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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Georg entdeckte an den Bäumen den ersten grünen Schimmer. Er atmete tief durch und genoss die belebenden Sonnenstrahlen. Da trat Carola neben ihn.
    »Georg«, sprach sie ihn freundlich an. »Ich wollte mit dir über diese, na ja, du weißt schon, diese Geschichte neulich sprechen.«
    Oh Gott! Die Briefe! Die lagen immer noch neben den ausgerissenen Rezepten bei ihm zu Hause im Küchentisch.
    »Mmh«, nickte er nur. Die Sache schien Carola ziemlich peinlich zu sein. Nervös fummelte sie an einem ihrer überdimensionalen, schwarzen Ohrgehänge.
    »Also, ich wollte nur sagen, dein Kollege braucht sich nicht länger um die Sache zu kümmern. Es hat sich erledigt.«
    »Gut. Werd ich ausrichten«, erwiderte Angermüller ohne erkennbare Regung.
    »Wirst du deshalb jetzt auch keine Schwierigkeiten bekommen? Das täte mir leid«, erkundigte sich Carola besorgt.
    »Das krieg ich schon geregelt, mach dir keine Gedanken«, meinte Georg großzügig.
    »Ach, da bin ich froh! Das hat mich ganz schön belastet die letzten Tage«, seufzte Carola.
    »Verrätst du mir auch, warum die Briefe jetzt auf einmal kein Problem mehr sind?«
    Die Antwort blieb Carola schuldig. Klas-Dieter, schmal und mit schütterem Haar, war in der Balkontür erschienen.
    »Hier steckt mein Täubchen!«
    Er warf seine Lippen zum Kussmund auf, und Carola drückte die ihren gehorsam darauf. Sie umarmten sich, Carola kuschelte ihren Kopf an Klas-Dieters, und dann blieben sie verzückt lächelnd und eng umschlungen neben Georg stehen.
    »Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass Klas-Dieter auch so ein Zauberer in der Küche ist, Georg?«, blinzelte Carola in die Frühlingssonne.
    »Nicht dass ich wüsste«, verneinte Angermüller, dem allmählich dämmerte, was es mit Klas-Dieter auf sich hatte.
    »Übrigens, Klas-Dieter«, fragte er interessiert, »kennst du eigentlich das tolle Rezept für Canard à l’Orange von diesem Fernsehkoch? Wie heißt der doch nur?«
    Carola warf Georg einen erschrockenen Blick zu.
    »Du meinst Pierre Lebouton«, nickte Klas-Dieter eifrig. »Klar kenn ich das.«
    »Das würd’ ich an deiner Stelle mal für die Carola machen«, empfahl Angermüller und lächelte Carola an. »So goldbraun und knusprig, mit diesem zarten, roséfarbenen Fleisch, ein Gedicht! Das wird ihr bestimmt schmecken! Ihr entschuldigt mich, ich brauch jetzt was zu trinken.«
    Als sie am späten Nachmittag nach Hause gingen, war Astrid so guter Dinge wie lange nicht mehr, sie redete und lachte und freute sich über das Wetter. Es war kein zweiter Frühling, aber zumindest eine Normalisierung der Verhältnisse. Natürlich hatte sie auch mitbekommen, dass Carola inzwischen scheinbar größte Stücke auf Georg hielt, und er nahm sich vor, seiner Frau demnächst einmal die ganze Geschichte von Carolas ›Drohbriefen‹ zu erzählen.
    Tauwetter allenthalben, der Winter hatte sich endgültig verabschiedet, auch die Eiszeit in Herzen und Beziehungen schien vorbei. Astrid sprach zunehmend häufig vom Beginn der Segelsaison, was Georg mit Gelassenheit zur Kenntnis zu nehmen versuchte. Er selbst freute sich auf den Mai, wo Steffen und David ihn zu einem Wochenende nach London eingeladen hatten. Und auch wenn er versuchte, das vor sich selbst kleinzureden, freute er sich besonders darauf, dort eine ganz bestimmte Person wieder zu treffen. Eine Sache aber gab es, die wurmte Angermüller nach wie vor. Der Täter im Fall Güldenbrook war immer noch nicht gefasst.

     
    Jeden Tag hatte Hilde Dierksen mehrere Stunden in der Klinik verbracht, an Pierres Bett gesessen, während er auf der Intensivstation im künstlichen Tiefschlaf lag, seine Hand gehalten und mit ihm geredet, obwohl sie nie eine Antwort bekam. Als er dann endlich wieder hatte aufwachen dürfen, hatte er keine Erinnerung an jenen Sonntag, da man ihn bewusstlos neben dem Hofgraben gefunden hatte. Noch drei Wochen hatte er danach im Krankenhaus verbringen müssen, und Stück für Stück war die Erinnerung zurückgekehrt. Hilde war, so oft sie konnte bei ihm gewesen.
    Immer wieder wollte Pierre über Anatol reden, über den Morgen, als er ihn im Lager des Kavaliershauses überraschte, als er gerade mit einem seiner Hehler über eine Bestellung telefonierte, wie er ihn zur Rede stellte und Anatol mit seinem gewinnenden Lächeln alles abzustreiten versuchte. Wie Pierre ihm in die Kühlzelle vorausging, plötzlich einen Schlag auf dem Hinterkopf spürte und alles schwarz wurde. Pierre suchte die Verantwortung für das

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