachen aus.
    »Die Viecher sind sich einig … Sophie-Engel, wie wär's mit einem kühlen Wein? Wie ich meinen Bruder kenne, hat er keinen schlechten in der Kammer.«
    »Weiß Leo, daß du kommst?« fragte Sophie, als sie in der Wohnstube saßen und einen leichten Moselwein tranken. Dazu fraß – man kann's nicht anders nennen – Eugen den halben Topfkuchen auf, den Sophie für den kommenden Samstag gebacken hatte. Er grunzte dabei vor Wonne und mußte auf der Stuhlkante sitzen, weil sein Hintern und sein Bauch viel zu fett waren.
    »Wieviel wiegst du eigentlich?« fragte Sophie und schüttelte den Kopf.
    »Weiß ich es? Es werden über zwei Zentner sein.«
    »Hast du keine Angst, eines Tages zu platzen?«
    »Ich habe einundvierzig Jahre gehungert … jetzt fresse ich drei Jahre. Ist das kein gutes Verhältnis? Als ich dünn war, hat niemand meine Manuskripte gelesen, nicht mal eine Seite. Aber kommst du daher, wohlgenährt, sichtbar ohne Sorgen, den Erfolg an der Uhrkette tragend … dann reißen sie dir die Blätter aus der Hand. Neulich habe ich ein Experiment gemacht. Einer großen Berliner Zeitschrift habe ich eine Erzählung geschickt. Die Geschichte eines nach Schweiß riechenden Strumpfes. – Ich dachte: Jetzt kriegste einen saugroben Brief zurück! Was geschieht? Die Erzählung erscheint und wird ein Riesenerfolg. Und ein Kritiker schreibt sogar: Da wächst ein sozialistischer Autor heran! So etwas brauchen wir: Kein ›Blau blüht ein Blümelein‹, sondern den Geruch der wahren Arbeitswelt! Das ist Ausdruck unseres Industriezeitalters! – Hält man das für möglich? Ein Schweißstrumpf als neue Literatur. Wo kommen wir denn hin? – Also, wunderschöne Schwägerin, meckere nicht über meinen Bauch. Er hat die Aufgabe, Erfolg zu demonstrieren.«
    Am Abend erlebte Kochlowsky der Jüngere,

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